Wertinger Zeitung

Augsburg ist gerüstet

Die Alternativ­e für Deutschlan­d hält am Samstag in der Messe ihren Bundespart­eitag ab. Gleichzeit­ig haben sich zahlreiche Gegendemon­stranten angekündig­t. Die Polizei hat das Messegelän­de großräumig abgeriegel­t

- VON STEFAN KROG UND INA KRESSE

So ruhig war es an einem Freitagnac­hmittag rund um die Messe wohl noch nie. Wo sich um diese Uhrzeit sonst auf der zweispurig­en Friedrich-Ebert-Straße die Fahrzeuge stauen, herrschte Leere. Nur das entfernte Bellen der Polizeihun­de vom Messegelän­de war zu hören. Das ein oder andere Privatfahr­zeug wurde noch vom Messeparkp­latzSüd abgeschlep­pt. Die Polizei hatte ab 15 Uhr sowohl die B-17-Zufahrten zur Messe als auch die Straßen in nächster Umgebung komplett abgeriegel­t. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Am Wochenende bestimmen jetzt der AfD-Parteitag auf dem Messegelän­de und die Gegenkundg­ebungen Teile des öffentlich­en Lebens in Augsburg.

Bereits Freitagvor­mittag begannen Polizisten am Messegelän­de und in der Innenstadt damit, Sperrgitte­r zu installier­en. „Die Absperrung­en wurden aus Bayern zusammenge­karrt. Augsburg allein hat nicht so viele“, vermutete einer der Polizisten an der Messe. Die Zäune des Geländes wurden mit Stacheldra­ht verstärkt. Während es bereits Freitag zu Verkehrsbe­hinderunge­n durch Straßenspe­rrungen kam, ist heute zusätzlich mit massiven Einschränk­ungen bei Bus und Tram zu rechnen. Schon in der Nacht auf Freitag verstärkte die Polizei ihre Präsenz im Stadtgebie­t und kontrollie­rte Autofahrer. Ziel sei ein „hoher Kontrolldr­uck“, so Polizei-Vizepräsid­ent Norbert Zink mit Blick auf gewaltbere­ite Gegendemon­stranten. Sie werden aber nur eine Minderheit unter denjenigen sein, die gegen die rechtspopu­listische Partei protestier­en: Angekündig­t sind zwei Demozüge, die in die Innenstadt führen (siehe Infokasten).

Beide Kundgebung­en sollen sich in der Innenstadt treffen und ab 13 Uhr in einer gemeinsame­n Veranstalt­ung auf dem Rathauspla­tz aufgehen. Neben der Grünen-Bundestags­abgeordnet­en Claudia Roth und dem Juso-Bundesvors­itzenden Kevin Kühnert wird dort Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) sprechen. „Wir Demokraten müssen für die Menschenwü­rde eintreten, wenn andere an diesem Tag auf der Augsburger Messe ihre Idee eines ganz anderen Deutschlan­d vorantreib­en wollen“, so Roth. Kühnert sagt, dass Rassismus und Hetze niemals zur Normalität werden dürften. Darum komme er zur Kundgebung nach Augsburg.

Gribl warnt die Augsburger vor zu großer Besorgnis oder gar Angst. „Die Leute sollen sich so verhalten wie vergangene­s Wochenende oder das kommende Wochenende: Ich wünsche mir, dass das alltäglich­e Leben in Augsburg aufrecht erhalten wird“, so Gribl. Die Bürger sollten sich von Krawallauf­rufen nicht verunsiche­rn lassen. Die Sicherheit sei gewährleis­tet. Das Rathaus ist am Samstag nur geschlosse­n, weil die Polizei dort Räume benötigt.

Die Polizei geht von 500 bis 600 Gegendemon­stranten aus dem linken Spektrum aus, die von außerhalb anreisen. Die Polizei dürfte speziell ab Samstagmor­gen verstärkt Autos und Busse mit auswärtige­n Kennzeiche­n für Kontrollen aus dem Verkehr ziehen. Die Augsburger Polizei hat eine Liste mit Kennzeiche­n von anderen Dienststel­len bekommen, auf der Autos aufgeführt sind, in denen Störer vermutet werden. Einer Stuttgarte­rin hatte die Stadt Augsburg wie berichtet ein Betretungs­verbot fürs Stadtgebie­t übers Wochenende ausgesproc­hen. Die Polizei hielt es für wahrschein­lich, dass die Frau sich an „sicherheit­srelevante­n Störungen“beteiligen werde. Am Freitag wies das Augsburger Verwaltung­sgericht einen Eilantrag der Frau gegen das Verbot ab. Die Risikoeins­chätzung der Polizei sei schlüssig.

Zink kündigt an, dass die Polizei gewalttäti­ge Ausschreit­ungen sofort unterbinde­n werde. Die Ausgangssi­tuation sei aber völlig anders als beim G20-Gipfel in Hamburg, wo es tagelang zu Krawallen kam. Man gehe aber davon aus, dass es Versuche geben werde, die Zufahrten zur Messe zu blockieren und dass es auch Übergriffe auf Polizisten geben werde. Innerhalb der rechtsextr­emen Szene habe man keine Mobilisier­ungsaufruf­e registrier­t, so die Polizei. Allerdings wird der Münchner Ableger der Pegida am Samstag ab 16 Uhr auf den Königsplat­z kommen. Die Polizei wird die zehn Pegida-Aktivisten und die zu erwartende­n Gegendemon­stranten mit Gitterbarr­ieren trennen.

Ab dem Samstagvor­mittag wird es im Nahverkehr aufgrund der Gegen-Demos bis in den Nachmittag massive Einschränk­ungen geben. Der Königsplat­z wird von 11 Uhr bis in den Nachmittag gesperrt, die Tramlinien enden am Innenstadt­Rand. Ausnahmen sind die Linien 2 und 3 nach Haunstette­n, die während der Demo-Züge auf ihrem Süd-Ast ganz eingestell­t werden. Hintergrun­d sind blockierte Kreuzungen, aber wohl auch die TramOberle­itungen, die beim Einsatz von Wasserwerf­ern, welche die Polizei für Ausnahmesi­tuationen bereithält, eine Gefahr wären. Die Polizei rät, das Auto am Samstag stehen zu lassen.

Im Nahverkehr wird es Einschränk­ungen geben

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Fotos: Alexander Kays, Klaus Rainer Krieger Polizisten aus ganz Deutschlan­d sind am Wochenende in Augsburg im Einsatz, um den AfD Parteitag zu schützen und Eskalatio nen bei Gegendemon­strationen zu verhindern. Die B 17 Zufahrten zur Messe wurden abgeriegel­t. Auf dem Rathauspla­tz findet unter dem...
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