Wertinger Zeitung

Fußball WM: Wer kann das nächste Spiel schauen?

Wenn Deutschlan­d ums Achtelfina­le kämpft, arbeiten in der Region noch viele Fans. Wie Chefs damit umgehen

- VON JAKOB STADLER

Das nächste Spiel der deutschen Fußballnat­ionalmanns­chaft ist am Mittwoch um 16 Uhr. Wer kann da schauen?

Landkreis Für die Nationalel­f geht es gegen Südkorea um den Einzug ins Achtelfina­le. Vor der WM war die Hoffnung, dass in diesem Spiel höchstens noch der Gruppensie­g klar gemacht wird. Doch jetzt wird es richtig spannend – am Mittwoch, ab 16 Uhr. Nicht gerade eine arbeitnehm­erfreundli­che Zeit. Aber einige Chefs im Landkreis stellen sich darauf ein und sorgen dafür, dass ihre Mitarbeite­r etwas von dem Spiel mitbekomme­n.

So zum Beispiel Matthias Schneider, der zwei Apotheken in Dillingen betreibt. In der Oberen StadtApoth­eke steht ein Fernseher. In der Schwaben Apotheke an der Großen Allee zwar nicht, aber dort können die Angestellt­en das Spiel am PC über einen Livestream verfolgen. Das ist ausdrückli­ch erlaubt. „Meine Mitarbeite­r dürfen gerne etwas von dem Hype abhaben“, sagt Schneider. Für Kunden müssen sie trotzdem da sein. Allerdings ist es ein Vorteil, dass das Nachmittag­sspiel auf den Mittwoch fällt. „Mittwochna­chmittag ist eher weniger los. Weil die meisten Ärzte zu haben“, sagt der Chef. Und Fußballfan­s werden ihre Apothekenb­esuche wohl eher vor oder nach dem Deutschlan­dspiel erledigen.

In einem Sportartik­el-Geschäft passt es natürlich, wenn das Spiel läuft. Die Fernseher im Intersport Seeßle in Gundelfing­en zeigen alle WM-Spiele, mit oder ohne deutsche Beteiligun­g, erzählt eine Angestellt­e. Klar kümmern sich die Mitarbeite­r

Mal hilft die Gleitzeit, mal ist der Chef selbst ein Fan

um Kunden, doch vom Spiel bekommen sie trotzdem einiges mit.

Die Partie gegen Südkorea läuft auch im Wertinger Autohaus Ohnheiser. „Wir haben im Kundenbere­ich ja sowieso einen Fernseher“, sagt Chef Walter Ohnheiser. Normalerwe­ise läuft dort ein Nachrichte­nsender, am Mittwoch eben WM. „Es kann sich aber keiner 90 Minuten hinsetzen“, schränkt der Chef ein. Wenn Kunden kommen, müssen diese bedient werden, kompletter Stillstand ist nicht drin. Beim Fernseher steht aber auch die Kaffeemasc­hine. Eine kurze Pause mit Blick aufs Spiel ist selbstvers­tändlich erlaubt. In Büro und Werkstatt läuft ein Radio. „Und die Mitarbeite­r, die einen PC haben, haben bestimmt auch einen Liveticker auf.“Ohnheiser sieht das locker. „Mich interessie­rt es ja selber.“

Im Landratsam­t flimmert das Spiel auf keinem Fernseher – aber dort wird beim Anpfiff auch kaum noch jemand arbeiten. „Mittwochna­chmittag ist das Landratsam­t ohnehin nicht für den Personenve­rkehr geöffnet“, sagt Sprecher Peter Hurler. Und die Kernarbeit­szeit geht bis 15.30 Uhr. Wer gehen will, schafft es rechtzeiti­g zum Anpfiff vor einen Fernseher. Um die Stunden auszugleic­hen, können die Mitarbeite­r entweder früh anfangen oder an einem anderen Tag etwas länger arbeiten. „Wer möchte, kann das Spiel also sehen“, sagt Hurler. Auch er selbst möchte. „Ich werde es mit ein paar Freunden anschauen“, sagt der Sprecher.

Keine Sonderrege­lung gibt es für Schüler. Hans Lautenbach­er, Schulleite­r des Lauinger Albertus-Gymnasiums, verweist auf das bayerische Kultusmini­sterium, das auf seiner Internetse­ite einen Hinweis veröffentl­icht hat. „Ein früheres Unterricht­sende [...] aufgrund eines Fußballspi­els wird im Regelfall an unseren Schulen nicht möglich sein“, wird dort Kultusmini­ster Bernd Sibler zitiert. Lautenbach­er sagt deshalb: „Nach Hause schicken können wir unsere Schüler nicht.“Die Klassen 5 bis 8 sind nicht betroffen, sie haben um 16 Uhr keinen Unterricht mehr. Die 10. Klassen haben nachmittag­s Sport. „Es wäre denkbar, dass die sich da um das Thema Fußball kümmern ...“, sagt der Schulleite­r. Das liege im Verantwort­ungsbereic­h der Sportlehre­r. Ob sie oder andere Lehrer planen, das Spiel mit den Schülern zu verfolgen, weiß er nicht. Die elfte Stunde, nach der die letzten Gymnasiast­en nach Hause gehen, dauert bis 16.45 Uhr. Zur zweiten Halbzeit sollten es die Kinder, wenn sie keinen zu langen Schulweg haben, also schaffen.

Wer am Mittwochna­chmittag bei BSH Hausgeräte in Dillingen in der Produktion arbeitet, wird das Spiel nicht sehen können. „Dies begründet sich insbesonde­re durch unseren festen Schichtbet­rieb, um reibungslo­se Produktion­sabläufe sicherzust­ellen“, heißt es von der Pressestel­le des Unternehme­ns. Auch Radiohören ist nicht ohne Weiteres möglich. Schließlic­h müsse auch Rücksicht auf andere Mitarbeite­r genommen werden. Hinzu komme, dass Angestellt­e nicht mit Kopfhörern arbeiten dürfen – schließlic­h müssen sie etwas hören, wenn sich etwa ein Gabelstapl­er nähert. »Aufgespieß­t

 ?? Foto: Kaltenegge­r ?? Wohl dem, der Urlaub hat. Denn das Spiel der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Südkorea findet bereits um 16 Uhr statt. Für Arbeitnehm­er heißt das oft, dass sie darauf angewiesen sind, dass der Chef an diesem Tag eine Ausnahme macht. Die einjährige Franziska und der zweijährig­e Stefan auf unserem Foto können das Spiel hingegen ganz entspannt auf Menorca schauen, wo die beiden jungen Leser unserer Zeitung aus Oberliezhe­im gerade mit ihren Eltern Urlaub machen.
Foto: Kaltenegge­r Wohl dem, der Urlaub hat. Denn das Spiel der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Südkorea findet bereits um 16 Uhr statt. Für Arbeitnehm­er heißt das oft, dass sie darauf angewiesen sind, dass der Chef an diesem Tag eine Ausnahme macht. Die einjährige Franziska und der zweijährig­e Stefan auf unserem Foto können das Spiel hingegen ganz entspannt auf Menorca schauen, wo die beiden jungen Leser unserer Zeitung aus Oberliezhe­im gerade mit ihren Eltern Urlaub machen.

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