Im Kuno Wald steckt Geschichte bald in Kisten
Im Scheppacher Forst entsteht ein Gedenkweg, der an Hitlers „Wunderwaffe“erinnert. Jeder kann sich auf Spurensuche machen
Zusmarshausen Was war Hitlers vermeintliche Wunderwaffe, warum wurde sie ausgerechnet im Wald gebaut, und haben die Düsenjäger wirklich auf der Autobahn abgehoben? Fragen wie diesen sollen Interessierte im Wald zwischen Zusmarshausen, Burgau und Scheppach in Zukunft alleine nachgehen und sich dort selbst ein Bild von den Resten der geheimen Rüstungsanlage Kuno machen. Ab Herbst können Besucher auf einem etwa vier Kilometer langen Rundweg das ehemalige Waldwerk erkunden und sich auf Spurensuche machen. An sechs Stationen erfahren die Besucher mehr über den Ort, an dem der Düsenjäger Me 262 montiert und wo Zwangsarbeiter und jüdische KZHäftlinge ausgebeutet wurden. Im dichten Fichtenwald werden vier Holzkisten aufgestellt, in denen sich auch Fundstücke befinden. Die Kisten symbolisieren den Charakter des ehemaligen Waldwerks: In Kisten wurden damals Werkzeuge für die Montage genauso wie die verschiedenen Bauteile für den Düsenjäger Me 262 angeliefert. Jetzt findet sich Geschichte in Kisten – wer sie öffnet, kann erleben, was sich vor über 70 Jahren im Wald abgespielt hat.
Nahe der Autobahn mussten im Herbst 1944 Zwangsarbeiter versteckt im Wald das Lager aus dem Boden stampfen. Zwischen den Bäumen wurden Tarnnetz gespannt, damit aus der Luft unentdeckt bleibt, was am Boden vor sich geht: Denn dort wurden nach der Jahreswende die Düsenjäger endmontiert. Das heißt: Vorgefertigte Bauteile wie Tragflächen, Leitwerk, Rumpf oder Triebwerke wurden über die damalige Reichsautobahn ins Waldwerk transportiert und dort zusammengesetzt. Wie viele Flugzeuge abgehoben haben, wie die Autobahn für den Starts vorbereitet wurde und was am Ende aus dem Waldwerk geworden ist, wird auf dem neuen Gedenkweg erklärt. Er soll im Herbst eröffnet werden.
Die Idee zum Projekt entstand nach der Veröffentlichung des Magazins „Die Wunderwaffe aus dem Wald“im Verlag unserer Zeitung und der Sonderausstellung im Museum Zusmarshausen im Jahr 2016. Vorhabenträger ist der Forstbetrieb Zusmarshausen der Bayerischen Staatsforsten mit dessen Leiter Hubert Droste. Der Forstbetrieb setzen das engagierte Projekt um, das anschaulich aufbereitet Wissen vermitteln und gleichzeitig an das menschliche Leid und die Verbrechen vor der eigenen Haustüre erinnern soll.