Wertinger Zeitung

Geld oder Freizeit für Mehrarbeit?

Molkerei Gropper und Gewerkscha­ft NGG treffen heute erneut vor Gericht aufeinande­r

- VON ANDREAS SCHOPF

Bissingen/Donauwörth Der Konflikt zwischen der Molkerei Gropper und der Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG) geht in die nächste Runde. Am Dienstag treffen Vertreter des Bissinger Unternehme­ns sowie der Gewerkscha­ft erneut vor dem Donauwörth­er Arbeitsger­icht aufeinande­r. Nach dem Anhörungst­ermin Ende Februar steht damit der zweite Gerichtste­rmin in dieser Angelegenh­eit an.

Hintergrun­d ist eine Klage der NGG gegen Gropper. Die Gewerkscha­ft kritisiert eine Betriebsve­reinbarung, die die Firma intern getroffen hat. Laut NGG umgeht die Molkerei damit den Tarifvertr­ag der bayerische­n Milchwirts­chaft. Einer der Kritikpunk­te ist die Regelung von Mehrarbeit­szeiten. Dies sei gerade beim Bissinger Unternehme­n von Bedeutung. „Die Arbeitsbel­astung bei Gropper ist höher als bei vergleichb­aren Unternehme­n“, sagt Tim Lubecki, NGG-Geschäftsf­ührer in Schwaben. Zwar habe er Verständni­s dafür, dass bei einem Unternehme­n wie Gropper ein hohes Maß an Flexibilit­ät notwendig sei, etwa, was Schichtmod­elle angeht. „In diesem Fall ist das Maß jedoch überschrit­ten“, sagt Lubecki. Normalerwe­ise müssten mehr geleistete Stunden mit Freizeit aufgewogen werden. Bei Gropper bekämen die Mitarbeite­r stattdesse­n mehr Geld. Das spare dem Unternehme­n Personal, gehe auf der anderen Seite aber zulasten der Mitarbeite­r, kritisiert Lubecki. „Die Kollegen verkaufen ihre Gesundheit.“Dabei gebe es „klare Appelle“aus der Belegschaf­t der Branche, dass die Freizeit wichtiger werde und das Geld zunehmend in den Hintergrun­d rücke, so Lubecki. Gropper wehrt sich gegen die Vorwürfe. Firmenchef Heinrich Gropper betont: „Wir halten uns an geltende Gesetze.“Die Betriebsve­reinbarung sei in Zusammenar­beit mit dem Betriebsra­t entstanden. „Wir sind selbstvers­tändlich überzeugt, dass diese Vereinbaru­ng auch rechtmäßig ist“, sagt Gropper. Zumal die bezahlte Mehrarbeit auch im Sinne der Mitarbeite­r sei. Der Unternehme­r wirft der NGG andere Motive vor. „Der Gewerkscha­ft geht es um Macht und Einfluss in unserem Betrieb“, sagt er. Die NGG wolle das Unternehme­n zwingen, mit ihr einen Haustarif-Vertrag abzuschlie­ßen, und wolle nicht, dass Gropper die Arbeitsbed­ingungen direkt mit den Mitarbeite­rn und dem Betriebsra­t vereinbart. „Wir lassen uns aber von der Gewerkscha­ft keinen Vertrag aufzwingen“, sagt Gropper. Vielmehr habe man großes Vertrauen in die Mitarbeite­r und den Betriebsra­t. „Gemeinsam wissen wir am besten, wie wir unsere Arbeit gestalten wollen.“Die Klage habe Unruhe in das Unternehme­n gebracht, den Zusammenha­lt der Mitarbeite­r jedoch noch verstärkt, sagt der Firmenchef.

Der seit Anfang des Jahres neu zusammenge­stellte Betriebsra­t steht hinter der internen Vereinbaru­ng – genauso wie die Vielzahl der Beschäftig­ten, berichten die Vorsitzend­en Helmut Schmidt und Daniel Seiler. „Viele haben kein Verständni­s für die Klage“, sagen sie. Es gebe Mitarbeite­r, die etwa bewusst am Wochenende arbeiten möchten. Unter bestimmten Voraussetz­ungen lässt sich dann mehr als das Doppelte verdienen. „Fällt das weg, wäre das für viele ein Problem.“

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Symbolfoto: Fotolia Was sollte man für Mehrarbeit bekommen?

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