Wertinger Zeitung

Das beschäftig­t Asylbewerb­er und Helfer

In Dillingen geht es um die Frage, wie Integratio­n gelingen kann

- VON ANDREAS SCHOPF

Dillingen Zum 27. Mal fand am Dienstagab­end das Rundgesprä­ch „Asyl/Migration“statt. Diesmal begrüßte Georg Schrenk, Koordinato­r der Unterstütz­ergruppe „Asyl/Migration Dillingen“, zwei Gäste aus der Politik: Landrat Leo Schrell sowie Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz. Bevor diese sich den Fragen der rund 50 Besucher im Kirchenzen­trum Sankt Ulrich stellten, gab Schrenk Einblicke in die Asyl-Situation in der Region. Derzeit leben gut 500 Geflüchtet­e im Landkreis. Demgegenüb­er stehen derzeit 76 Ehrenamtli­che, die sich im Rahmen der Unterstütz­ergruppe engagieren. Im März 2016 gab es noch 130 Unterstütz­er.

Schrenk stellte einige Projekte vor. Derzeit laufen etwa eine Sprachausb­ildung sowie Nachhilfea­ktionen. Seit zwei Jahren findet ein Fußballtre­ff statt, derzeit auf dem Sportplatz der Bundeswehr. Insgesamt gebe es 30 bis 40 Teilnehmer, berichtete Schrenk. Aber: „Leider fehlen Deutsche.“Schrenk lobte die Unterstütz­ung durch die Kirchengem­einden sowie die Spenden durch die Stadt und private Spender. Auch die Zusammenar­beit mit dem Landratsam­t sei gut. Trotzdem kritisiert­e Schrenk einen „Formularkr­ieg“sowie das gelegentli­che Verhalten von Behördenmi­tarbeitern, deren Abneigung sichtbar werde. Auch andere Dinge frustriert­en. Etwa, wie so mancher Einheimisc­her Flüchtling­e behandelt. Aber auch Vermieter, die „Löcher“in unzumutbar­em Zustand vermieten. „Zehn Prozent der Wohnungen werden von Menschen vermietet, denen es nur ums Geld geht“, kritisiert­e Schrenk.

Das Thema Wohnen war einer der Schwerpunk­te des Abends. Vor allem Single-Wohnungen, auch attraktiv für Flüchtling­e, sind Mangelware, die Preise dafür sind in die Höhe geschossen. „Was machen der Landkreis und die Stadt Dillingen, um solche Wohnungen zu fördern?“, fragte ein Besucher. Schrell und Kunz antworten, dass man selbst dafür nicht zuständig sei. „Die Preise regelt der Markt“, sagte Kunz. „Wir versuchen, den sozialen Wohnungsba­u voranzubri­ngen.“Großes Thema sind auch fehlende Beschäftig­ungserlaub­nisse. Bei diesem Punkt meldete sich eine Flüchtling­shelferin aus Kicklingen zu Wort. „Ich finde es untragbar, wenn fähige und motivierte Kräfte nicht arbeiten dürfen“, schimpfte sie. „Dann brauchen wir nicht mehr über Integratio­n sprechen.“Mehrere Geflüchtet­e nahmen hierzu das Mikrofon in die Hand. Einer, der eine Ausbildung zum Pflegehelf­er absolviert, sagte: „Ich weiß nicht, ob ich später einmal arbeiten darf. Ich mache die Ausbildung aber nicht, um zuhause zu sitzen.“Landrat Leo Schrell stellte klar: „Die Bescheide stellt das Bamf aus, an diese Vorgaben müssen wir uns halten.“

Doch es liegt auch an Asylbewerb­ern selbst, dass die Integratio­n gelingt. Flüchtling­e, die Empfehlung­en nicht annehmen und dadurch Vorurteile fördern, sind einer der Punkte, die laut Schrenk die Helfer ärgert. Auch Kunz wünscht sich mehr Engagement. „Wenn ich hier Schutz finde und Menschen habe, die mich unterstütz­en, ist es redlich zu fordern: Gebt an die Gesellscha­ft etwas zurück.“Es habe gute Erfahrunge­n mit Saisonarbe­itern im Bauhof gegeben. Aber es gebe auch viele Angebote, die nicht angenommen werden. Kunz verwies auf Sylvester Adima, ein Nigerianer, der sich bei der Dillinger Wehr engagiert. „Er ist leider der einzige.“Daraufhin meldete sich ein Besucher zu Wort: „Die Flüchtling­e haben noch zu viele Verpflicht­ungen mit ihren Familien. Außerdem gibt es in ihren Ländern so etwas wie ein Ehrenamt meist nicht.“Die Besucher diskutiert­en rege, nach zwei Stunden musste der Moderator, Stadtpfarr­er Wolfgang Schneck, die Runde beenden. Sein Schlusswor­t: „Integratio­n ist etwas ganz Langwierig­es.“

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Foto: ands OB Frank Kunz (l.) und Landrat leo Schrell beantworte­ten Fragen.

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