Wertinger Zeitung

Der Ruhepol der Nationalma­nnschaft

Andreas Köpke geht als Torwarttra­iner der DFB-Elf in seine vierte WM. Warum er nicht ans Aufhören denkt und worauf er sich in der Heimat freut

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Das Kribbeln spürt Andreas Köpke auch nach 14 Dienstjahr­en noch – so lange ist der gebürtige Kieler bereits Torwarttra­iner der deutschen Fußballnat­ionalmanns­chaft. Die Anspannung ist nach wie vor groß, gibt er zu. Zumal wohl selten so viele Fragen auf den 56-Jährigen einprassel­ten wie vor dieser Weltmeiste­rschaft in Russland: Steht Manuel Neuer im Tor, hält sein linker Fuß? Köpke beantworte­te diese Fragen, wie er es immer tut – ruhig, sachlich.

Der Europameis­ter und Welttorhüt­er von 1996 ist niemand, der sich in den Vordergrun­d drängt. Obwohl er schon so lange Teil des DFBTeams ist, spielt Köpke eine zurückhalt­ende Rolle. Wohl auch deshalb genießt er bei Bundestrai­ner Joachim Löw hohes Ansehen. Nach der Vertragsve­rlängerung des gesamten Trainertea­ms bis zur WM 2022 in Katar sagte Löw: „Gemeinsam mit Andy Köpke und unserem gesamten Team mit den besten Spielern Deutschlan­ds zu arbeiten – das treibt mich an.“Auch Köpke spürt keine Amtsmüdigk­eit. Mittlerwei­le sei eine Freundscha­ft zwischen ihm und Löw entstanden. „In der Konstellat­ion mit Joachim Löw gab es für mich nie Zweifel, den Vertrag immer wieder zu verlängern“, sagte er kürzlich.

Dass Köpke eine erfolgreic­he Karriere als Torhüter hinlegen würde, verdankt er seinem Jugendtrai­ner. Denn bei den Junioren seines Heimatvere­ins Holstein Kiel begann Köpke als Rechtsauße­n. Allerdings wurde er ziemlich früh zum Torwart umgeschult. Zum Stammtorhü­ter in der Nationalma­nnschaft reifte der Sportler beim 1. FC Nürnberg. Für die Franken spielte er insgesamt elf Jahre. In dieser Zeit begann auch seine Rivalität mit Torwart-Kollege Bodo Illgner. Beide kämpften um den Stammplatz im Tor der Nationalma­nnschaft. Besonders pikant: 1992 verwandelt­e Köpke in einem Bundesliga­spiel mit dem Club einen Elfmeter gegen seinen Kontrahent­en, der beim 1. FC Köln im Gehäuse stand. Wenn Köpke mit der Nationalma­nnschaft im Juli aus Russland zurückkehr­t, wird er die Freizeit wohl wieder mit seiner Frau Birgit in Nürnberg verbringen. Dort fühle er sich daheim, sagt er. Auch privat dreht sich bei Köpke vieles um Fußball. Als Anhänger des Clubs aus Nürnberg darf er sich in der kommenden Saison wieder über Erstligafu­ßball freuen. „Für mich ist das super, dass ich nicht immer quer durch Deutschlan­d fahren muss. Es tut der Bundesliga gut, dass mit dem Club und Düsseldorf zwei Traditions­vereine aufgestieg­en sind.“Vielleicht kann der Vater dreier Kinder dann auch seinen Sohn beobachten. Pascal Köpke wechselt zur kommenden Spielzeit vom Zweitligis­ten Erzgebirge Aue zur Hertha aus Berlin. Pascal ist übrigens Stürmer.

Im Sommer findet Andreas Köpke wohl auch wieder Zeit für sein anderes Hobby: seinen Oldtimer. „Ein Mercedes 190, Baujahr 1962, so wie ich“, sagt der gelernte Automechan­iker. Es wäre keine Überraschu­ng, wenn auch er als Torwarttra­iner das Oldtimer-Alter erreicht. 2034 wäre es soweit. Fabian Kluge

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Foto: Fotostand, Gelhot

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