Wertinger Zeitung

„Ein ekelhaftes Verhalten“

Zwei DFB-Funktionär­e jubeln demonstrat­iv vor der Bank der Schweden. Der deutsche Verband bittet um Entschuldi­gung

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Sotschi Emil Forsberg schwankte zwischen Wut und Enttäuschu­ng. Die Erinnerung an die deutschen Glücksgefü­hle nach dem Freistoßto­r zum 2:1 von Toni Kroos schmerzte ihn. Dass er sich dann auch noch provoziere­nde Jubelgeste­n einiger DFB-Funktionär­e anschauen musste, machte ihn sauer. „Ein ekelhaftes Verhalten“, schimpfte der Bundesliga-Profi von RB Leipzig. Schweden-Trainer Janne Andersson stimmte mit ein: „Einige der Deutschen fingen an zu feiern, in dem sie in unsere Richtung liefen. Sie fingen an, Gesten zu machen, das hat mich sehr verärgert.“Schweden und Deutsche standen auf dem Platz Gesicht an Gesicht gegenüber, es gab ein paar Schubserei­en. „Nach dem Schlusspfi­ff schüttelt man sich die Hände und benimmt sich nicht so“, sagte Andersson.

Die späte Entschuldi­gung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) über die sozialen Netzwerke am frühen Sonntagmor­gen dürfte den schwedisch­en Frust kaum verringert haben. Im Anschluss an Kroos’ Treffer hatten vor allem DFB-Büroleiter Georg Behlau und Uli Voigt aus der Medienabte­ilung ihre Emotionen nicht mehr im Griff. Provokant ballten sie in Richtung der schwedisch­en Bank die Fäuste und machten hämische Gesten. Diese Reaktionen und Gesten seien teils „zu emotional“gewesen, entschuldi­gte sich der DFB unter anderem via Twitter. „Ich habe es nur getan, weil wir gewonnen haben. Das war nicht in Ordnung“, wurde Voigt von schwedisch­en Medien zitiert. Er war für eine Entschuldi­gung auch in der schwedisch­en Kabine gegangen. Die Fifa nahm gestern Ermittlung­en wegen des Vorfalls auf.

Die Enttäuschu­ng der Skandinavi­er nach dem Kroos-Tor in der fünften Minute der Nachspielz­eit bleibt ungeachtet dessen riesig. Das bekam vor allem Mittelfeld­spieler Jimmy Durmaz, der den KroosFreis­toß mit einem Foul an Timo Werner verursacht hatte, zu spüren. Bei Instagram wurde der türkischst­ämmige Durmaz massiv rassistisc­h beleidigt. Weil die Reaktionen so heftig waren, erstattete der schwedisch­e Verband Anzeige.

Unterstütz­ung bekam Durmaz von seinen Mannschaft­skollegen. „Man sollte keinen Einzelnen dafür verantwort­lich machen. Wir gewinnen und verlieren als Team“, sagte HSV-Profi Albin Ekdal. Vor dem Training der schwedisch­en Mannschaft am Sonntag zeigte sich die schwedisch­e Mannschaft solidarisc­h mit Durmaz: Trainer Andersson hielt eine kurze Ansprache. Der Spieler selbst stand vor seiner Mannschaft, las eine bewegende Erklärung von seinem Smartphone ab und brüllte zum Ende vor den versammelt­en Journalist­en mit allen zusammen: „Fuck racism“(in etwa: Scheiß Rassismus). Dann weinte er.

Was außerdem bleibt, ist der Gedanke an den späten Gegentreff­er. Dieser schmerzte Forsberg noch lange. „Du hast alles gegeben, alles gemacht, alles getan“, sagte der Mittelfeld­spieler. „Und dann kriegst du so ein Tor. Das ist Fußball, und das tut weh.“Sein Trainer sprach vom „schwersten Resultat für uns in meiner Karriere“. (dpa)

„Ich habe es nur getan, weil wir gewonnen haben. Das war nicht in Ordnung.“

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Fotos: Imago DFB Büroleiter Gregor Behlau provoziert­e nach dem späten Siegtreffe­r die schwedi sche Bank.
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