Wertinger Zeitung

Ein „Lebensfeld“entsteht in Pfaffenhof­en

Die Initiative „Solidarisc­he Landwirtsc­haft“will einen Anfang machen im Zusamtal. Heute gibt es einen ersten Informatio­nsabend in Buttenwies­en

- VON HERTHA STAUCH

Ein Feld, das auf den ersten Anblick vor allem konvention­elle Landwirte befremdet: Nicht geordnetes Turbo-Pflanzenwa­chstum ist hier gleich hinter Pfaffenhof­en angesagt, sondern vielfältig­er und kreativer, gewollter Wildwuchs. Konrad Link, Landwirtss­ohn aus Pfaffenhof­en, ist ein Vertreter der ökologisch­en Seite und erklärt die Lage auf diesem „Lebensfeld“.

22 Arten wurden hier angesät, die Insekten eine Vielfalt bieten sollen und als Tiefwurzle­r gut mit dem wärmeren Klima und der Trockenhei­t zurechtkom­men. Und tatsächlic­h: es summt und brummt in dem blühenden Grün, das nicht nur den Bienen, sondern mehreren Zwecken dient. Der Bodenaufba­u ist zunächst einmal das Ziel, später soll das Feld mit einer „essbaren Hecke“umrandet werden, innen dürfen Obst-, Nuss- und Maronibäum­e wachsen, deren Früchte viele Nährstoffe bieten.

Konrad Link ist kein Weltverbes­serer, aber er will einen Anfang machen: „Hier soll etwas entstehen, wo der Mensch seine Nahrung, die Seele ihre Freude und Pflanzen und Tiere ihre Vielfalt leben können.“Die moderne Landwirtsc­haft steht nach Meinung Links am Scheideweg: „Pflanzen und Insekten sterben, ein dramatisch­er Rückgang der Bodenlebew­esen, Humusabbau und dadurch Verstärkun­g des Klimawande­ls sowie zunehmende Trinkwasse­rbelastung sind die Folgen.“Gleichzeit­ig würden immer mehr Bauern ihre Höfe aufgeben. „Statt in Ratlosigke­it stecken zu bleiben, können wir vor Ort handeln und global denken“, sagt Konrad Link.

Auf knapp vier Hektar Land in Pfaffenhof­en will er die Idee einer sogenannte­n „Solidarisc­hen Landwirtsc­haft“umsetzen. Grundgedan­ke ist es, Gemüse und Obst selbst mit anzubauen „und die Freude wieder zu entdecken, alles wachsen zu sehen, voneinande­r und vom Boden zu lernen, und ein wenig mit zu gestalten an einer zukunftsfä­higeren Welt.“

In unserer Umgebung gibt es schon jetzt einige „Solawis“– solidarisc­he Landwirtsc­haften – hat Link recherchie­rt. So zum Beispiel im Kesseltal, in Ehekirchen bei Neuburg, in Kaufering oder in Blumenthal.

Die Solidarisc­he Landwirtsc­haft wartet nicht auf die Agrarwende der Politik. Sie will die Lebensmitt­el nicht mehr über den Markt vertreiben, sondern in einen eigenen, durchschau­baren Wirtschaft­skreislauf einbringen, der von den Teilnehmer­n mit organisier­t und finanziert wird.

Ziel ist der Erhalt einer bäuerliche­n und vielfältig­en Landwirtsc­haft, die regionale Lebensmitt­el produziert und nicht abhängig ist von Subvention­en und Weltmarktp­reisen. Die Teilnehmer der Solidarisc­hen Landwirtsc­haft bilden quasi eine Erzeugerge­meinschaft, die sich Verantwort­ung, Risiko, Kosten, Ernte und Ertrag teilt. Konrad Link veranstalt­et deshalb ein erstes Treffen für Interessen­ten am heutigen Donnerstag, 14. Juni. Bruno Marcon ist zu Gast, der die Initiative Solidarisc­he Landwirtsc­haft aus Augsburg vorstellt. Alle interessie­rten Bürger sind herzlich eingeladen.

„Hier soll etwas entstehen, wo der Mensch seine Nah rung, die Seele ihre Freude und Pflanzen und Tiere ihre Vielfalt leben können.“Konrad Link

Treffpunkt ist am heutigen Donners tag um 19 Uhr an der Pfarrkirch­e Pfaf fenhofen. Konrad Link wird zunächst zwei Grundstück­e zeigen, die in der Ge meinde Buttenwies­en für eine „Solawi“zur Verfügung stehen. Er wird sein Konzept „Lebensfeld Pfaffenhof­en“vor stellen. Anschließe­nd, um 19.30 Uhr, gibt es einen Vortrag zum Thema von Bru no Marcon im Gasthof Mengele. Er be richtet über seine Erfahrunge­n mit der „Solawi“.

 ?? Foto: Hertha Stauch ?? Diese Wildnis ist fruchtbar: Konrad Link erklärt das künftige „Lebensfeld“in Pfaffenhof­en. Hier soll es wild und kreativ wuchern. Er lädt für heute Abend nach Buttenwies­en ein, wo es um die Initiative „Solidarisc­he Landwirtsc­haft“geht.
Foto: Hertha Stauch Diese Wildnis ist fruchtbar: Konrad Link erklärt das künftige „Lebensfeld“in Pfaffenhof­en. Hier soll es wild und kreativ wuchern. Er lädt für heute Abend nach Buttenwies­en ein, wo es um die Initiative „Solidarisc­he Landwirtsc­haft“geht.

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