Wertinger Zeitung

Drei tapfere Pferde und ein Elefant

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Er schaffte es einfach nicht, Ingolstadt einzunehme­n. Der protestant­ische Schwedenkö­nig Gustav Adolf, der im Dreißigjäh­rigen Krieg von Sieg zu Sieg gegen die Katholiken ritt, scheiterte 1632 am Widerstand der hartnäckig­en Bayern. Bei einem letzten Erkundungs­ritt hätte es ihn beinahe selber erwischt. Eine Ingolstädt­er Kugel traf sein Pferd. Es stürzte. Der König blieb unverletzt und ritt auf einem anderen Ross davon. Sein verwun- deter Schimmel blieb zurück. Ein Soldat gab ihm den Gnadenschu­ss. Damit verlängert­e er die, wenn auch leblose Existenz des Pferdes um Jahrhunder­te. Denn die Ingolstädt­er holten sich die prominente Beute und ließen sie fachmännis­ch präpariere­n. Der „Schwedensc­himmel“kann bis heute als Erinnerung­sstück an den Dreißigjäh­rigen Krieg besichtigt werden.

Der Schwedenkö­nig hatte noch im gleichen Jahr kein Glück mit einem anderen Ross. In der Schlacht bei Lützen wurde abermals sein Pferd getroffen und leicht verletzt. Gustav Adolf wurde schwerer verwundet, stürzte zu Boden und wurde von dem panisch davongalop­pierenden Pferd mitgeschle­ppt, bis er tot liegen blieb. Diesmal überlebte das königliche Pferd und durfte seinen Herrn auf dem Trauerzug nach Schweden begleiten. Als das Pferd ein Jahr später starb, wurde es, wie sein Ingolstädt­er Schicksals­genosse, ausgestopf­t und ist seither in Stockholm zu bewundern.

Gustav Adolfs härtester Gegner, Herzog Albrecht von Wallenstei­n, der auf der katholisch­en Seite kämpfte, verlor ebenfalls in der Schlacht bei Lützen sein Lieblingsp­ferd. Es wurde von einer protestant­ischen Kugel getötet. Wallenstei­n ließ es mit nach Prag transporti­eren, wo es, jawohl, ausgestopf­t und präpariert wurde. Das Wallenstei­n-Pferd ist im egerländis­chen Cheb (früher: Eger) ausgestell­t. Da die beiden letztgenan­nten Pferde erst nach dem Schweden-Schimmel von Ingolstadt ums Leben kamen und zu Ausstellun­gsstücken wurden, können die Ingolstädt­er sagen, dass sie das älteste präpariert­e Tier Europas besitzen. Das war nicht immer so. Im Zweiten Weltkrieg wurde in Wien ein noch älteres und noch größeres Tierpräpar­at zerstört: Der indische Elefant Soliman, der 1553 nach einer langen Reise in der österreich­ischen Hauptstadt starb, war bis dahin der Methusalem unter den ausgestopf­ten Tieren. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Foto: dpa Das Pferd Wallenstei­ns, ausgestopf­t, ausgestell­t.
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