Die erste Drei Nationen WM
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 findet in den USA, Kanada und Mexiko statt. Das Amerika-Trio setzte sich gegen Marokko durch. Das erste Turnier mit drei Gastgebern liefert noch eine weitere Premiere
Moskau US-Präsident Donald Trump jubelte über den WM-Zuschlag an das Amerika-Trio, KremlChef Wladimir Putin genoss seinen ersten großen Auftritt vor dem Weltturnier in Russland. Und Fußball-Boss Gianni Infantino nutzte die Bühne für eine Wahlkampf-Ansage. Bei der Wahl der USA, Mexikos und Kanadas als gemeinsame Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 im XXL-Format wurde der Fifa-Kongress auch zur Bühne für die ganz große Politik. „Gratulation – ein großes Ergebnis harter Arbeit!“schrieb Trump am Mittwoch auf Twitter.
Der amerikanische Dreierbund entschied das Rennen um die erste WM mit 48 Teilnehmern gegen Außenseiter Marokko mit deren Botschafter Lothar Matthäus für sich – auch, weil dort bereits alle Stadien stehen. „Wir haben ohne jeden Zweifel eine sehr starke und solide Organisation gefunden“, gratulierte Fifa-Präsident Infantino.
Nach dem Ringen um die Gunst der 203 wahlberechtigten Mitglieder der Fifa, in das sich Trump kräftig eingemischt hatte, votierten 134 Verbände für den Dreierbund. Auch der Deutsche Fußball-Bund stand aufseiten der Sieger, hatte aber deutliche Kritik an Trump für dessen Drohungen gegen Länder, die für Marokko stimmen, geübt. Durch das Votum sieht sich der DFB in seiner Bewerbung für die EM 2024 bestätigt. „Das Votum für die Gemeinschaftsbewerbung USA, Kanada und Mexiko kann man als Zeichen werten, dass die große Mehrheit der Verbände auf Nachhaltigkeit Wert legt“, sagte DFBPräsident Reinhard Grindel. Dies sei „auch Ermutigung für uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“Auf Marokko entfielen 65 Stimmen. Das Königreich scheiterte bereits zum fünften Mal mit einer WM-Bewerbung.
Erstmals seit 1994 steigt ein Weltturnier wieder in den USA, Mexiko ist nach 1970 und 1986 das dritte Mal Gastgeber einer WM. Für Kanada ist das Turnier eine Premiere im Männer-Fußball. Die drei Nationalteams sind aber nicht automatisch qualifiziert. Bei seiner LastMinute-Präsentation setzte das Trio auf den Faktor Einwanderung und Weltoffenheit, der in Ghana geborene und aus Liberia geflohene Nationalspieler Alphonso Davies sprach emotional vor den Delegierten.
Russlands Präsident Wladimir Putin, der eine „tolle, unvergessliche“WM 2018 versprach, betrieb indes Wahlwerbung für Infantino, der seine Kandidatur für eine zweite Amtszeit an. Dieser habe die Organisation durch schwierige Zeiten geleitet. „Er blieb ruhig, er ist ein echter Kämpfer.“Und in diesem Stile inszenierte sich auch der Fifa-Boss als großer Heilsbringer. „Bei meinem Amtsantritt war die Fifa eine Organisation, die klinisch tot war“, sagte der 48-Jährige. „Heute zwei Jahre und vier Monate später, lebt die Fifa, sie ist kerngesund.“
Nach den neuen Fifa-Statuten kann Infantino noch zweimal für vier Jahre wiedergewählt werden. In seiner bisherigen Amtszeit stellte der Schweizer die Reform des skandalerschütterten Weltverbands in den Fokus. Und auch die Finanzen wertete er zu seinen Gunsten. Kritiker werfen ihm allerdings vor, Grundsätze des Prozesses zur Demokratisierung zu missachten.
Nach den Skandalen um die Ver- gabe der WM 2018 an Russland und 2022 an Katar war auch der Wahlprozess für den Gastgeber 2026 geändert worden. Nicht mehr die Fifa-Exekutive, sondern die Versammlung aller Mitgliedsverbände stimmte ab.
Bei der WM in acht Jahren stehen durch die erhöhte Teilnehmerzahl 80 statt derzeit 64 Spiele an. Die 48 Teams werden in 16 Vorrundengruppen eingeteilt, 32 Mannschaften erreichen die K.-o.-Runde. 60 Partien werden in den USA und jeweils zehn in Mexiko und Kanada stattfinden. (dpa)