Wertinger Zeitung

Trump tut es

US-Präsident verhängt gegen China Strafzölle von 50 Milliarden Dollar, was indirekt auch Deutschlan­d trifft

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Washington/Peking Der eskalieren­de Handelsstr­eit zwischen den beiden größten Volkswirts­chaften USA und China entwickelt sich zu einer ernsten Bedrohung für die Weltwirtsc­haft. US-Präsident Donald Trump machte am Freitag ernst und verhängte gegen China Strafzölle auf Waren im Wert von 50 Milliarden US-Dollar. Als Reaktion kündigte Peking Vergeltung­szölle auf amerikanis­che Waren im Wert von ebenfalls 50 Milliarden Dollar (42,7 Milliarden Euro) an. Laut Handelsmin­isterium wird China mit Abgaben in gleicher Höhe und Stärke antworten. Die deutsche Wirtschaft befürchtet Auswirkung­en auch auf heimische Unternehme­n.

Trump betonte in Washington, zwar seien ihm die Freundscha­ft zu Präsident Xi Jinping und das Verhältnis zu China sehr wichtig. Dennoch sei die Situation nicht länger hinzunehme­n. China bediene sich unfairer Praktiken. Peking kündigte umgehend Vergeltung an. Nach Angaben des US-Handelsbea­uftragten Robert Lighthizer sind 1102 Produkte aus China betroffen, auf die vom 6. Juli an ein zusätzlich­er Zoll von 25 Prozent erhoben werden soll.

In Peking hieß es: „ China will keinen Handelskri­eg führen. Ange- sichts des kurzsichti­gen Verhaltens der USA, durch das andere und sie selbst verletzt werden, muss China jedoch stark und entschloss­en die Interessen von Land und Volk verteidige­n.“Alle wirtschaft­lichen und handelspol­itischen Vereinbaru­ngen, die zuvor in Verhandlun­gen zum Handelsstr­eit getroffen worden seien, seien nun ungültig. Peking bedauere zutiefst, dass Washington die zuvor getroffene Vereinbaru­ng gebrochen habe und „einen Handelskri­eg provoziert hat“.

Trump sagte in einem Interview mit Fox News, er wolle keinen Handelskri­eg. China nutze die USA seit vielen Jahren aus. Trump erklärte weiter, sein Land werde auf eine etwaige Reaktion Chinas mit eigenen Zöllen wiederum mit neuen Zöllen reagieren. „Die USA können es nicht länger hinnehmen, ihre Technologi­e und ihr intellektu­elles Eigentum durch unfaire Handelspra­ktiken zu verlieren.“

Ökonomen befürchten, dass die Zölle nicht nur die beiden größten, sondern auch viele weitere Volkswirts­chaften belasten werden. Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) hatte vor negativen Auswirkung­en für Verbrauche­r, Investoren und auf den Finanzmärk­ten gewarnt.

Die Strafzölle haben aus Sicht von Spitzenver­bänden auch Auswirkung­en auf die deutsche Wirtschaft. Der Präsident des Industriev­erbandes BDI, Dieter Kempf, sagte, der Handelskon­flikt ziehe auch Deutschlan­d in Mitleidens­chaft. Es drohe eine Protektion­ismusspira­le. „Für unseren Wohlstand und unsere Beschäftig­ung ist offener Handel essenziell.“2017 seien rund neun Prozent der deutschen Warenausfu­hr in die USA und etwa sieben Prozent nach China gegangen.

Der Präsident des Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mertags, Eric Schweitzer, erklärte, die deutschen Unternehme­n drohten in die Mühlen des Handelsstr­eits zwischen den USA und China zu geraten. „Unsere Unternehme­n haben viele Niederlass­ungen und Engagement­s in beiden Ländern. Sie verlieren durch die angekündig­ten Zölle gegen China und die erwarteten Gegenmaßna­hmen gleich doppelt: Angesichts des Umfangs des jetzt betroffene­n Handelsvol­umens sind die neuesten Strafzölle der USA gegen China auch eine veritable Bedrohung für den noch andauernde­n weltwirtsc­haftlichen Aufschwung.“

Wie Lighthizer mitteilte, sollen die US-Zölle vor allem Produkte der chinesisch­en Initiative „Made in China 2025“treffen. Er zählte den Flugzeugba­u auf, den Roboter- und Maschinenb­au, Autos sowie die Informatio­nsund Kommunikat­ionstechno­logie. „Die Liste umfasst keine Güter, die gemeinhin von amerikanis­chen Konsumente­n erworben werden, wie Mobiltelef­one oder Fernsehger­äte“, heißt es. (dpa)

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Foto: Evan Vucci US Präsident Donald Trump macht seine Drohungen wahr. Der Amerikaner hat jetzt auch massive Strafzölle gegen China ver hängt und damit natürlich Gegenmaßna­hmen provoziert.

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