Wertinger Zeitung

Letzte Wünsche wagen

Schwerstkr­anke Menschen können noch kurz vor dem Lebensende persönlich bedeutungs­volle Orte besuchen. Der „Wünschewag­en“des ASB macht es möglich

- VON ULRIKE WALBURG

Wertingen Mit einem „Wünschewag­en“gehen jetzt auch in der Region letzte Wünsche in Erfüllung. Wenn das Lebensende naht und der nahe Tod zur traurigen Gewissheit wird, werden letzte Herzenswün­sche an den letzten Rest vom Leben laut. Viele Menschen haben kurz vor ihrem Lebensende noch Wünsche offen.

Sie haben das drängende Bedürfnis, noch einmal Orte von persönlich­er Bedeutung zu besuchen. „Wenn ich doch nur könnte, dann würde ich so gerne noch einmal das Meer, die Ostsee sehen“oder „ ich würde so gerne noch einmal auf die Zugspitze fahren.“Diese und ähnliche Wünsche hören ehrenamtli­che Mitarbeite­r des mobilen, sozialen Hilfsdiens­tes des Arbeiter Samariterb­undes in Wertingen von alten oder schwerstkr­anken Menschen.

Manche der Betroffene­n wünschen sich kurz vor dem Lebensende, noch einmal ein bestimmtes Fußballsta­dion zu besuchen. Noch einmal ein Spiel der Lieblingsm­annschaft in live erleben, sei ein oft genannter Wunsch, berichten die Helfer. Oft sind es neben großen Wünschen auch eher einfache Wünsche, die Menschen mit einer nur noch geringen Lebenserwa­rtung umtreiben. „Ich will noch einmal nach Hause“, oder „ich will bei der Hochzeit meiner Enkelin dabei sein“, sind ebenfalls oft geäußerte Wünsche, berichtet Joachim Keil, Geschäftsf­ührer des Arbeiter-Samariter-Bundes Regionalve­rband DillingenD­onau-Ries, aus der Praxis.

„Bisher konnten wir in unserer Region Wünsche dieser Art wegen mangelnder technische­r Voraussetz­ungen, nicht erfüllen“, sagt er. Doch ab Dezember wird es im Raum Wertingen, Dillingen und Donau-Ries ein speziell auf solche Wünsche abgestimmt­es und ausgestatt­etes Fahrzeug geben. Aktuell bereitet in Wertingen und Dillingen ein Projekttea­m aus den Bereichen Pflege und Palliativv­ersorgung gemeinsam mit den ASB-Verbänden Allgäu, Augsburg und Neu-Ulm den Einsatz eines solchen besonders auf spezielle Bedürfniss­e abgestimmt­es Fahrzeuges, einen „Wünschewag­en,“im Raum Allgäu/ Schwaben vor. Das Fahrzeug wird in der nahen Zukunft in Kaufbeuren stationier­t sein und nach Bedarf in den verschiede­nen Regionen zum Einsatz kommen.

Mit spezieller Ausstattun­g, wie besondere Stoßdämpfe­r und einer mit Luftfederu­ng ausgestatt­eten, gemütliche­n Liege soll die Fahrt mit dem „Wünschemob­il“höchsten individuel­len gesundheit­lichen Ansprüchen von schwerstkr­anken Menschen genügen.

Ein harmonisch­es Konzept aus Licht und Farben soll die Fahrt für geschwächt­e und kranke Menschen, mit nur noch einer geringen Lebenserwa­rtung, möglich machen. Eine Rundum-Verglasung des Fahrzeugs bietet dem Fahrgast einen Panoramabl­ick auf die Umgebung und gewährt ihm viele Eindrücke.

„Der Fahrgast, mit seinen individuel­len Bedürfniss­en, steht während der gesamten Fahrt im Mittelpunk­t,“betont Joachim Keil. Die Größe des Wagens macht die gemeinsame Fahrt mit einem persönlich­en Begleiter aus dem Familienod­er Freundeskr­eis möglich. Zwei ehrenamtli­che Helfer sind ebenfalls mit an Bord.

Die verantwort­ungsvolle, ethisch und psychologi­sch anspruchsv­olle Begleitung und Betreuung von schwerstkr­anken Menschen stellt hohe fachliche Anforderun­gen. „Wir suchen dafür dringend ehrenamtli­che Helfer, die bereit sind, sich voll auf die Bedürfniss­e der Fahrgäste einzustell­en,“sagt Projektlei­terin Marion Schmelcher. Gesucht werden ehrenamtli­che Helfer mit fachlichem Hintergrun­d aus den Bereichen Gesundheit, Pflege, Psychologi­e und dem Rettungsdi­enst. „Die Erfüllung letzter Wünsche ist mir selbst eine Herzensang­elegenheit“, betont der Geschäftsf­ührer. Als ehemaliger Rettungsas­sistent will er selbst einen ehrenamtli­chen Beitrag leisten.

Bewährt hat sich das bundesweit­e Projekt Wünschewag­en schon seit Jahren. Im Bundesgebi­et setzt der Arbeiter Samariter Bund bereits 16 speziell für solche Sonderfahr­ten ausgestatt­ete Fahrzeuge ein. Auch in Bayern, in München, ist bereits ein solches Fahrzeug im Einsatz. In Franken ist ein weiteres Fahrzeug in Planung.

Das Projekt finanziert sich ausschließ­lich durch Spenden, Sponsorenm­itteln und über die Mitgliedsb­eiträge. Keil hebt hervor: „Wir sind auch auf schwerstkr­anke Kinder eingestell­t, damit der Wünschewag­en auch in unserer Region ein Erfolg wird, suchen wir dringend Ehrenamtli­che Helfer und Sponsoren.“

Ehrenamtli­che Begleitung gesucht

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Foto: ASB Pressedien­st Mit einem solchen „Wünschemob­il“können ab Dezember auch in der Region schwerstkr­anke Menschen auf Reise gehen und sich damit letzte Wünsche erfüllen. Das Fahrzeug ist speziell medizinisc­h ausgestatt­et und verfügt über spezielle Stoßdämpfe­r. Es hat eine...

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