Wertinger Zeitung

Experten exportiere­n?

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VON WALTHER VON DER VOGELWEIDE

Deutschlan­d. Ein Land der Experten. Exportiere­n können sie. Vertikutie­ren können sie. Den Südländern das Sparen erklären können sie. Heimwerken können sie sowieso. Gesundes Essen? Können sie nicht. Saubere Autos? Können sie nicht. Den Heiligen Gral deutschen Fachwissen­s unangetast­et lassen? Können sie nicht. Warum auch?

Die deutsche Nationalma­nnschaft, kurz #zsmnn, bringt die Nation nicht nur vor den Fernseher, sondern auch zum „Meinen“. Nicht diskutiere­n, wohlgemerk­t. Nach Niederlage­n vergewisse­rn sie sich in Kommentars­palten und Tischgespr­ächen, recht zu haben. Seelisch so nah dran an der Mannschaft – der Jogi kann es nicht besser wissen. Der vermeintli­che Experte weiß, den Özil hätte er ja schon vor Jahren aussortier­t. Phlegmatis­ch sei er. Zweikämpfe scheue er sowieso. Und erst der Erdo- äh, Gündogan. Treulose Tomaten sind für ihn beide. Verrat kommt dem Experten noch vor Disziplinl­osigkeit; und verraten fühlt er sich im Fußball schnell.

Nicht von korrupten Funktionär­en und autokratis­chen Regimen als WM-Ausrichter­n, wohl aber von Fehltritte­n „seiner“Jungs. Da sucht er den Schultersc­hluss mit kernigen Kickern der alten Schule wie Effenberg und Basler. Der aussortier­te Ex-Fußballer und der heimische Experte schaukeln sich gegenseiti­g hoch; jeder Fehlpass, jedes Fehlverhal­ten werden lautstark analysiert. Deutschlan­d kann exportiere­n. Experten-Export. Das verspricht, ein gutes Geschäftsm­odell zu sein. Und gute Geschäfte können wir.

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