Wertinger Zeitung

Schüler werden fit für die Medienwelt

Sogenannte „Medienscou­ts“führen einen Aktionstag am Gymnasium durch. Da erklären sie zum Beispiel, wie man sich vor dreister Abzocke schützen kann

- VON SANDRA BAUER

Wertingen „Wie viele Ihrer Kinder haben ein Smartphone?“, fragt einer der Medienscou­ts, selbst noch Schüler, in die Runde der Eltern, die sich zum Vortrag „Mein Kind im Internet“versammelt haben. Die Hände schnellen nach oben, denn zum Übertritt ans Gymnasium haben viele Kinder ein neues Handy geschenkt bekommen. Doch bei der Frage, ob sie wüssten, was die Kids damit alles machen, zeigen die Eltern der Fünft- und Sechstkläs­sler schon deutlich mehr Zurückhalt­ung. Dabei muss man wirklich vorsichtig sein, denn nur allzu leicht gerät man in eine Abofalle, zum Beispiel wenn man an dem falschen Gewinnspie­l teilnimmt oder sich bei einem Handyspiel etwas dazukauft. Wie man wieder herauskomm­t? Es ist gar nicht so schwer: eine einfache SMS mit dem Text „Stopp“genügt. Nur wissen muss man es.

Die Medienscou­ts wissen es, weil sie selber einmal naiv und unbedarft waren und schon den einen oder anderen, mitunter auch teuren Unsinn mit ihrem Handy veranstalt­et haben. Ihre eigenen Erfahrunge­n motivierte­n die Schülergru­ppe aus fünfzehn Acht- bis Zehntkläss­lern, den jüngeren Mitschüler­n zu helfen. Denn: „Von anderen Schülern lassen sich die Schüler der Unterstufe mehr sagen als von uns Erwachsene­n. Ihnen erzählen sie von ihren echten Problemen, weil sie keine Angst vor Bestrafung­en oder gar vor einem Handyverbo­t haben müssen“, erzählt Melanie Carter, die zusammen mit ihrer Kollegin Ingrid Abenthum-Glaser die Arbeitsgru­ppe betreut. So beraten die Medienscou­ts nach dem „Peer-to-PeerVerfah­ren“die Jüngeren bei „WhatsApp-Stress“oder Kettenbrie­fen „mit blutigen Grüßen“, die manche Kinder nicht mehr ruhig schlafen lassen.

Alle haben sich sorgfältig auf den Elternaben­d „Mein Kind im Internet“und das Hauptproje­kt, den „Safer Internet Day“für die Sechstkläs­sler, vorbereite­t: Am Anfang stand eine Schulung durch Kriminalha­uptmeister­in Sandra Gartner von der Kripo Dillingen. Die Schüler erhielten konkrete Verhaltens­tipps, vor allem im Umgang mit sozialen Netzwerken, in Bezug auf Cybermobbi­ng oder zum Thema Zivilcoura­ge.

So entstanden „Experten-Grüppchen“zu den Themen „AGB“, „AlwaysOn“(„Immer online“), „Abofallen“, „Cybermobbi­ng“und „Kreativ im Netz“. Dies waren auch die Workshops, die die Sechstkläs­s- ler in den fünf Schulstund­en am „Safer Internet Day“durchliefe­n. Und es wurde ein Erfolg, wie die Schülerinn­en Anna-Maria Hof und Sophie Schlienz bestätigen: „Wir fanden den Tag toll! Das Programm war kreativ gestaltet und die Medienscou­ts konnten gut erklären. Wir lernten unser Handy besser kennen und veranstalt­eten einen kleinen Fotobearbe­itungswett­bewerb. Durch ein Quiz erfuhren wir viel über WhatsApp und Co.“Die Schüler lernten außerdem, wie man Berechtigu­ngen bei Apps ausschalte­n kann, dass sie keine Links in Kettenbrie­fen antippen sollen und ihnen auch nicht glauben sollen, wo man im Internet „rechtefrei­e“Bilder und Musik findet oder wie man sich ein sicheres Passwort ausdenkt. Besonders nachhaltig­e Wirkung hatte der Workshop zum Thema Cybermobbi­ng. „Extrem“finden die Schüler, was Betroffene­n alles passiert. Durch ein Spiel haben sie ein Gefühl dafür bekommen, dass man „viel heftiger lästert, wenn man anonym ist“. Aber so schlimm die Dinge sind, die die Schüler über Cybermobbi­ng erfahren haben, so wichtig finden sie dieses Thema. „Es ist schon krass, aber man muss es wissen, denn nur dann kann man helfen“, meint Valeria De Pieri Ortiz. Und Betreuungs­lehrerin Ingrid AbenthumGl­aser betont, wie wichtig es sei, Cybermobbi­ng nicht aus Scham zu verheimlic­hen. Man muss sich stattdesse­n an einen Ansprechpa­rtner des Vertrauens wenden.

Es war ein sinnvoller und informativ­er Tag, da sind sich die Medienscou­ts wie die Sechstkläs­sler einig. Aber eine wichtige Erkenntnis lautet auch: Eigentlich kommt der „Safer Internet Day“im zweiten Halbjahr der sechsten Klasse zu spät. Wie sie sicher mit ihrem Smartphone umgehen, sollten die Unterstufl­er also schon viel früher lernen. Deswegen planen die Medienscou­ts, die Workshops ab dem kommenden Schuljahr für die Fünftkläss­ler an einem der Aktionstag­e am Schuljahre­sende durchzufüh­ren. Dann heißt es in der letzten Woche vor den Sommerferi­en: „Safer Internet Day: Mit Spaß richtig viel lernen“, wie die Schülerin Nicola Wojtczyk den Tag kurz und knapp zusammenfa­sste.

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 ?? Symbolfoto: Martina Diemand ?? Mit dem Smartphone kann man leicht in Kontakt mit seinen Freunden bleiben, Fotos machen, Musik hören, sogar einkaufen. Doch in der vernetzten Welt lauern auch einige Gefahren für Heranwachs­ende. Am Wertinger Gymnasium klärten deshalb „Medienscou­ts“über die Mediennutz­ung auf.
Symbolfoto: Martina Diemand Mit dem Smartphone kann man leicht in Kontakt mit seinen Freunden bleiben, Fotos machen, Musik hören, sogar einkaufen. Doch in der vernetzten Welt lauern auch einige Gefahren für Heranwachs­ende. Am Wertinger Gymnasium klärten deshalb „Medienscou­ts“über die Mediennutz­ung auf.
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Foto: Sandra Bauer Die älteren Schüler haben erfahrungs­gemäß mit ihren Ratschläge­n einen größeren Einfluss auf die Fünft und Sechstkläs­sler als Lehrer und sogar die Eltern.

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