Ab in den Bus mit der Union
EVON MICHAEL BÖHM rinnern wir uns kurz an frühere Klassenfahrten. Der Kampf um die besten Plätze im Bus begann weit vor dem Einsteigen. Wer sitzt neben wem, wer darf zu „den Coolen“in die letzte Reihe, wer muss neben der Lehrerin Platz nehmen? Auf dem falschen Sitz kann so eine Reise ins Schullandheim ganz schön lang werden. Auf der anderen Seite haben gemeinsame Stunden auf engstem Raum, durchgesessenen Sitzen und ohne Klimaanlage nicht selten Klassenkameraden zusammengeschweißt, die zuvor nichts miteinander zu tun hatten.
Es hätte also ein spannendes Experiment werden können, am Mittwoch, als das bayerische Kabinett nach Linz reiste – wurde es aber nicht. Zwar brach ein Bus am frühen Morgen in München auf, allerdings saßen darin lediglich Ministerpräsident Markus Söder, Staatskanzleichef Florian Herrmann sowie ein paar Mitarbeiter und Journalisten. Die Minister kamen auf anderen Wegen nach Linz.
Vielleicht sollte der Idee einer politischen „Klassenfahrt“aber etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, gerade in so angespannten Zeiten wie diesen. Einfach mal alle Streithähne zusammen in einen Bus packen und ein paar Stunden über die Autobahn kutschieren – in der Hoffnung auf die vereinende Wirkung der Langeweile. Dumm wäre nur, wenn das Experiment in die Hose geht. Man stelle sich nur einmal vor, wie sich Angela Merkel und Horst Seehofer beim Pokern in die Haare geraten, Markus Söder durchs Mikrofon trotz fließenden Verkehrs immer wieder einen Richtungswechsel fordert und aus der letzten Reihe so ein paar CSU-Lümmel Papierflieger mit der Aufschrift „Angie muss weg“nach vorne werfen. Bis es dem Busfahrer zu bunt wird und er eine Vollbremsung hinlegt. Aber so weit wird es schon nicht kommen. Wahrscheinlich.