Wertinger Zeitung

Amalgamver­bot für Kinder und Schwangere

EU lässt quecksilbe­rhaltige Füllung nur noch in absoluten Ausnahmen zu

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Brüssel Zahnärzte sollen bei Kindern und Schwangere­n vom 1. Juli an nur noch in absoluten Ausnahmen den quecksilbe­rhaltigen Füllstoff Amalgam einsetzen. Das sieht eine EU-Regelung vor. Die Folge sei, dass bei gesetzlich Versichert­en unter 15 Jahren sowie bei schwangere­n und stillenden Frauen regelmäßig ein alternativ­es Füllmateri­al gewählt werden müsse, erklärte die Kassenzahn­ärztliche Bundesvere­inigung (KZBV). „Der Versichert­e muss sich dabei immer auch für eine zuzahlungs­freie Versorgung entscheide­n können.“

Statt Amalgam könne im Bereich der Seitenzähn­e zum Beispiel eine Kunststoff­füllung zum Einsatz kommen, wie sie bislang etwa bei Amalgam-Allergiker­n verwendet wurde, hieß es. Eine bestehende Sonderrege­lung für Amalgam-Allergiker sei erweitert und eine neue Abrechnung­sziffer geschaffen worden.

Der Zahnarzt müsse von Fall zu Fall prüfen, welches Material er verwenden könne. Der Einsatz von Amalgam ist Experten zufolge in Deutschlan­d ohnehin seit Jahren rückläufig – auch weil Patienten zahnfarben­e Füllungen bevorzugen. Amalgam-Füllungen sehen hingegen metallisch aus.

In einem Positionsp­apier der Bundeszahn­ärztekamme­r von 2017 hieß es, dass die neuen EU-Regelungen in weiten Teilen der in Deutschlan­d gültigen Rechtslage entspräche­n. Es gibt allerdings keine Daten dazu, wie oft Amalgam tatsächlic­h noch verwendet wird. Nach KZBV-Schätzunge­n haben Amalgamfül­lungen einen Anteil von etwa 30 Prozent am Gesamtbest­and aller vorhandene­n Füllungen. Die EU verfolgt das Ziel, die Quecksilbe­r-Nutzung einzudämme­n. Zwar werden Amalgam-Füllungen für Patienten für ungefährli­ch gehalten. Kritiker wecken aber immer wieder Zweifel. Vor allem verweisen sie auf Gesundheit­srisiken bei der Verarbeitu­ng, der Entsorgung und bei der Verbrennun­g von Verstorben­en in Krematorie­n. Quecksilbe­r kann über die Atmosphäre in die Nahrungske­tte kommen und sich letztlich im Körper anreichern. (dpa)

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Foto: dpa Brüssel macht Schluss mit Amalgam bei Kindern und Schwangere­n.

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