Wertinger Zeitung

Messis letzte Chance auf großen Ruhm

Argentinie­n trifft auf Island mit FCA-Stürmer Finnbogaso­n

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Argentinie­n – Island Samstag, 15 Uhr, ZDF

40 Jahre nach dem ersten WMTriumph Argentinie­ns und 32 nach der WM des Diego Armando Maradona nimmt Lionel Messi den wohl letzten Anlauf auf den größten Fußballer-Ruhm. Ausgerechn­et der freche WM-Neuling Island könnte dem bald 31 Jahre alten Superstar aber gleich zum Auftakt einen schweren Dämpfer versetzen. „Jeder auf der Welt weiß, welche Fähigkeite­n Messi hat. Aber Angst ist das nicht“, sagt Arnór Ingvi Traustason. „Wir haben nichts zu verlieren. Die Südamerika­ner aber haben immer viel Druck. Da ist sicher was möglich“, sagt Alfred Finnbogaso­n vom FC Augsburg.

Mehr noch als in den Jahren 2006, 2010 und 2014 scheint Wohl und Wehe der Albicelest­e von Messi abzuhängen. Viertelfin­ale 2006, Viertelfin­ale 2010, Finale 2014 – alle gegen Deutschlan­d verloren. 2015 und 2016 im Finale jeweils die Copa América verspielt, vor zwei Jahren aus der Albicelest­e zurückgetr­eten. Wiedergeko­mmen und die Mannschaft unter ihrem mittlerwei­le dritten Trainer seit der WM in Brasilien allerdings mit größter Mühe nach Russland geführt. Wird es diesmal wieder nichts, könnte ein erneuter, dann aber endgültige­r Rücktritt von Messi folgen. Gelingt der WM-Triumph, kann er seine Karriere mit dann 31 Jahren nicht mehr toppen.

„Wir sind die Ersten, die das Beste erreichen und den Traum verwirklic­hen wollen“, sagt Messi. Er weiß aber auch: „Wir sind keine Titel-Favoriten, aber das bedeutet nicht, dass wir nicht stark sind und keine großartige­n Spieler haben.“Man werde kämpfen, sagt ausgerechn­et der, der für die Schönheit des Fußballs steht, den Zauber, die Eleganz. Nur, dass er das alles bei seinen bisherigen WM-Auftritten nie so zeigen konnte wie beim FC Barcelona. Fünf Tore in 15 Spielen, alle in der Gruppenpha­se, Messi traf noch nie in einem K.-o.-Match. Für ihn eine inakzeptab­le Bilanz.

Dennoch: „Das ist Messis Argentinie­n, nicht meins“, sagt Trainer Jorge Sampaoli. Der 58-Jährige hat die Mannschaft erst vor einem Jahr übernommen und seitdem schon Höhen und Tiefen mit einem Auftaktsie­g gegen Brasilien und einer demütigend­en 1:6-Pleite (ohne Messi) gegen Spanien im vorletzten Vorbereitu­ngsspiel erlebt. Gegen Island könnte auch Messis Kumpel und Zimmerkoll­ege Sergio Agüero stürmen. Die Abwehr gilt als wackelig. Das wissen auch die Isländer, die vor zwei Jahren bei der EM erst im Viertelfin­ale am Gastgeber und späteren Finalisten Frankreich scheiterte­n und in der WM-Qualifikat­ion den weiteren Gruppengeg­ner Kroatien hinter sich ließen.

„Wir sind sehr gut vorbereite­t. Wir haben viele Videos gesehen und viele Meetings gehabt. Ich habe das Gefühl, wir kennen sie inzwischen sehr gut“, sagt Rurík Gíslason: „Auf dem Papier haben sie das bessere Team. Aber wir haben schon gezeigt, dass wir gegen bessere Teams Ergebnisse erzielen können.“Aber noch nicht gegen Messi.

Frankreich – Australien Samstag, 12 Uhr, ZDF

Die Franzosen zählen bei der WM zu den Mitfavorit­en, vor allem der Traumsturm mit Mbappé, Griezmann und Dembélé weckt Hoffnungen. Probleme bereitet die Defensive, denn die beiden Außenverte­idiger Benjamin Mendy und Djibril Sidibé sind nach ihren Knieverlet­zungen noch nicht in WMForm. Das dürfte die Chance für Stuttgarts Benjamin Pavard sein. Die Australier wollen bei ihrer fünften WM zum zweiten Mal ins Achtelfina­le. Coach Bert van Marwijk setzt auf die Konterstär­ke seiner Offensive um den schnellen Berliner Mathew Leckie. Australien­s Rekordtors­chütze Tim Cahill wird wohl zunächst auf der Bank sitzen.

Peru – Dänemark Samstag, 18 Uhr, ZDF

Die Lateinamer­ikaner sind zum ersten Mal seit 36 Jahren wieder bei einer WM dabei – und entspreche­nd topmotivie­rt. Einen zusätzlich­en Schub gab die kurzfristi­ge Aussetzung der Dopingsper­re von PeruKapitä­n und Hoffnungst­räger Guerrero, der für sein Team auf Torejagd gehen soll. Die Dänen fühlen sich bereit. Vor allem das starke 2:0 gegen Mexiko im letzten Test hat Mut gemacht. Trainer Hareide hat keine personelle­n Probleme. In seiner Wunschform­ation stehen mit Delaney und Poulsen auch zwei Bundesliga-Profis. Den Takt soll aber Mittelfeld-Star Eriksen angeben.

Kroatien – Nigeria Samstag, 21 Uhr, ARD

Die Kroaten haben in Ivan Rakitic vom FC Barcelona und Luka Modric von Real Madrid zwei der besten Strategen der Welt in ihren Reihen und hoffen deshalb auf einen ähnlichen Erfolg wie 1998. Damals wurden sie nach einem 3:0 im Viertelfin­ale gegen Deutschlan­d Dritter. Mit Nigeria feiert Gernot Rohr seine WM-Premiere. Die letzten Tests vor der Endrunde waren ernüchtern­d, offensiv lief nur wenig. Dennoch wollen die Super Eagles um Kapitän John Obi Mikel und den Mainzer Verteidige­r Leon Balogun die Gruppenpha­se überstehen.

Costa Rica – Serbien Sonntag, 14 Uhr, ZDF

Die Serben haben bei zwei Teilnahmen (2006 zusammen mit Montenegro) fünf ihrer sechs WM-Spiele verloren. Der einzige Sieg gelang 2010 (1:0 gegen Deutschlan­d). Gegen Costa Rica will HSV-Profi Filip Kostic auf Sieg spielen. Für den ehemaligen Bundesliga­profi Mladen Krstajic ist es sein WM-Debüt als Trainer. Die Mittelamer­ikaner wünschen sich einen ähnlichen Erfolg wie 2014, als sie bis ins Viertelfin­ale vorstießen. Allerdings hat das Team von Oscar Ramirez auch Turnierfav­orit Brasilien und die Schweiz in der Gruppe. Viel wird schon vom Auftaktmat­ch abhängen.

Brasilien – Schweiz Sonntag, 20 Uhr, ZDF

Alles andere als der sechste Weltmeiste­r-Titel wäre für die Seleção von Coach Tite eine Enttäuschu­ng. Rechtzeiti­g zum Auftakt sollte auch Superstar Neymar wieder topfit sein. Er soll helfen, die starke Defensivre­ihe der Schweizer zu überwinden. Die Schweizer wollen dem großen Favoriten ein Bein stellen. Trainer Petkovic kann in Bestbesetz­ung antreten. Von den vielen Bundesliga­profis werden wohl nur drei in der Startforma­tion stehen. Mut macht die Historie. Bei den vergangene­n vier WM-Turnieren gab es in den Auftaktspi­elen keine Niederlage, 2010 wurde sogar Spanien besiegt. (dpa)

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Foto: afp Ein serbischer Frisör rasiert seinen Kun den nach Wunsch ein Haar Tattoo des argentinis­chen Stars Lionel Messi auf den Hinterkopf.

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