Geld oder Freizeit für Mehrarbeit?
Molkerei Gropper und Gewerkschaft NGG treffen heute erneut vor Gericht aufeinander
Bissingen/Donauwörth Der Konflikt zwischen der Molkerei Gropper und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) geht in die nächste Runde. Am Dienstag treffen Vertreter des Bissinger Unternehmens sowie der Gewerkschaft erneut vor dem Donauwörther Arbeitsgericht aufeinander. Nach dem Anhörungstermin Ende Februar steht damit der zweite Gerichtstermin in dieser Angelegenheit an.
Hintergrund ist eine Klage der NGG gegen Gropper. Die Gewerkschaft kritisiert eine Betriebsvereinbarung, die die Firma intern getroffen hat. Laut NGG umgeht die Molkerei damit den Tarifvertrag der bayerischen Milchwirtschaft. Einer der Kritikpunkte ist die Regelung von Mehrarbeitszeiten. Dies sei gerade beim Bissinger Unternehmen von Bedeutung. „Die Arbeitsbelastung bei Gropper ist höher als bei vergleichbaren Unternehmen“, sagt Tim Lubecki, NGG-Geschäftsführer in Schwaben. Zwar habe er Verständnis dafür, dass bei einem Unternehmen wie Gropper ein hohes Maß an Flexibilität notwendig sei, etwa, was Schichtmodelle angeht. „In diesem Fall ist das Maß jedoch überschritten“, sagt Lubecki. Normalerweise müssten mehr geleistete Stunden mit Freizeit aufgewogen werden. Bei Gropper bekämen die Mitarbeiter stattdessen mehr Geld. Das spare dem Unternehmen Personal, gehe auf der anderen Seite aber zulasten der Mitarbeiter, kritisiert Lubecki. „Die Kollegen verkaufen ihre Gesundheit.“Dabei gebe es „klare Appelle“aus der Belegschaft der Branche, dass die Freizeit wichtiger werde und das Geld zunehmend in den Hintergrund rücke, so Lubecki. Gropper wehrt sich gegen die Vorwürfe. Firmenchef Heinrich Gropper betont: „Wir halten uns an geltende Gesetze.“Die Betriebsvereinbarung sei in Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat entstanden. „Wir sind selbstverständlich überzeugt, dass diese Vereinbarung auch rechtmäßig ist“, sagt Gropper. Zumal die bezahlte Mehrarbeit auch im Sinne der Mitarbeiter sei. Der Unternehmer wirft der NGG andere Motive vor. „Der Gewerkschaft geht es um Macht und Einfluss in unserem Betrieb“, sagt er. Die NGG wolle das Unternehmen zwingen, mit ihr einen Haustarif-Vertrag abzuschließen, und wolle nicht, dass Gropper die Arbeitsbedingungen direkt mit den Mitarbeitern und dem Betriebsrat vereinbart. „Wir lassen uns aber von der Gewerkschaft keinen Vertrag aufzwingen“, sagt Gropper. Vielmehr habe man großes Vertrauen in die Mitarbeiter und den Betriebsrat. „Gemeinsam wissen wir am besten, wie wir unsere Arbeit gestalten wollen.“Die Klage habe Unruhe in das Unternehmen gebracht, den Zusammenhalt der Mitarbeiter jedoch noch verstärkt, sagt der Firmenchef.
Der seit Anfang des Jahres neu zusammengestellte Betriebsrat steht hinter der internen Vereinbarung – genauso wie die Vielzahl der Beschäftigten, berichten die Vorsitzenden Helmut Schmidt und Daniel Seiler. „Viele haben kein Verständnis für die Klage“, sagen sie. Es gebe Mitarbeiter, die etwa bewusst am Wochenende arbeiten möchten. Unter bestimmten Voraussetzungen lässt sich dann mehr als das Doppelte verdienen. „Fällt das weg, wäre das für viele ein Problem.“