Wertinger Zeitung

„Spanien hat mich am meisten beeindruck­t“

Ein knappes halbes Dutzend Teams hat die Chance auf den WM-Titel

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Ich bin nirgendwo mehr hingegange­n, habe mir Kurzund Langhantel­n machen lassen, mit denen ich auch auf dem Zimmer trainiert habe. Ich war sechs Wochen sehr, sehr extrem unterwegs, das gebe ich zu.

Wenn ich lese, dass das Hotel in Russland den sozialisti­schen Charme der 70er Jahre versprüht, dann denke ich an meine Zeit in der Türkei, wo ich mit Fenerbahce im Osten der Türkei nicht in einem Hotel, sondern in einer alten Zuckerfabr­ik gewohnt habe. Ging auch. Das ist alles nicht wichtig. Wichtig ist, dass es sauber ist und der eigene Koch da ist: Es gibt also vernünftig­es Essen. Da braucht es keine Fünf-Sterne-Paläste.

Stichwort Türkei: Jogi Löw hat gezeigt, dass er sich nicht beeindruck­en lässt von dieser Foto-Diskussion um Gündogan und Özil. Und ich sage auch: Wenn Gündogan gut drauf ist, dann kann er spielen. danach wird Löw auch entscheide­n, weil er sich nur daran orientiert, was am besten für die Mannschaft ist. Sollte Gündogan spielen, Özil aber nicht, dann hoffe ich, dass Gündogan erstens nicht ausgepfiff­en wird und zweitens nicht auch noch die Pfiffe für Özil einstecken muss. Denn er hat sich, im Gegensatz zu Özil, erklärt.

Ich weiß durch meine drei Jahre in der Türkei, dass die Familie, der Clan, dort unheimlich wichtig ist. Ich kann mir vorstellen, dass durch Omas, Opas, Tanten und Onkel, die noch in der Türkei leben, ein gewisser emotionale­r Druck auf Spielern lastet, deren Wurzeln in der Türkei liegen. Für mich persönlich ist deshalb ein anderer Aspekt der Diskussion entscheide­nd: Dass Özil sich nicht klar geäußert hat. Er versteckt sich.

Man möge mir verzeihen, dass mein Blick trotzdem eher auf die Torhüter gerichtet ist – und natürreitu­ngsmodus. lich auf unseren Kölner Jonas Hector. Sorgen mache ich mir dabei keine. Er wird sein ruhiges und unspektaku­läres, aber verlässlic­hes Spiel durchziehe­n.

Kürzlich wurde er gefragt, warum er mit dem FC in die 2. Liga geht und nicht zu einem Verein wechselt, der Champions League spielt. Er müsse sich im Verein und in der Stadt wohlfühlen, hat Jonas gesagt, „Champions League brauche ich nicht“. Da hat man doch keine Fragen mehr, oder?

An die Mexikaner habe ich gute Erinnerung­en. Im Viertelfin­ale habe ich bei der WM 1986 gegen den Gastgeber kurz vor Schluss einen Kopfball rausgeholt und dann im Elfmetersc­hießen zwei Elfmeter gehalten und habe damit zum Halbfinale­inzug beigetrage­n.

Das vergesse ich nie. Ebensoweni­g vergesse ich, dass wir nach dem Sieg trotzdem ein komisches Gefühl hatten, den Gastgeber rausgeworA­llein fen zu haben. Wir haben unsere Gegner damals noch auf dem Platz versucht zu trösten – so wie es unsere Mannschaft 2014 mit den Brasiliane­rn gemacht hat.

Das sind für mich Momente, die eine WM und die Werte des Fußballs ausmachen. Auch wenn am Ende fast nur noch zählt, wer den Titel geholt hat.

Entspreche­nd fragen mich alle momentan nach meinem Tipp zum kommenden Weltmeiste­r. Spanien, Brasilien, Frankreich, England und Deutschlan­d sind meine Favoriten. Ich hab sie zuletzt alle gesehen. Spanien hat mich im Test in Düsseldorf gegen Deutschlan­d am meisten beeindruck­t.

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