Die Leiden eines Torhüters
Porträt Simpsons-Erfinder Matt Groening will es noch mal wissen: Im August startet seine neue Serie. Ein Blick auf einen Autor und Rockmusiker
Sosehr es sich Loris Karius wünschte: Die Erde tat sich nicht auf. So musste der Torwart des FC Liverpool seinen Mannschaftskollegen unter die Augen treten, nachdem er sie mit absurden Fehlern um die Möglichkeit gebracht hatte, die Champions League zu gewinnen. Zum dritten Mal in Folge jubelten Reals Dauersieger. Dafür hat der Ruf Deutschlands als Torwartnation Schaden genommen, wie Anton Schwankhart im Sport schreibt. Karius wird nun damit zu tun haben, die schlimme Erinnerung zu vertreiben. Die kontemplative Wirkung der Gartenarbeit ist bekannt. Vielleicht will sich Karius ihr ja widmen. Daniela Hungbaur gibt Tipps, wie Obst und Gemüse wohl gedeihen (Bayern). Oder aber der Torwart sucht Zerstreuung vor dem Fernseher. Dann ist vielleicht die neue Serie von Matt Groening etwas für ihn. Ein Porträt des Simpsons-Erfinders von Christian Gall finden Sie auf der
In 15 Minuten ging alles über die Bühne. Nur so lange brauchte Matt Groening, um 1985 die Figuren der Simpsons zu entwerfen. Die Namen lieh er sich von seinen Familienmitgliedern aus: Sein deutschstämmiger Vater hieß Homer, seine norwegische Mutter Margaret. In 15 Minuten legte der damals 31-Jährige den Grundstein für eine Serie, die seit 29 Jahren in mehr als 600 Folgen ausgestrahlt wird.
Seine zweite Serie „Futurama“war kommerziell nicht ganz so erfolgreich, doch eine große Fangemeinde hofft seit Jahren auf eine neue Staffel. Nun, inzwischen 64 Jahre alt, wagt sich Groening an den dritten Akt: „Disenchantment“, eine Zeichentrickserie mit FantasySetting, die ab dem 17. August auf dem Online-Streamingdienst Netflix laufen soll. Ein neuer Meilenstein in der Fernsehlandschaft? Das muss sich zeigen. Aber sicher ist es mehr, als sich der junge Groening je erträumt hätte.
Seine Anfänge bestritt er weitab des Fernsehens. Nach seiner Jugend in Portland als mittleres von fünf Kindern und einem Philosophiestudium im US-Bundesstaat Washington zog es ihn mit 23 Jahren nach Los Angeles. Er hielt sich mit kleinen Jobs über Wasser, etwa als Lieferbote oder als Angestellter in einem Schallplattenladen. Gleichzeitig arbeitete er an ComicStrips: „Life in Hell“nannte er sie – „Leben in der Hölle“, inspiriert durch seine Erlebnisse in der neuen Stadt. Seine Geschichten mit zwei zynischen Kaninchen in den Hauptrollen verscherbelte er im Schallplattenladen, in dem er arbeitete – zwei Dollar verlangte er für seine eigenhändig kopierten Heftchen. Die schrägen Comics kamen bei der Kundschaft gut an, nach 500 verkauften Exemplaren druckten auch erste Zeitungen seine Zeichnungen ab. Groenings Name machte die Runde – und landete beim Filmproduzenten James L. Brooks. Der lud den jungen Zeichner ein und wünschte sich von ihm eine außergewöhnliche Idee für eine Comic-Serie. Es folgten 15 schicksalhafte Minuten – der Rest ist Fernsehgeschichte. Doch die Simpsons haben schon bessere Zeiten erlebt. Neue Serien machen Groenings gelber Familie Konkurrenz, viele Fans kritisieren zudem, dass die Simpsons immer braver und korrekter werden. Von Groening selbst kann man das nicht behaupten, als überzeugter Atheist und Satiriker eckt er bei vielen Menschen an. In seiner Freizeit kann er sich aber in einen festen Freundeskreis zurückziehen – und in seine Rockband „Rock Bottom Remainders“, eine Gruppe aus berühmten Autoren, Journalisten und Schriftstellern, darunter auch Stephen King. Halt gibt ihm auch seine Familie – Groening lebt in zweiter Ehe mit seiner Frau Deborah zusammen, zwei Söhne hat er aus erster Ehe: Homer und Abe. Benannt nach Groenings Vater und seinem Großvater Abraham, nicht nach den Mitgliedern seiner Comic-Familie. Christian Gall