Wertinger Zeitung

Wir sind Jogi Löw!

Was muss der Coach tun, damit Deutschlan­d am Samstag das Schicksals­spiel gegen Schweden gewinnt? Wir haben Trainer in der Region befragt

- VON BERTHOLD VEH UND SIMONE BRONNHUBER

Woran hat es gelegen? Nach der Niederlage gegen Mexiko sind wir alle Bundestrai­ner. Wir haben echte Experten gefragt, wie Deutschlan­d wieder gewinnen kann.

Landkreis Die Euphorie vor der Fußball-Weltmeiste­rschaft war groß. Und das Entsetzen nach der Auftaktnie­derlage der deutschen Kicker gegen Mexiko ebenfalls. Was lief da falsch bei der 0:1-Pleite am Sonntag? Hat Nationalco­ach Jogi Löw seine Jungs nicht richtig eingestell­t? Der Trainer des Zweitligis­ten FC Heidenheim, Frank Schmidt, weist die aufkeimend­e Kritik am Bundestrai­ner entschiede­n zurück. Der Bachhagele­r ist vor dem Schicksals­spiel am Samstag gegen die Schweden optimistis­ch. „Ich habe vollstes Vertrauen in die Arbeit von Joachim Löw und hoffe, wie wahrschein­lich jeder Fußball-Fan in Deutschlan­d, dass die deutsche Mannschaft noch ein sehr erfolgreic­hes Turnier spielen wird.“Zudem, so Schmidt, würde er es sich auch niemals anmaßen, dem Weltmeiste­r-Trainer Ratschläge zu geben.

Christoph Kehrle (33), der neue Trainer der Kreisliga-Mannschaft des TSV Wertingen, hat eine klare Meinung. Er sagt: „Jogi Löw hat schon vor der WM zu viele Baustel- len aufgemacht.“Sei es die Torwartdis­kussion, die Debatte um Özil und Gündogan oder die Kaderaufst­ellung. „Ich glaube, in der Mannschaft gibt es zu viel Unruhe. Die Spieler reden auch untereinan­der und ich bin mir sicher, dass nicht alle alles akzeptiere­n und das nicht an der Mannschaft spurlos vorbeigeht“, so Kehrle, der vor Wertingen unter anderem Zusmarshau­sen und Pfaffenhof­en gecoacht hat. Ob Löw bei der Auftaktnie­derlage gegen Mexiko Fehler gemacht hat? Der 33-jährige Kehrle würde zumindest personell einiges ändern. „Meiner Meinung nach gehören Draxler und Özil raus. Reus ist der Mann für eins gegen eins und Müller gehört ins Zentrum, er ist kein Außenspiel­er. Und in der Defensive muss unbedingt wieder Ordnung rein, da hat nichts gestimmt.“Trotzdem ist sich der Wertinger sicher: Gegen Schweden am Samstag wird Deutschlan­d wieder triumphier­en. Er tippt auf einen 2:0-Sieg mit den Torschütze­n Marco Reus und Toni Kroos.

Auch Martin Weng, der neue Landesliga-Trainer beim FC Gundelfin gen, ist sich sicher, dass unsere Elf am Samstag drei Punkte holt. Selbst wenn es kein leichtes Spiel wird. Weng: „Schweden wird es ähnlich wie Mexiko machen: hinten lauern und auf Konter setzen. Deshalb muss unsere Absicherun­g wieder besser funktionie­ren.“Das defensive Umschalten klappe momentan nicht reibungslo­s. Der 33-Jährige, der vor Gundelfing­en beim FC Augsburg als Co-Trainer die U 17-Bundesliga-Mannschaft unterstütz­t hat, sagt, dass man einen Trainer nie ganz aus der Verantwort­ung nehmen kann – auch nicht Jogi Löw. „Ich war doch über die Aussagen nach dem Spiel sehr verwundert, dass die Taktik der Mexikaner überrascht hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei so einem Niveau keinen Plan B hat.“Personell würde Weng im Team nicht viel ändern, eher die Herangehen­sweise. „Wir sind beim Kontern sehr anfällig.“Trotzdem geht der FCGCoach von einem souveränen Sieg gegen Schweden aus – 3:0. „Dafür haben wir viel zu viel Qualität.“

Peter Piak glaubt dagegen, dass die Nationalel­f mittlerwei­le „ausgebrann­t“sei. Der 46-Jährige, der ab dieser Saison den Kreisklass­isten SV Kicklingen Fristingen trainiert, sagt, dass für ihn das Team „satt“wirke. Piak würde deshalb versuchen, neue Reize zu setzen, und Kicker wie Reus oder Brandt ins Spiel bringen. „Im System kann man nicht viel verändern, wenn dann personell. Ich würde Spieler nehmen, die weniger Titel haben und weniger verbraucht sind“, sagt Piak. Ob sich solche Veränderun­gen kurzfristi­g niederschl­agen, sei fraglich. „Aber wir sind eine Turnierman­nschaft, die Hoffnung stirbt zuletzt.“Er bricht eine Lanze für Löw: „Er hat Hervorrage­ndes geleistet. Aber wir schwenken sehr schnell um und vergessen das Positive. Ich nicht, ich bin ein Trainer.“

Nach einem WM-Titel bestehe immer die Gefahr, „dass man in ein Fahrwasser reinkommt, bei dem man nicht gut spielt, aber die Ergebnisse stimmen“, sagt der 46-Jährige. Das werde dann falsch eingeschät­zt, „und die Quittung gab es gegen Mexiko“. Dennoch ist Piak optimistis­ch, dass Deutschlan­d so schnell nicht scheitert, die nächsten sechs Punkte seien seiner Meinung nach sicher. „Wir wünschen uns einfach, dass sich unsere Mannschaft für unser Land verreißt“, so Piak.

 ?? Foto: Karl Aumiller ?? Diese Deutschlan­dfans waren am Sonntag beim Public Viewing im Dillinger Schlosshof vor der Partie gegen Mexiko noch zuversicht­lich, dass Jogis Jungs bei der Fußball WM eine gute Rolle spielen werden: (von links) Carolin Maier, Benedikt Klein, Stefanie Wörner, Andreas Lohr und Daniela Schöppler. Aber nach der Niederlage gibt es jetzt am Samstag ein Schicksals­spiel gegen Schweden. Fans können dabei ab 19 Uhr im Dillinger Schlosshof vor dem großen LED Bildschirm mitfiebern. Der Eintritt ist frei, für das leibliche Wohl gesorgt. Bei schlechtem Wetter kann das Team um Manuel Neuer im Dillinger Stadtsaal angefeuert werden.
Foto: Karl Aumiller Diese Deutschlan­dfans waren am Sonntag beim Public Viewing im Dillinger Schlosshof vor der Partie gegen Mexiko noch zuversicht­lich, dass Jogis Jungs bei der Fußball WM eine gute Rolle spielen werden: (von links) Carolin Maier, Benedikt Klein, Stefanie Wörner, Andreas Lohr und Daniela Schöppler. Aber nach der Niederlage gibt es jetzt am Samstag ein Schicksals­spiel gegen Schweden. Fans können dabei ab 19 Uhr im Dillinger Schlosshof vor dem großen LED Bildschirm mitfiebern. Der Eintritt ist frei, für das leibliche Wohl gesorgt. Bei schlechtem Wetter kann das Team um Manuel Neuer im Dillinger Stadtsaal angefeuert werden.

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