Die Dillinger Geburtshilfe eröffnet wieder
Der neue Chefarzt stellt seine Pläne für die Abteilung bei einem Tag der offenen Tür im Kreiskrankenhaus vor
Landkreis Nun ist es offiziell: Die Geburtshilfe am Dillinger Kreiskrankenhaus St. Elisabeth kann zum 1. Juli wieder ihren Dienst aufnehmen. Die Nachricht ist insofern etwas Besonderes, als die Geburtshilfe völlig überraschend Ende April vorübergehend geschlossen wurde. Binnen weniger Wochen hatten sowohl Ärzte als auch Hebammen gekündigt und der Betrieb konnte nicht mehr aufrechterhalten werden. Doch das Ziel des Landkreises, Träger der beiden Kreiskrankenhäuser, war klar: Die Geburtshilfe sollte bis zum 1. Juli wiedereröffnet werden. Der Kreistag verabschiedete sogar eine Resolution.
Wie der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen, Landrat Leo Schrell, am Dienstag mitteilte, ist es nun geschafft: Werdende Mütter werden am Dillinger Krankenhaus künftig von einem komplett neu aufgestellten Team um den neuen Chefarzt der Hauptabteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. med. Gerhard Nohe, betreut.
Nach der Erkrankung von Geschäftsführer Uli-Gerd Prillinger hatten die beiden Betriebsdirektorinnen Barbara Jahn-Hofmann (Wertingen) und Sonja Greschner (Dillingen) seit April mit Landrat Leo Schrell und dem Aufsichtsrat an einem Konzept für die Wiedereröffnung der Abteilung gearbeitet und nach qualifiziertem Personal gesucht. „Die Geburtshilfe in Dillingen ist damit deutschlandweit eine der wenigen Abteilungen, bei der eine Wiedereröffnung in kürzester Zeit wieder möglich ist“, freut sich Landrat Leo Schrell für die Bevölkerung im Landkreis, insbesondere die jungen Familien.
Entscheidend für den Aufbau des neuen Teams der Geburtshilfe sei die Zusage von Dr. Gerhard Nohe gewesen, die Leitung der Abteilung zu übernehmen, betonte Schrell. Der Aufsichtsrat der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen hätte sich bereits Anfang Mai einstimmig auf Dr. Nohe festgelegt, der das Gremium hinsichtlich seiner fachlichen Kompetenz, seiner Empathie und aufgrund seiner Vorstellungen zur Neuausrichtung der Abteilung, die erst vor Kurzem für rund 780000 Euro modernisiert und neu ausgestattet wurde, überzeugt hatte. Dr. Nohe wolle mit einem etablierten und eingespielten Team aus Ärzten, Hebammen und Kinderkrankenschwestern auf qualitativ hohem Niveau die Hauptabteilung Gynäkologie und Geburtshilfe zur „Klinik für Frauen- gesundheit“weiterentwickeln. Das Konzept dazu wird er am Tag der offenen Tür persönlich im Detail erläutern. Dieser findet statt am Samstag, 23. Juni, von 11 bis 16 Uhr. Dabei können sich die Bürger, vor allem aber die werdenden Mütter, über die Zusammensetzung des neu aufgestellten Teams sowie die künftige Ausrichtung der Abteilung und das Leistungsspektrum informieren. Zudem findet am Mittwoch, 4. Juli, 19 Uhr, im Konferenzraum 2 (zweites Obergeschoss) in der Klinik St. Elisabeth in Dillingen ein Infoabend für werdende Mütter statt.
Oberbürgermeister Frank Kunz ist sehr erleichtert, dass es den Krankenhaus-Verantwortlichen – allen voran auch Landrat Leo Schrell – gelungen ist, die jetzt vorgestellte Lösung zu finden. Für die jungen Familien und werden-den Eltern in Dillingen sei das eine wirklich gute Nachricht. „Gleichzeitig freue ich mich, dass das bewährte, engagierte Team aus Hebammen und Schwestern dafür gewonnen werden konnte, die Geburtshilfe bei uns in Dillingen gemeinsam mit den neuen Kollegen und Ärzten fortzuführen. Wichtig ist jetzt, dass es der Führungsspitze des Krankenhauses gelingt, das neue Team an unserer Geburtshilfe weiter aufzubauen, zu stärken und auf diese Weise die Zukunft der Abteilung dauerhaft zu sichern. Der Erhalt und Weiterbetrieb der Geburtshilfe muss auch weiterhin hohe Priorität behalten.“
Dr. med. Gerhard Nohe gilt als renommierter Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Gynäkologische Onkologie sowie die spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin. Eine besondere Expertise bringt er auf den Gebieten der minimal-invasiven sowie der urogynäkologischen Chirurgie mit. Dr. Nohe war kommissarischer Ärztlicher Direktor der Landesfrauenklinik Stuttgart, anschließend Chefarzt der Frauenklinik der Kreisklinik Wertheim sowie Chefarzt der Frauenklinik Schorndorf und Leiter des Brustzentrums Rems-Murr. Zuletzt fungierte er als Chefarzt der Frauenklinik des Vivantes Klinikums Am Urban in Berlin, dem akademischen Lehrkrankenhaus der Charité. Aktuell ist er Lehrbeauftragter im Studiengang Hebammenkunde an der Evangelischen Hochschule Berlin. Daher ist er laut Schrell deutschlandweit mit Hebammen gut vernetzt. Ein weiterer Vorteil: Dr. Nohe bringt eine junge Frauenärztin aus Berlin mit: Grazyna Anna Goik wird in Dillingen künftig als Oberärztin arbeiten. Das ober- und fachärztliche Team habe der neue Chefarzt bereits zusammengestellt. „Dr. Nohe ist ein Glücksgriff“, freut sich Schrell. Der Landrat hält weiter am Medizinischen Versorgungszentrum fest. Dies war für die Vorgänger von Dr. Nohe maßgeblich für die Bewerbung in Dillingen gewesen. Als es nicht zustande kam, weil der nötige Kassensitz fehlte, kündigten die beiden (wir berichteten). Für Dr. Nohe sei das MVZ nicht entscheidend für den Wechsel in die Große Kreisstadt gewesen.
Parallel dazu konnte für das Hebammen-Team die notwendige personelle Verstärkung gewonnen werden: Madlen Hofmann, Sina Riedter und Isabel Heigl werden künftig die bisherige Stammmannschaft um Carolin Wahlster-Bode, Anita Hartmann, Anne Braun-Springer und Jasmin Sowik erweitern.
Bereits im Vorfeld fanden unter der neuen chefärztlichen Leitung interne Gespräche mit allen Berufsgruppen sowie mit den niedergelassenen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen statt, um die notwendige Strukturierung und Organisation für den Neustart zu gewährleisten und gleichzeitig schon jetzt mit dem Aufund Ausbau für eine optimale Infrastruktur und für die Weiterentwicklung des medizinischen Leistungsangebotes zu beginnen. Die letzten drei Monate wurden auch dazu genutzt, die Kreißsäle zu renovieren. Der neue Chefarzt Dr. Nohe sagte: „Wir sind alle hoch motiviert und freuen uns darauf, dass ab 1. Juli die Frauen im Landkreis Dillingen ihre Kinder wieder in der Kreisklinik Dillingen zur Welt bringen können.“Das Team der Geburtshilfe in Dillingen sei dann wieder rund um die Uhr besetzt und stünde den werdenden Eltern mit Kompetenz und viel Einfühlungsvermögen zur Seite. „Ich bin mit dem Ziel nach Dillingen gewechselt, eine Klinik für Frauengesundheit auf- und auszubauen. Wir haben gemeinsam viel vor.“(mit pm)
Anmeldungen sind ab sofort für den gynäkologischen und geburtshilflichen Bereich unter Telefon 09071/57 8206, E Mail: ulrike.gallenmiller@khdw.de (Sekretariat Gynäkologie und Geburtshilfe: Ulrike Gallenmiller) möglich.