Das beschäftigt Asylbewerber und Helfer
In Dillingen geht es um die Frage, wie Integration gelingen kann
Dillingen Zum 27. Mal fand am Dienstagabend das Rundgespräch „Asyl/Migration“statt. Diesmal begrüßte Georg Schrenk, Koordinator der Unterstützergruppe „Asyl/Migration Dillingen“, zwei Gäste aus der Politik: Landrat Leo Schrell sowie Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz. Bevor diese sich den Fragen der rund 50 Besucher im Kirchenzentrum Sankt Ulrich stellten, gab Schrenk Einblicke in die Asyl-Situation in der Region. Derzeit leben gut 500 Geflüchtete im Landkreis. Demgegenüber stehen derzeit 76 Ehrenamtliche, die sich im Rahmen der Unterstützergruppe engagieren. Im März 2016 gab es noch 130 Unterstützer.
Schrenk stellte einige Projekte vor. Derzeit laufen etwa eine Sprachausbildung sowie Nachhilfeaktionen. Seit zwei Jahren findet ein Fußballtreff statt, derzeit auf dem Sportplatz der Bundeswehr. Insgesamt gebe es 30 bis 40 Teilnehmer, berichtete Schrenk. Aber: „Leider fehlen Deutsche.“Schrenk lobte die Unterstützung durch die Kirchengemeinden sowie die Spenden durch die Stadt und private Spender. Auch die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt sei gut. Trotzdem kritisierte Schrenk einen „Formularkrieg“sowie das gelegentliche Verhalten von Behördenmitarbeitern, deren Abneigung sichtbar werde. Auch andere Dinge frustrierten. Etwa, wie so mancher Einheimischer Flüchtlinge behandelt. Aber auch Vermieter, die „Löcher“in unzumutbarem Zustand vermieten. „Zehn Prozent der Wohnungen werden von Menschen vermietet, denen es nur ums Geld geht“, kritisierte Schrenk.
Das Thema Wohnen war einer der Schwerpunkte des Abends. Vor allem Single-Wohnungen, auch attraktiv für Flüchtlinge, sind Mangelware, die Preise dafür sind in die Höhe geschossen. „Was machen der Landkreis und die Stadt Dillingen, um solche Wohnungen zu fördern?“, fragte ein Besucher. Schrell und Kunz antworten, dass man selbst dafür nicht zuständig sei. „Die Preise regelt der Markt“, sagte Kunz. „Wir versuchen, den sozialen Wohnungsbau voranzubringen.“Großes Thema sind auch fehlende Beschäftigungserlaubnisse. Bei diesem Punkt meldete sich eine Flüchtlingshelferin aus Kicklingen zu Wort. „Ich finde es untragbar, wenn fähige und motivierte Kräfte nicht arbeiten dürfen“, schimpfte sie. „Dann brauchen wir nicht mehr über Integration sprechen.“Mehrere Geflüchtete nahmen hierzu das Mikrofon in die Hand. Einer, der eine Ausbildung zum Pflegehelfer absolviert, sagte: „Ich weiß nicht, ob ich später einmal arbeiten darf. Ich mache die Ausbildung aber nicht, um zuhause zu sitzen.“Landrat Leo Schrell stellte klar: „Die Bescheide stellt das Bamf aus, an diese Vorgaben müssen wir uns halten.“
Doch es liegt auch an Asylbewerbern selbst, dass die Integration gelingt. Flüchtlinge, die Empfehlungen nicht annehmen und dadurch Vorurteile fördern, sind einer der Punkte, die laut Schrenk die Helfer ärgert. Auch Kunz wünscht sich mehr Engagement. „Wenn ich hier Schutz finde und Menschen habe, die mich unterstützen, ist es redlich zu fordern: Gebt an die Gesellschaft etwas zurück.“Es habe gute Erfahrungen mit Saisonarbeitern im Bauhof gegeben. Aber es gebe auch viele Angebote, die nicht angenommen werden. Kunz verwies auf Sylvester Adima, ein Nigerianer, der sich bei der Dillinger Wehr engagiert. „Er ist leider der einzige.“Daraufhin meldete sich ein Besucher zu Wort: „Die Flüchtlinge haben noch zu viele Verpflichtungen mit ihren Familien. Außerdem gibt es in ihren Ländern so etwas wie ein Ehrenamt meist nicht.“Die Besucher diskutierten rege, nach zwei Stunden musste der Moderator, Stadtpfarrer Wolfgang Schneck, die Runde beenden. Sein Schlusswort: „Integration ist etwas ganz Langwieriges.“