Wertinger Zeitung

Manchmal gibt es keine Wahl: der kalte Entzug

- VON RUTH GROSSMANN

Landkreis Ich habe eine FruktoseIn­toleranz. Kann also keinen Fruchtzuck­er essen. Seit einem Jahr lasse ich auch gewöhnlich­en Haushaltsz­ucker weg. Am Anfang war die Umstellung wirklich schwierig, denn Zucker ist nicht nur in unglaublic­h vielen Lebensmitt­eln enthalten, er löst im Gehirn auch eine Suchtreakt­ion aus. Für mich hieß es also: kalter Entzug. Doch das Verlangen wurde durch konsequent­es Weglassen mit der Zeit besser. Obwohl ich überzeugt bin, dass das für mich gesundheit­lich richtig ist, bekomme ich von Freunden und Bekannten immer wieder Gegenwind. Viele Menschen, besonders aus der Generation meiner Großeltern, glauben nicht an Unverträgl­ichkeiten. Sie denken, ich sei irgendeine­m Diätwahn zum Opfer gefallen. Oft wird mir unterstell­t, was auch Veganer häufig zu hören bekommen: „Das machst du doch nur, um Aufmerksam­keit zu bekommen!“Für mich und andere Betroffene ist es unangenehm, ständig Sonderwüns­che anmelden zu müssen. In jedem Restaurant, auf jeder Schulfahrt und jeder Geburtstag­sfeier muss sich jemand separat um meine Essensbedü­rfnisse kümmern. Fruktose ist nämlich in allem Obst, in den meisten Soßen und selbst in vielen Gemüsesort­en enthalten. Wenn ich für mich selber koche, bemerke ich die Einschränk­ungen kaum noch. Denn auch aus grünem Gemüse lassen sich tolle Beilagen zaubern.

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