Wertinger Zeitung

Schmecken die Schland Schnitten noch?

Nach dem Aus stehen Händler vor der Frage, ob die WM auch in ihrem Geschäft zu Ende ist

- VON BERTHOLD VEH UND JAKOB STADLER

Nach dem historisch­en Aus der deutschen Elf in der Vorrunde bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Russland herrscht auch bei Fans im Landkreis am Tag danach noch blankes Entsetzen. Und so mancher Händler im Landkreis muss nach dem Ende der WM-Party ein wenig umbauen.

So zum Beispiel Marco Rehm, der die Dillinger Vom-Fass-Filiale führt. Kurz vor der Weltmeiste­rschaft haben wir in unserer Zeitung einige WM-Produkte von Händlern der Region vorgestell­t. Dabei waren Rehms mundgeblas­ene Motivflasc­hen, mit eingelasse­ner Deutschlan­dfahne. „Die Flaschen kommen jetzt eine Reihe zurück“, sagt Rehm. Er verkauft sie weiter, doch so prominent wie vor dem frühen WM-Aus wird er sie nicht mehr platzieren. „Ich mache jetzt meine WM-Deko weg“, sagt Rehm resigniere­nd. „Dann ist das Thema für mich erledigt.“Er habe ohnehin keine speziellen WM-Öle oder WM-Spirituose­n verkauft – finanziell­e Einbußen habe er daher nicht. „Es ist schon schade“, sagt er. „Aber wenn man so spielt, ist es verdient, wenn man draußen ist.“

Dem stimmt Jürgen Weber zu, Geschäftsf­ührer des Gundelfing­er Intersport­s Seeßle. Nach der Leistung in den ersten beiden Spielen sei das Aus aber auch nicht so überrasche­nd gekommen. Bei seinem Facebook-Tippspiel hätten sogar drei Leute das 2:0 für Südkorea richtig getippt. Trotz der Enttäuschu­ng hält die Filiale der Mannschaft die Treue: Die sehr auf das deutsche Team ausgericht­ete WMDekorati­on im Laden wird bis zum Finale behalten. Und das Deutschlan­d-Trikot kostet nach wie vor genauso viel wie vor der WM – Weber verweist aber darauf, dass der Laden das Trikot ohnehin schon sehr günstig verkaufe. Immerhin, etwas Positives sieht er dann auch noch: „Man hat jetzt mehr Zeit, selber Sport zu treiben.“

Die pharmazeut­isch-technische Assistenti­n Simone Scholz drückt in der Stadtapoth­eke Wertingen Kunden in diesen Tagen oft ein Heftpflast­er-Set mit schwarz-rot-goldener Tasche in die Hand. Am Donnerstag allerdings war die Fußballeri­n, die elf Jahre lang die Abwehr beim SV Bonstetten verstärkt hat, damit „etwas zurückhalt­ender“. Die historisch­e WM-Niederlage gegen Südkorea sei noch zu frisch gewesen, sagt Scholz. Und sie gibt offen zu: „Ja, ich war sehr enttäuscht.“Jogis Jungs seien völlig zu Recht ausgeschie­den. Scholz plädiert für einen Neuanfang: „Jogi Löw sollte aufhören, das muss jetzt ein anderer machen.“Richie Riyadgeorg­e, der in der Wertinger Hauptstraß­e einen Tabakladen mit Lotto-Annahmeste­lle betreibt, sieht dies anders. An Löw habe es nicht gelegen, der habe gute Arbeit geleistet und jetzt „eine zweite Chance verdient“. Die deutsche Elf habe drei schlechte Spiele abgeliefer­t – auch das 2:1 gegen Schweden in letzter Minute sei ein Glückstref­fer gewesen, sagt der Wertinger. Riyadgeorg­e nennt eine Ursache. „In der Mannschaft gab es viele Probleme, und das hat mit Özil zu tun“, glaubt der Ladenbetre­iber. Der Spielmache­r sei ziemlich lustlos gewesen.

Sandra Mäding leitet die Filiale von Spielwaren Krömer in der Wertinger Hauptstraß­e. Dort gibt es für Fans der deutschen Elf Artikel wie Puzzle, Memory, Kartenspie­le, Fahnen. Mäding könnte sich vorstellen, dass diese nach dem WM-Aus im Preis etwas sinken werden. Die Geschäftsl­eitung habe dies allerdings noch nicht entschiede­n. „Und die deutsche Nationalma­nnschaft gibt es ja noch.“Sandra Mäding fand die Vorstellun­g der Kicker „traurig und sehr uninspirie­rt“. Und ja, „sie hätten mehr kämpfen können“, sagt die Filialleit­erin. Sie blickt nach vorne. „Ich habe als Mutter Mitleid mit den Jungs, das nächste Mal wird es wieder besser“, hofft Mäding. Löw sollte weiter Coach bleiben. „Er ist ein guter Trainer“, sagt die Filialleit­erin.

Die Bäckerei Gnaier in Dillingen hat fast ihr ganzes Sortiment auf die WM ausgericht­et. Es gibt das Kosakenbro­t, ein aus zwei zusammenhä­ngenden kleinen Brotleiben bestehende­s „Stürmer-Duo“, die Uralkruste und den St.-PetersBurg­er. „Das bleibt alles im Sortiment, bis die WM rum ist“, sagt stellvertr­etende Filialleit­erin Sabine Gruber. Das gilt auch für die Schwarz-Rot-Gold-Schnitte und die Schland-Schnitte. Befürchtun­gen, dass der Absatz jetzt sinkt, hat Gruber nicht. Sie sagt: „Wir stehen weiter zum Team, trotz allem.“

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Foto: Jakob Stadler Die Schwarz Rot Gold Schnitte vom Bäcker Gnaier bleibt im Sortiment, bis die WM vorbei ist. Stellvertr­etende Filialleit­erin Sabine Gruber sagt, sie und die Mitarbeite­r stehen weiter zum Team.
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Foto: Berthold Veh Sandra Mäding von Spielwaren Krömer in Wertingen nimmt die deutsche Elf in Schutz. Als Mutter tun ihr „die Jungs leid“, sagt die Filialleit­erin. Das Puzzle mit Jogis Jungs könnte allerdings im Preis fallen.

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