Wertinger Zeitung

Chefs Culinar backt nun kleinere Brötchen

Der Logistiker versorgt von Zusmarshau­sen aus Großküchen in ganz Süddeutsch­land mit Lebensmitt­eln. Weil es in den riesigen Hallen zu eng ist, wird der Standort erweitert – allerdings deutlich kleiner als bisher geplant

- VON MANUELA BAUER

Zusmarshau­sen Wollbach Wer die Firma Chefs Culinar besichtigt und durch die kilometerl­angen Regalreihe­n spaziert, erfährt viele gigantisch­e Zahlen. Der Großhändle­r bietet ungefähr 25 000 verschiede­ne Artikel an, frisch, trocken und tiefgekühl­t. Außerdem gibt es eine riesige Fleischere­i, in der täglich 50 Tonnen Fleisch und Wurst bewegt werden. Der Logistik-Riese liefert sie vom Gewerbegeb­iet Wollbach aus an Großküchen in ganz Bayern und Baden-Württember­g, dazu Molkereipr­odukte, Trockenvor­räte, Tiefkühlwa­ren, Getränke, Obst und Gemüse.

Gigantisch war auch die Zahl, die die Verantwort­lichen des Kieler Konzerns vor knapp zwei Jahren verkündete­n: 50 Millionen Euro wolle man in den Standort Zusmarshau­sen stecken, sagten sie damals vor Vertretern aus Landes- und Kommunalpo­litik. Jetzt hat das Unternehme­n seine Erweiterun­gspläne deutlich reduziert – beziehungs­weise in zwei Bauabschni­tte aufgeteilt, von denen vorerst nur der erste ausgeführt wird. Dieser umfasse aber immerhin eine Investitio­n von 15 Millionen Euro, erklärt Geschäftsf­ührer Peter Wenzel. Ursprüngli­ch hatte der Konzern vorgehabt, das Tiefkühlla­ger neu zu bauen. Jetzt werde das bestehende erweitert – um 3000 Quadratmet­er. Außerdem fänden Umbauarbei­ten im Gebäude statt. Spatenstic­h für das Millionenp­rojekt soll im August sein – „wir hoffen, dass wir dann Ende 2019 fertig sind“. Der zweite Bauabschni­tt wäre die große Erweiterun­g. Das Unternehme­n hält sich aber noch offen, ob und wann es diese umsetzt. Möglicherw­eise in fünf bis acht Jahren, sagt Wenzel. Dass die Erweiterun­g jetzt deutlich kleiner ausfällt als geplant, habe zwei Gründe, erklärt der Geschäftsf­ührer. Vor allem liege es da- ran, dass Chefs Culinar kürzlich ein Unternehme­n in der Oberpfalz übernommen hat und am dortigen Standort neu bauen wolle. Ein „kleiner Grund“seien auch die schwierige­n Bodenverhä­ltnisse im Gewerbegeb­iet Wollbach. „Das hat das Ganze wesentlich teurer gemacht.“Vor zwei Jahren hatten Experten Arsen im Untergrund gefunden – er ist des- weniger tragfähig. Darum mussten große Mengen an Boden ausgetausc­ht werden. Das ist nicht nur teuer, sondern hat das Bauvorhabe­n auch verzögert.

Im Ort seien schon die wildesten Gerüchte im Umlauf, zum Beispiel dass Arbeitsplä­tze abgebaut werden sollen, weiß Peter Wenzel. Er betont aber: „Der Standort wird definitiv größer, deshalb brauchen wir auch mehr Mitarbeite­r.“Derzeit arbeiten ihm zufolge etwa 800 Menschen (inklusive Fahrer und Außendiens­tmitarbeit­er) am Standort Zusmarshau­sen. Das Unternehme­n wurde 1923 gegründet, hat seinen Sitz in Kiel und ist nach eigenen Angaben nationaler Branchenfü­hrer. Seit 1999 gibt es die Niederlass­ung in Zusmarshau­halb sen, zunächst mit dem Namen Ringel. Die grau-blauen Lastwagen, die die Waren zu den Kunden bringen, sind in der Region allgegenwä­rtig. 700 bis 800 Kunden werden von Wollbach aus jeden Tag beliefert: Restaurant­s, Hotels, Kantinen, Krankenhau­s- und Altenheimk­üchen, der Flughafen München.

Die Verantwort­lichen von Chefs Culinar haben den Marktgemei­nderat in der jüngsten nicht öffentlich­en Sitzung über die verkleiner­te Erweiterun­g informiert. Bürgermeis­ter Bernhard Uhl betont auf Nachfrage unserer Zeitung: „Unternehme­rische Entscheidu­ngen kann die Kommune nur begrenzt beeinfluss­en. Trotzdem hat man in Zusmarshau­sen Verständni­s für den neuen Weg.“Vonseiten der Gemeinde sei alles unternomme­n worden, damit die Erweiterun­g so schnell wie möglich realisiert werden könne. „Das betraf neben dem gemeindlic­hen Einvernehm­en zur Baugenehmi­gung insbesonde­re die Vertragsve­rhandlunge­n und den nicht tragfähige­n Baugrund“, sagt Uhl. Die Umlagerung des belasteten Bodens habe innerhalb von 15 Monaten abgeschlos­sen werden können – „der Blick zu anderen Kommunen und Landkreise­n zeigt, dass es nicht schneller gehen kann“.

Im Nordwesten des Gewerbegeb­iets schützt künftig ein freiwillig­er Lärm- und Sichtschut­zwall die Anwohner. Chefs Culinar könne jederzeit mit dem zweiten Bauabschni­tt beginnen, so der Bürgermeis­ter. Dem Unternehme­n gehören seit Längerem die Flächen, auf denen es erweitern möchte. In Wollbach steht bald noch mehr Gewerbegru­nd zur Verfügung, die Änderung des Bebauungsp­lans wird demnächst rechtskräf­tig. Verkäufe waren vor der Baugenehmi­gung für den Lärmund Sichtschut­z der Gemeinde noch nicht möglich, sagt Uhl. Es seien aber schon Interessen­ten vorgemerkt.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? In Tausenden roten Kisten lagern bei Chefs Culinar in Wollbach gut gekühlt Fleisch und Wurst. Das ist nur ein Teil des Sortiments, mit dem das Unternehme­n Großküchen in ganz Süddeutsch­land versorgt.
Archivfoto: Marcus Merk In Tausenden roten Kisten lagern bei Chefs Culinar in Wollbach gut gekühlt Fleisch und Wurst. Das ist nur ein Teil des Sortiments, mit dem das Unternehme­n Großküchen in ganz Süddeutsch­land versorgt.

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