Schmecken die Schland Schnitten noch?
Nach dem Aus stehen Händler vor der Frage, ob die WM auch in ihrem Geschäft zu Ende ist
Nach dem historischen Aus der deutschen Elf in der Vorrunde bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland herrscht auch bei Fans im Landkreis am Tag danach noch blankes Entsetzen. Und so mancher Händler im Landkreis muss nach dem Ende der WM-Party ein wenig umbauen.
So zum Beispiel Marco Rehm, der die Dillinger Vom-Fass-Filiale führt. Kurz vor der Weltmeisterschaft haben wir in unserer Zeitung einige WM-Produkte von Händlern der Region vorgestellt. Dabei waren Rehms mundgeblasene Motivflaschen, mit eingelassener Deutschlandfahne. „Die Flaschen kommen jetzt eine Reihe zurück“, sagt Rehm. Er verkauft sie weiter, doch so prominent wie vor dem frühen WM-Aus wird er sie nicht mehr platzieren. „Ich mache jetzt meine WM-Deko weg“, sagt Rehm resignierend. „Dann ist das Thema für mich erledigt.“Er habe ohnehin keine speziellen WM-Öle oder WM-Spirituosen verkauft – finanzielle Einbußen habe er daher nicht. „Es ist schon schade“, sagt er. „Aber wenn man so spielt, ist es verdient, wenn man draußen ist.“
Dem stimmt Jürgen Weber zu, Geschäftsführer des Gundelfinger Intersports Seeßle. Nach der Leistung in den ersten beiden Spielen sei das Aus aber auch nicht so überraschend gekommen. Bei seinem Facebook-Tippspiel hätten sogar drei Leute das 2:0 für Südkorea richtig getippt. Trotz der Enttäuschung hält die Filiale der Mannschaft die Treue: Die sehr auf das deutsche Team ausgerichtete WMDekoration im Laden wird bis zum Finale behalten. Und das Deutschland-Trikot kostet nach wie vor genauso viel wie vor der WM – Weber verweist aber darauf, dass der Laden das Trikot ohnehin schon sehr günstig verkaufe. Immerhin, etwas Positives sieht er dann auch noch: „Man hat jetzt mehr Zeit, selber Sport zu treiben.“
Die pharmazeutisch-technische Assistentin Simone Scholz drückt in der Stadtapotheke Wertingen Kunden in diesen Tagen oft ein Heftpflaster-Set mit schwarz-rot-goldener Tasche in die Hand. Am Donnerstag allerdings war die Fußballerin, die elf Jahre lang die Abwehr beim SV Bonstetten verstärkt hat, damit „etwas zurückhaltender“. Die historische WM-Niederlage gegen Südkorea sei noch zu frisch gewesen, sagt Scholz. Und sie gibt offen zu: „Ja, ich war sehr enttäuscht.“Jogis Jungs seien völlig zu Recht ausgeschieden. Scholz plädiert für einen Neuanfang: „Jogi Löw sollte aufhören, das muss jetzt ein anderer machen.“Richie Riyadgeorge, der in der Wertinger Hauptstraße einen Tabakladen mit Lotto-Annahmestelle betreibt, sieht dies anders. An Löw habe es nicht gelegen, der habe gute Arbeit geleistet und jetzt „eine zweite Chance verdient“. Die deutsche Elf habe drei schlechte Spiele abgeliefert – auch das 2:1 gegen Schweden in letzter Minute sei ein Glückstreffer gewesen, sagt der Wertinger. Riyadgeorge nennt eine Ursache. „In der Mannschaft gab es viele Probleme, und das hat mit Özil zu tun“, glaubt der Ladenbetreiber. Der Spielmacher sei ziemlich lustlos gewesen.
Sandra Mäding leitet die Filiale von Spielwaren Krömer in der Wertinger Hauptstraße. Dort gibt es für Fans der deutschen Elf Artikel wie Puzzle, Memory, Kartenspiele, Fahnen. Mäding könnte sich vorstellen, dass diese nach dem WM-Aus im Preis etwas sinken werden. Die Geschäftsleitung habe dies allerdings noch nicht entschieden. „Und die deutsche Nationalmannschaft gibt es ja noch.“Sandra Mäding fand die Vorstellung der Kicker „traurig und sehr uninspiriert“. Und ja, „sie hätten mehr kämpfen können“, sagt die Filialleiterin. Sie blickt nach vorne. „Ich habe als Mutter Mitleid mit den Jungs, das nächste Mal wird es wieder besser“, hofft Mäding. Löw sollte weiter Coach bleiben. „Er ist ein guter Trainer“, sagt die Filialleiterin.
Die Bäckerei Gnaier in Dillingen hat fast ihr ganzes Sortiment auf die WM ausgerichtet. Es gibt das Kosakenbrot, ein aus zwei zusammenhängenden kleinen Brotleiben bestehendes „Stürmer-Duo“, die Uralkruste und den St.-PetersBurger. „Das bleibt alles im Sortiment, bis die WM rum ist“, sagt stellvertretende Filialleiterin Sabine Gruber. Das gilt auch für die Schwarz-Rot-Gold-Schnitte und die Schland-Schnitte. Befürchtungen, dass der Absatz jetzt sinkt, hat Gruber nicht. Sie sagt: „Wir stehen weiter zum Team, trotz allem.“