Vom Schuttplatz ins Archiv
Rechnungsbücher der ehemaligen Gemeinde Bliensbach wanderten ins Wertinger Stadtarchiv. Wie sie dorthin kamen
Christine Hintermayr aus Zusmarshausen staunte nicht schlecht. Völlig unvermutet kamen bei der Auflösung des Haushalts eines verstorbenen Bekannten in Neusäß vier alte Rechnungsbücher der ehemaligen Gemeinde Bliensbach zum Vorschein. In fein säuberlicher Handschrift wurden darin akkurat alle Einnahmen und Ausgaben der Gemeinde Bliensbach in den Jahren 1899, 1928/29, 1934/35 und 1941/42 aufgelistet. Auch die entsprechenden Belege, Rechnungen und Quittungen sind mit abgeheftet.
Ihre Helfer wollten die alten Bücher schon im Abfall entsorgen, aber dies widerstrebte Christine Hintermayr, denn sie erkannte den historischen Wert des Schriftguts. Daher setzte sie sich mit dem Stadtarchiv Wertingen in Verbindung, das nach der Eingemeindung 1977 für die ehemalige Gemeinde Bliensbach zuständig ist.
Gerne nahm der Wertinger Stadtarchivar Dr. Johannes Mordstein
„Große Teile des Schriftguts der Gemeinde Bliensbach wurden auf dem dortigen Schuttplatz entsorgt.“ „Waisenhauskinder verkauf ten einige Bücher auf dem Flohmarkt.“
das Angebot an, die vier Rechnungsbücher zu übernehmen. Denn das Bliensbacher Archivgut weist große Lücken auf, sodass Neuzugänge jederzeit willkommen sind.
Wie gelangten die Bliensbacher Rechnungsbücher nach Neusäß in Privatbesitz? Das lässt sich wohl nicht mehr restlos aufklären, aber Dr. Mordstein hat eine Vermutung: „Große Teile des Schriftguts der Gemeinde Bliensbach wurden auf dem dortigen Schuttplatz entsorgt. Waisenkinder des damaligen Waisenhauses in Bliensbach entdeckten es dort und verkauften einige Bücher dann auf Flohmärkten.“
Aus diesem Grund sei die Bliensbacher Überlieferung leider lückenhaft, was die Erforschung der Ortsgeschichte deutlich erschwert. Dank der Neuzugänge sind diese Lücken nun etwas kleiner geworden, denn die Rechnungsbücher werfen wichtige Schlaglichter auf die Geschichte des Zusamtaldorfes. (pm)