Fußball WM: Wer kann das nächste Spiel schauen?
Wenn Deutschland ums Achtelfinale kämpft, arbeiten in der Region noch viele Fans. Wie Chefs damit umgehen
Das nächste Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft ist am Mittwoch um 16 Uhr. Wer kann da schauen?
Landkreis Für die Nationalelf geht es gegen Südkorea um den Einzug ins Achtelfinale. Vor der WM war die Hoffnung, dass in diesem Spiel höchstens noch der Gruppensieg klar gemacht wird. Doch jetzt wird es richtig spannend – am Mittwoch, ab 16 Uhr. Nicht gerade eine arbeitnehmerfreundliche Zeit. Aber einige Chefs im Landkreis stellen sich darauf ein und sorgen dafür, dass ihre Mitarbeiter etwas von dem Spiel mitbekommen.
So zum Beispiel Matthias Schneider, der zwei Apotheken in Dillingen betreibt. In der Oberen StadtApotheke steht ein Fernseher. In der Schwaben Apotheke an der Großen Allee zwar nicht, aber dort können die Angestellten das Spiel am PC über einen Livestream verfolgen. Das ist ausdrücklich erlaubt. „Meine Mitarbeiter dürfen gerne etwas von dem Hype abhaben“, sagt Schneider. Für Kunden müssen sie trotzdem da sein. Allerdings ist es ein Vorteil, dass das Nachmittagsspiel auf den Mittwoch fällt. „Mittwochnachmittag ist eher weniger los. Weil die meisten Ärzte zu haben“, sagt der Chef. Und Fußballfans werden ihre Apothekenbesuche wohl eher vor oder nach dem Deutschlandspiel erledigen.
In einem Sportartikel-Geschäft passt es natürlich, wenn das Spiel läuft. Die Fernseher im Intersport Seeßle in Gundelfingen zeigen alle WM-Spiele, mit oder ohne deutsche Beteiligung, erzählt eine Angestellte. Klar kümmern sich die Mitarbeiter
Mal hilft die Gleitzeit, mal ist der Chef selbst ein Fan
um Kunden, doch vom Spiel bekommen sie trotzdem einiges mit.
Die Partie gegen Südkorea läuft auch im Wertinger Autohaus Ohnheiser. „Wir haben im Kundenbereich ja sowieso einen Fernseher“, sagt Chef Walter Ohnheiser. Normalerweise läuft dort ein Nachrichtensender, am Mittwoch eben WM. „Es kann sich aber keiner 90 Minuten hinsetzen“, schränkt der Chef ein. Wenn Kunden kommen, müssen diese bedient werden, kompletter Stillstand ist nicht drin. Beim Fernseher steht aber auch die Kaffeemaschine. Eine kurze Pause mit Blick aufs Spiel ist selbstverständlich erlaubt. In Büro und Werkstatt läuft ein Radio. „Und die Mitarbeiter, die einen PC haben, haben bestimmt auch einen Liveticker auf.“Ohnheiser sieht das locker. „Mich interessiert es ja selber.“
Im Landratsamt flimmert das Spiel auf keinem Fernseher – aber dort wird beim Anpfiff auch kaum noch jemand arbeiten. „Mittwochnachmittag ist das Landratsamt ohnehin nicht für den Personenverkehr geöffnet“, sagt Sprecher Peter Hurler. Und die Kernarbeitszeit geht bis 15.30 Uhr. Wer gehen will, schafft es rechtzeitig zum Anpfiff vor einen Fernseher. Um die Stunden auszugleichen, können die Mitarbeiter entweder früh anfangen oder an einem anderen Tag etwas länger arbeiten. „Wer möchte, kann das Spiel also sehen“, sagt Hurler. Auch er selbst möchte. „Ich werde es mit ein paar Freunden anschauen“, sagt der Sprecher.
Keine Sonderregelung gibt es für Schüler. Hans Lautenbacher, Schulleiter des Lauinger Albertus-Gymnasiums, verweist auf das bayerische Kultusministerium, das auf seiner Internetseite einen Hinweis veröffentlicht hat. „Ein früheres Unterrichtsende [...] aufgrund eines Fußballspiels wird im Regelfall an unseren Schulen nicht möglich sein“, wird dort Kultusminister Bernd Sibler zitiert. Lautenbacher sagt deshalb: „Nach Hause schicken können wir unsere Schüler nicht.“Die Klassen 5 bis 8 sind nicht betroffen, sie haben um 16 Uhr keinen Unterricht mehr. Die 10. Klassen haben nachmittags Sport. „Es wäre denkbar, dass die sich da um das Thema Fußball kümmern ...“, sagt der Schulleiter. Das liege im Verantwortungsbereich der Sportlehrer. Ob sie oder andere Lehrer planen, das Spiel mit den Schülern zu verfolgen, weiß er nicht. Die elfte Stunde, nach der die letzten Gymnasiasten nach Hause gehen, dauert bis 16.45 Uhr. Zur zweiten Halbzeit sollten es die Kinder, wenn sie keinen zu langen Schulweg haben, also schaffen.
Wer am Mittwochnachmittag bei BSH Hausgeräte in Dillingen in der Produktion arbeitet, wird das Spiel nicht sehen können. „Dies begründet sich insbesondere durch unseren festen Schichtbetrieb, um reibungslose Produktionsabläufe sicherzustellen“, heißt es von der Pressestelle des Unternehmens. Auch Radiohören ist nicht ohne Weiteres möglich. Schließlich müsse auch Rücksicht auf andere Mitarbeiter genommen werden. Hinzu komme, dass Angestellte nicht mit Kopfhörern arbeiten dürfen – schließlich müssen sie etwas hören, wenn sich etwa ein Gabelstapler nähert. »Aufgespießt