Fünf Tipps für bessere Urlaubsbilder
Simple, aber wirkungsvolle Tipps für aussagekräftige Fotos
ches Hilfslinien-Gitter sogar im Display einblenden. Bei einem Portrait mit Sehenswürdigkeit im Hintergrund könnten also die Augen der Person auf einem der beiden oberen Schnittpunkte liegen. Der Pfeiler einer Brücke steht genau hinter einer der senkrechten Linien. Der Horizont beim Sonnenuntergang verläuft entlang der unteren, waagrechten Linie, die Bergspitze liegt hinter einem der Schnittpunkte mit der oberen Linie.
2. Mit den Füßen zoomen Fotografen sagen: „Zoome mit den Füßen, nicht mit dem Objektiv.“Was sie damit meinen? Näher ran ans Motiv. Bilder werden lebendiger und bekommen mehr Tiefe, wenn sie mit Weitwinkel-Brennweite fotografiert sind. Wer seine Motive sonst gerne weit heran zoomt, der sollte einmal konsequent den umgekehrten Weg probieren und selbst ganz nah ans Motiv herangehen. Die Ergebnisse werden für sich sprechen: intensive, lebendige, emotionale Bilder. Weil Smartphone-Kameras typischerweise eine Weitwinkel-Optik und nur sehr begrenzte Zoom-Möglichkeiten haben, wirken Handy-Fotos allein schon deshalb ansprechender. Eng damit verbunden, weil mit Weitwinkel viel leichter umzusetzen ist ein weiterer Tipp: ungewöhnliche Blickwinkel suchen. Die Perspektive aus Augenhöhe kennt jeder, weswegen sie eher gewohnt bis langweilig wirkt. Warum sich also nicht einmal flach auf den Boden legen? Vor einem Hund oder einer Katze auf die Knie gehen, um auf deren Augenhöhe zu sein? Oder die Vogelperspektive einnehmen und auf eine Parkbank, eine Mauer oder gar einen Turm steigen, um eine Szene von oben abzulichten?
3. Dimensionen im Bild einfangen Direkt vor einem Hochhaus, einem Berg oder an einem Vulkankrater stehend, sind deren enorme Ausmaße imposant. Aber nimmt das später auch der Betrachter eines Fotos wahr? Er sieht nur das zweidimensionale Bild, ohne Vorgeschichte, ohne Umgebung. Er kann nicht erkennen, ob der Berg 1500 oder 6000 Meter hoch ist. Einfache Abhilfe schaffen vertraute Elemente im Bild, die dem Betrachter als Größenmaßstab dienen: ein Alltagsgegenstand, ein Mensch, ein Auto. Umarmt eine Person einen gewaltigen Mammut-Baum, kann man sich den Umfang des Baumstamms gut vorstellen. Die schmale Hängebrücke über ein tiefes Tal bekommt für den Betrachter eine klare Dimension, wenn auf der Brücke ein vergleichsweise klitzekleiner Mensch steht. Wie groß ein Kreuzfahrtschiff ist, kann sich der Betrachter erst so richtig vorstellen, wenn die Häuser der Hafenstadt zu sehen sind, die nur halb so hoch sind wie das Schiff.
4. Dem Motiv einen Rahmen geben Gute Fotos haben zumeist mehr als eine optische Ebene: Sie bestehen aus Vorder- und Hintergrund, aus Rahmen und Motiv. Das Wechselspiel der beiden Ebenen erzeugt Spannung und Bildaussage. Das Foto eines idyllischen Hafens bekommt einen besonderen Reiz, wenn man es durch das Bullauge eines Schiffs hindurch fotografiert und damit einen thematischen Rahmen hinzufügt. Ein Torbogen gibt dem Foto einer Altstadtgasse zusätzliches Flair. Ein buntes Blumenbeet im Vordergrund rettet ein Foto bei trüb-grauem Himmel.
5. Ein Foto muss für sich selbst spre chen Mit dem Spiel von Vorder- und Hintergrund lässt sich aber noch etwas anderes erreichen: Statt nur ein statisches Motiv abzubilden, kann man eine kleine Geschichte erzählen. Statt Freunden nach dem Urlaub also zu erklären, wo das Bild entstanden ist und warum die Szene so interessant war, erzählt das Foto das einfach selbst.
Der Souvenirverkäufer an der Hafenmauer in Cannes für sich genommen ist ein Souvenirverkäufer wie überall auf der Welt. Ist im Hintergrund aber das Meer und ein Kreuzfahrtschiff im Bild, wird klar, mit welchen Touristen der Verkäufer hofft, seine billigen Sonnenhüte zum Premiumpreis zu verkaufen.
Die Hochhaus-Silhouette von Manhattan hat man schon hundertmal gesehen. Ist im Vordergrund jedoch das geschäftige Treiben am Fährterminal von Jersey City zu sehen, fühlt sich der Betrachter ins Geschehen mit einbezogen und bekommt einen Eindruck von dem Moment, in dem das Foto aufgenommen wurde. Und überreicht im Foto der lächelnde Kellner den Cocktail gerade an den Gast, dann erzählt das Bild von der fröhlichen Atmosphäre an der Hotelbar, die auf einem Foto des Cocktailglases nicht sichtbar würde. Nicht jedes Motiv eignet sich gleich gut für diese Methoden, ein Bild schon beim Fotografieren zu etwas Besonderem zu machen. Ein grundsätzlicher Trick hilft aber in jeder Situation: Der Fotograf sollte sich Gedanken machen, wie das fertige Bild auf den unbedarften Betrachter wirkt. Denn Emotionen, Gerüche, Geräusche, Temperatur oder Wind, die der Fotograf vor Ort spürt, enthält ein Bild erst einmal nicht. Gelingt es, diese Aspekte mit einem Foto zu vermitteln, wird das Foto auch für den Betrachter aussagekräftig. Manche brauchen etwas länger, wie ich zum Beispiel. Ich war noch nie in Bamberg gewesen. Da hatte ich echt was verpasst. Wir waren im Arkadenhotel in den Gemächern eines Karmelitenklosters untergebracht, wo einst die Mitglieder des Ordens der Brüder der allerheiligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel seit dem 16. Jahrhundert ein verzichtreiches Leben führten. Seit 2010 ist ein Teil des Klosters, genau 64 Zimmer, als Hotel eingezogen. Alles picobello. Astreine Betten und Stille rundum, obwohl die oft von Besuchern überlaufene Innenstadt nur fünf Minuten bergab brummt. Die Gastgeber unserer Herberge sind reizend, ganz besonders die Damen, die das Frühstück servieren und immer noch Ruhe bewahren, wenn um halb neun alle Gäste ausgeschlafen sind und stante pede Kaffee wollen. Schon derentwegen würde ich wiederkommen und wegen dem Extra-Espresso, den sie mir servierten. Tagsüber und abends hab ich mich als Protestantin so richtig vom überall gegenwärtigen Barock Bambergs begeistern lassen, von den Kirchen, herrlichen Häusern, Marienstatuen, und habe endlich den Bamberger Reiter gesehen. Was für ein zierliches, zauberhaftes Reiterbild. Man möchte eine Leiter anstellen und mal drüberstreichen dürfen. Außerdem finden sich in Bamberg die verlockendsten Antiquitätenläden, die ich bisher gesehen habe. Nach den Stadtmärschen hügelauf und hügelab ließ es sich im Hotel hinter den dicken Mauern gut schlummern. Inge Ahrens
* In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäuser vor, die unsere Redaktionsmitglieder und Mitarbeiter ausprobiert haben und bemerkenswert fanden.