Wertinger Zeitung

Guter Trend, schlechte Folgen

- VON ANDREAS SCHOPF redaktion@wertinger zeitung.de

Den heimischen Baufirmen geht es gut. Das ist die positive Nachricht. Es wird gebaut, was das Zeug hält, viele Betriebe kommen mit den Aufträgen kaum noch hinterher. Eine Situation, die man sich aus unternehme­rischer Sicht nur wünschen kann. Und nicht nur aus der. Arbeitnehm­er dürfen sich über sichere Arbeitsplä­tze freuen, der Staat profitiert durch sprudelnde Steuereinn­ahmen. Also alles gut? Nicht ganz.

Die Beispiele aus dem Landkreis Dillingen zeigen, dass der derzeitige Bauboom auch seine Schattense­iten hat. Kommunen können sich nicht mehr darauf verlassen, Firmen für ihre Projekte zu finden. Das macht die Planung schwierige­r. Auch Privatleut­e müssen zum Teil Monate auf einen Termin mit dem Handwerker warten. Dazu kommen steigende Preise. Die kann man Baufirmen nicht einmal vorwerfen. Das sind die ganz normalen Mechanisme­n, die auch in jeder anderen Branche greifen würden. Zumal die Betriebe selbst mit gestiegene­n Kosten zu kämpfen haben, etwa bei Rohstoffen und Personal.

Trotzdem begünstige­n die gestiegene­n Baupreise einen gefährlich­en Trend. Wohnen wird immer mehr zum Luxusgut. Gerade in den großen Ballungsrä­umen ist die Situation angespannt, zum Teil dramatisch. Wer einmal versucht hat, in München eine bezahlbare Wohnung zu ergattern, der weiß: Vom Bauboom profitiere­n bei weitem nicht alle. Die Entwicklun­g ist längst im Landkreis Dillingen angekommen. Auch hier bräuchte es mehr erschwingl­ichen Wohnraum. Die Politik ist gefordert, den sozialen Wohnungsba­u voranzubri­ngen und finanziell zu unterstütz­en. Von Investoren braucht man nicht erwarten, dass sie zum Allgemeinw­ohl freiwillig auf Rendite verzichten werden.

So oder so stößt das Baugewerbe aber langsam an seine Grenzen. Die Bevölkerun­g wächst, auch bedingt durch Zuwanderun­g. Bundesweit fehlen jährlich knapp 400000 neue Wohnungen. Das Problem der Branche: Der Nachwuchs fehlt, vor allem der qualifizie­rte

. Daraus führt vor allem ein Weg: Handwerksb­erufe müssen der Jugend wieder schmackhaf­t gemacht werden. Zumal die Perspektiv­en glänzend sind. Auch wenn eine Studie der Beratungsf­irma EY Parthenon zuletzt gezeigt hat, dass der Bauboom langsam nachlassen könnte, ist die Branche immer noch ein Aushängesc­hild der heimischen Wirtschaft – und für jeden Berufseins­teiger attraktiv.

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