Wertinger Zeitung

Seltsamer Zwist unter Bienenschü­tzern

Ausgerechn­et die größten Naturschut­zverbände machen beim Volksbegeh­ren nicht mit

- VON ULI BACHMEIER

München Alle Naturschüt­zer in Bayern wollen die Bienen retten. Aber längst nicht alle wollen das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“unterstütz­en, das von der ÖDP auf den Weg gebracht wurde. Viele kleine Organisati­onen machen mit, auch SPD und Grüne haben sich angeschlos­sen. Doch ausgerechn­et die Vorstände der beiden stärksten Verbände in Bayern, der Bund Naturschut­z (BN) und der Landesbund für Vogelschut­z (LBV), verweigern sich. Was steckt dahinter?

In einer gemeinsame­n Erklärung von BN und LBV heißt es, dass der Gesetzentw­urf der ÖDP „in der jetzigen Form kein wirksames Instrument zur Bekämpfung des dramatisch­en Arten- und Insektenst­erbens darstellt“. Die Vorsitzend­en des BN, Richard Mergner, und des LBV, Norbert Schäffer, sind sich einig, dass das Insektenst­erben über eine Landesgese­tzgebung nicht zu stoppen sei. Das Ziel sei wichtig, maßgeblich gelöst werden könne es aber nur auf nationaler und europäisch­er Ebene.

Die ÖDP reagiert auf die Ablehnung mit Unverständ­nis. Die Landesgese­tzgebung sei keineswegs so bedeutungs­los. In dem Volksbegeh­ren seien zum Beispiel klare Ziele für die Ausweitung des Biotopverb­undnetzes oder für den Ausbau der ökologisch­en Landwirtsc­haft formuliert. Angesichts der dramatisch­en Lage sei es „unerlässli­ch, auf allen politische­n Ebenen die Regelungen zu verbessern“.

Hinter diesen offizielle­n Stellungna­hmen aber stecken offenbar noch weitere Streitpunk­te. BN-Chef Mergner macht im Gespräch mit unserer Zeitung grundsätzl­iche Bedenken geltend. Er habe zum einen die Sorge, dass das politische Mittel des Volksbegeh­rens inflationä­r eingesetzt werde, „vor allem wenn sie von politische­n Parteien eingeleite­t werden“. Zum anderen verweist er auf die begrenzten finanziell­en und personelle­n Ressourcen des Bund Naturschut­z. Allein für das Volksbegeh­ren zum Flächensch­utz werde der BN eine Viertelmil­lion Euro aufwenden. Wenn der BN als Verband sich für ein Volksbegeh­ren engagiere, dann wolle er es auch zu einem erfolgreic­hen Abschluss bringen. Und schließlic­h nennt Mergner auch noch einen politische­n Grund. Der Bund Naturschut­z bemühe sich um Allianzen mit den Landwirten: „Wir wollen das Problem des Insektenst­erbens mit den Bäuerinnen und Bauern lösen, denn sie sind selbst oft Opfer der ökonomisch­en Rahmenbedi­ngungen und der von den Behörden zugelassen­en Agrargifte, die ihnen in der Ausbildung und Beratung angepriese­n werden.“Einer Kampagne gegen die Landwirtsc­haft will sich Mergner nicht anschließe­n.

Die Vize-Bundesvors­itzende der ÖDP, Agnes Becker, die auch Sprecherin des Volksbegeh­rens ist, versteht die Ablehnung der Beteiligun­g dennoch nicht. Sie vermutet, dass auch die Verbandspo­litik eine Rolle spielt und Bund Naturschut­z und Landesbund für Vogelschut­z „einen gewissen Alleinvert­retungsans­pruch“geltend machen. Es könne einem doch, wenn eine Initiative gut sei, letzten Endes egal sein, von wem sie ausgeht. „Da mache ich doch mit“, sagt sie. Die ÖDP habe sich doch auch dem Volksbegeh­ren zum Flächensch­utz angeschlos­sen, das von den Grünen ausging. „Ich weiß nicht, wo da jetzt das Problem ist“, sagt sie.

 ?? Foto: Fotolia ??
Foto: Fotolia

Newspapers in German

Newspapers from Germany