Genügsames Wohlergehen anstelle von Konsum
Zu den Berichten „Die Stromsparmeister aus Villenbach“vom 10. Juni und zu „Es steht nicht gut um die Laugna“vom 4. Juni: Die Verwendung von landwirtschaftlichen Flächen zur Erzeugung von Biomasse für die Energiegewinnung ist nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch wegen der gravierenden Beeinträchtigungen von Natur und Umwelt kritisch zu beurteilen. Die ökologischen Probleme durch die Intensivierung der Landwirtschaft im Zusammenhang mit dem Betrieb von Biogasanlagen als Folge einer fehlgeleiteten Agrarpolitik sind bedrückend: Folgen des massiven Einsatzes von Dünge- und Spritzmitteln und der großflächigen Bewirtschaftung von Monokulturen sind der Verlust natürlicher Lebensräume, die Bedrohung der Artenvielfalt, der bedenklich schlechte Zustand der Gewässer sowie Beeinträchtigungen der Schönheit und des Erholungswertes von Natur und Landschaft.
Bei den Ermittlungen von durch die Landwirtschaft verursachten Beeinträchtigungen und Verstößen fischen die Behörden gerne im Trüben, um unangenehme Konsequenzen für die Verursacher zu vermeiden. Aktuelle Beispiele hierfür sind die Aufarbeitung der Gewässerverschmutzungen der Laugna bei Bocksberg oder des Dorfwiesenbaches in Oberthürheim durch die zuständigen Behörden. Äußerst bedenklich ist angesichts der gravierenden Beeinträchtigungen von Natur und Umwelt durch die landwirtschaftliche Erzeugung von „Bio“masse auch die Abhängigkeit der Gemeinden von den Unternehmern der energieliefernden Biogasanlagen. Begriffe wie „Bio“energiedorf oder „Bio“gasanlage täuschen über Werbemanipulationen, dramatische Missstände und Versäumnisse ebenso hinweg, wie leider auch der vermeintlich positive Anreiz zum Energiesparen der Gemeinde Villenbach. Allein die Durchführung eines Ratespiels mit Fragen des Naturschutzes und der ökologischen Verantwortung wären effektiver. Eines sollte uns klar sein: Für unsere konsumorientierte Lebensweise gibt es keine Hoffnung – für ein genügsames Wohlergehen unserer Gesellschaft schon. Gefordert hierfür ist jedoch konsequentes Umdenken und auf jeden Fall nicht ein Vertuschen, Verharmlosen oder Beschönigen bestehender Probleme. Josef Schrallhammer, Buttenwiesen