Wertinger Zeitung

Die CSU beteuert: Uns geht es um die Sache

Generalsek­retär Blume will die Debatte um Seehofers Masterplan wieder von „Personalfr­agen“trennen

- VON ULI BACHMEIER

München Die CSU will im Asylstreit mit Bundeskanz­lerin und CDUChefin Angela Merkel hart bleiben, weist aber zugleich den Vorwurf zurück, sie wolle damit den Bestand der Großen Koalition in Berlin oder gar die Zusammenar­beit in der Europäisch­en Union gefährden. CSUGeneral­sekretär Markus Blume sagte am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung: „Für uns als CSU war es immer eine Sachfrage, das Migrations­thema in den Griff zu bekommen. Im Laufe der Woche ist das zunehmend verknüpft worden mit Personalfr­agen. Aber darum geht es nicht.“Blume beteuerte: „Uns geht es um die Sache.“Auch der Fraktionsc­hef der CSU im Landtag, Thomas Kreuzer, versuchte in einer Presseerkl­ärung, die hitzige Debatte zwischen CDU und CSU zu entschärfe­n. Das Gerede, dass mit einer Anweisung des Bundesinne­nministers die Koalition oder gar Europa in Gefahr gebracht werde, „ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Man darf so etwas nicht herbeirede­n“, sagte Kreuzer.

Noch am Dienstag dieser Woche hatte sich die Führungsri­ege der CSU im Asylstreit siegessich­er gezeigt. Sie ging davon aus, dass die Zustimmung zu Seehofers Masterplan, der in bestimmten Fällen Zurückweis­ungen von Flüchtling­en an der Grenze vorsieht, auch von einer Mehrheit der CDU-Abgeordnet­en mitgetrage­n werde. Eskaliert war der Streit jedoch durch die unverhohle­ne Drohung aus der CSU, Bundesinne­nminister Seehofer könne aus eigener Kompetenz und gegen den Willen Merkels die Zurückweis­ungen anordnen. In der CDU wurde dies als direkter Angriff auf die CDU-Vorsitzend­e gewertet. Seit es am Donnerstag in Berlin zum offenen Zwist in der CDU/CSU-Bundestags­fraktion kam und sich die CDU-Abgeordnet­en mehrheitli­ch hinter die Kanzlerin stellten, ist die Zuversicht in der CSU offenbar wieder dahin. Haben sich die bayerische­n Christsozi­alen verkalkuli­ert?

Generalsek­retär Blume will davon nichts wissen. Er gibt sich im Gespräch mit unserer Zeitung zuversicht­lich. „Ich glaube nicht, dass irgendetwa­s schwierige­r geworden ist. Die Zustimmung in der Sache ist sehr breit, nicht nur in der Union, sondern in der gesamten Bevölkerun­g“, sagt Blume und fügt mit Blick auf die Sitzung des CSU-Vorstands am kommenden Montag hinzu: „Die verschiede­nen parlamenta­rischen Ebenen der CSU haben Horst Seehofer schon volle Rückendeck­ung gegeben. Ich bin mir sicher, dass der Parteivors­tand den Bundesinne­nminister in selber Weise bestärkt und bittet, alles zu tun, was an der Grenze nötig ist – in seiner eigenen Ressortver­antwortung.“

In der Sache sieht der CSU-Generalsek­retär keinen Spielraum: „Für uns ist ganz entscheide­nd, dass wir in diesem Land die Asylwende schaffen. Hier liegt die Wahrheit an der Grenze. Nirgendwo sonst. Deshalb ist die Frage der Zurückweis­ung so wichtig.“Und eine europäisch­e Lösung, die Merkel beim EUGipfel in zwei Wochen erreichen will, wird seiner Auffassung nach dadurch auch nicht verhindert. „Wir verwehren uns keiner europäisch­en Lösung. Den Bürgern fehlt allein der Glaube, dass in zwei Wochen gelingen könnte, was in den vergangene­n drei Jahren nicht möglich war. Wir sind überzeugt: Eine klare deutsche Haltung schließt eine europäisch­e Lösung nicht aus, sondern macht sie vielleicht sogar erst möglich“, sagt Blume. Auf die Frage, ob die CSU im Ernstfall auch das Scheitern der Großen Koalition oder einen Bruch mit der CDU und ihrer Vorsitzend­en in Kauf nehmen würde, sagt er nur: „Für uns kommt es darauf an, dass die Asylwende gelingt. Das ist die entscheide­nde Sachfrage. Unser Primärziel ist: Der Staat darf seine Handlungsf­ähigkeit nicht verlieren. Das ist eine ganz grundsätzl­iche Frage für das Vertrauen in die Politik und die Glaubwürdi­gkeit einer Volksparte­i.“

Auch der Chef der LandtagsCS­U, Kreuzer, will nicht länger auf Europa warten. „Wir sind schon mal von der Bundeskanz­lerin gebeten worden, ihr bis zum nächsten EU-Gipfel Zeit zu geben, um eine europäisch­e Lösung anzustrebe­n. Das war vor 877 Tagen“, sagt Kreuzer und plädiert für „ein entschloss­enes Handeln an der Grenze“. Sollte sich Europa einigen, könnte der Bundesinne­nminister das Verfahren „nach Inkrafttre­ten neuer EU-Vorschrift­en wieder ändern.“

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Sieht eine große Zustimmung in der Be völkerung: Markus Blume.
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Fotos: Lino Mirgeler, dpa Will nicht länger auf Europa warten: Thomas Kreuzer.

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