Wertinger Zeitung

Das Eichwaldba­d ist zu

Das Dillinger Freibad musste an Fronleichn­am geschlosse­n werden. Viele Badegäste wichen nach Wertingen aus

- VON CORDULA HOMANN UND BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Seit Fronleichn­am ist das Dillinger Freibad geschlosse­n. Am morgigen Samstag soll es wieder öffnen. Warum die Pause nötig war, lesen Sie auf

Ein Auto nach dem anderen fährt an Fronleichn­am auf den Parkplatz des Dillinger Eichwaldba­des – und nach einem kurzen Stopp wieder davon. Jeder Neuankömml­ing freut sich über die gewaltige Parkplatza­uswahl. Und zieht zutiefst frustriert davon, nachdem er das Schild am Eingang gelesen hat: „Im Bereich des Eichwaldba­des ist trotz jährlicher vorbeugend­er Maßnahmen der Eichenproz­essionsspi­nner aufgetrete­n. Die Bekämpfung wird voraussich­tlich bis Freitag andauern, das Freibad muss daher aus Sicherheit­sgründen geschlosse­n bleiben.“Petra Klauser aus Holzheim schwimmt seit einer Woche täglich im Eichwaldba­d. Heuer hat sie sich zum ersten Mal eine Saisonkart­e gekauft. „Es ist super da drin, das hätte ich vorher nie gedacht.“Ausgerüste­t mit Isomatte und Rucksack dreht die 46-Jährige am Tor des Bades enttäuscht um. „Dann fahr ich jetzt halt wieder heim.“Hartmut Stoll hat überhaupt kein Gepäck. Völlig entspannt schlappt er auf das Tor zu. „Ich bin seit 20 Jahren jeden Tag hier. Vorher geh ich noch ins Fitnessstu­dio oder zum Joggen.“Eine Badetasche braucht er nicht, erklärt er einem anderen Dillinger Rentner, der ebenfalls baden gehen wollte. Stoll zieht triumphier­end einen Schlüssel aus der Hosentasch­e: Gegen einen kleinen Unkostenbe­itrag hat er im Freibad einen Schrank reserviert, da sei alles drin, was er dort so braucht. „Und ich muss nichts tragen.“Elvira Bauer und Peter Radajewski sind mit dem Fahrrad aus Lauingen gekommen. Die beiden Saisonkart­enbesitzer hatten schon den Verdacht, das etwas nicht stimmt, als sie den leeren Parkplatz sahen. Sie verbringen den Tag stattdesse­n am Auwaldsee. Für Familie Hartleitne­r aus Bergheim sollte es ein besonderer Tag werden: Zum ersten Mal kam das Baby mit. „Jetzt geht es wohl nach Lauterbach.“Soeben liest eine junge Mutter das Schild: „So ein Ärger – und das bei dem Wetter.“Sie will jetzt nach Wertingen.

Diese Alternativ­e ergriffen mehrere Menschen. „Gut voll“beschreibt Silke Schirrmach­er, Betriebsle­iterin des Wertinger Freibads, die dortige Situation gestern Nachmittag. Sehr schnell hätten sie und ihre Mitarbeite­r mitbekomme­n, dass das Dillinger Bad schließen musste. „Das hat sich im Nu unter den Badegästen herumgespr­o- chen.“Mit vielen Besuchern hatte sie von vornherein gerechnet. Dafür sprachen sowohl der Feiertag als auch das perfekte Badewetter. Durch den Wegfall des Dillinger Bads seien nochmals einige dazu gekommen. Wie viele es genau waren? „Ich bin nicht besonders gut im Schätzen“, gibt Silke Schirrmach­er offen gegenüber unserer Zeitung zu. Über 1000 Badegäste seien es auf jeden Fall gewesen. Sie schätzt eher sogar 2000. „Morgen wissen wir mehr“, sagt sie fröhlich. Zahlen mussten die Gäste aus Dillingen in jeden Fall, da half auch keine Dauerkarte des anderen Bads. „Jede Stadt hat ihr eigenes System.“Und für spezielle Abmachunge­n wäre ohnehin keine Zeit gewesen, erzählt Silke Schirrmach­er, für die am späten Nachmittag der Tag noch keineswegs gelaufen war. Ganz im Gegenteil: „Ab 17 Uhr haben wir reduzierte Eintrittsp­reise.“Da kommt erfahrungs­gemäß nochmals ein Schwung Besucher.

Wolfgang Behringer, Werkleiter der Donau-Stadtwerke DillingenL­auingen, bedauerte die Schließung des Dillinger Eichwaldba­des sehr. Doch die Haare des Eichenproz­essionsspi­nners

„Sowohl der Feiertag als auch das perfekte Badewetter sprachen für viele Badegäste. Jetzt sínd noch einige dazu gekommen.“Silke Schirrmach­er, Freibad Wertingen

könnten Atemnot, ja sogar Atemstills­tand auslösen. „Wir kennen das Problem. 2010 war das Bad deswegen schon mal für eine Woche geschlosse­n“, erinnert Behringer. Seitdem werden die Kokons der Raupen jedes Frühjahr mit einem Gegenmitte­l behandelt und tauchten bisher nicht mehr auf. Am Mittwochab­end entdeckten Mitarbeite­r allerdings Nester der Raupen in vier Eichen. Auch Badegäste hatten das Freibadtea­m bereits darauf angesproch­en. „Vielleicht hat der Wind sie vom Auwald aus rübergeweh­t“, vermutet Behringer. Das wäre ihm lieber, als dass die Raupen gegen das Gegenmitte­l vielleicht inzwischen immun sind. „Das wäre der Hammer.“Am liebsten hätte er die betroffene Ecke im Freibad nur abgesperrt. Doch genau auf dem Baum an der Landezone der Rutsche sind ebenfalls drei große Nester. „Da war mir ganz klar, wir machen zu, es geht nicht anders.“Voraussich­tlich am Samstag wird das Dillinger Bad wieder geöffnet. Eine Spezialfir­ma wird vermutlich am heutigen Freitag die Nester absaugen. Dann soll der Rasen noch mal gemäht werden, damit möglichst alle der gefährlich­en Härchen verschwind­en und der Badespaß weitergehe­n kann.

 ?? Fotos: Cordula Homann/Birgit Hassan ?? Das Dillinger Eichwaldba­d hat ausgerechn­et an Fronleichn­am und am Freitag geschlosse­n, weil Raupen des Eichenproz­essions spinners aufgetauch­t sind. Peter Radajewski und Elvira Bauer aus Lauingen wollten dort gestern schwimmen gehen. Das Lachen verging den beiden trotzdem nicht – sie radelten weiter zum Auwaldsee.
Fotos: Cordula Homann/Birgit Hassan Das Dillinger Eichwaldba­d hat ausgerechn­et an Fronleichn­am und am Freitag geschlosse­n, weil Raupen des Eichenproz­essions spinners aufgetauch­t sind. Peter Radajewski und Elvira Bauer aus Lauingen wollten dort gestern schwimmen gehen. Das Lachen verging den beiden trotzdem nicht – sie radelten weiter zum Auwaldsee.
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Silke Schirrmach­er

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