An Erfolgsstory weiterarbeiten
Fragt man drei Bürger, wie sie die ärztliche Versorgung vor Ort einschätzen, wird man wahrscheinlich drei unterschiedliche Antworten bekommen. Objektiv betrachtet gibt es an der Versorgung mit Allgemein- und Fachärzten in Wertingen und der näheren Umgebung wenig zu meckern. Für eine kleine Stadt ist Wertingen in beinahe allen Sparten der Schulmedizin gut ausgestattet.
Das ist alles nicht vom Himmel gefallen, sondern ist die Ernte von Jahrzehnten intelligenter Stadtentwicklung, bei der die Wichtigkeit ansässiger Ärzte stets im Auge behalten wurde. Der ehemalige Bürgermeister Dietrich Riesebeck darf hier nicht unerwähnt bleiben.
Doch die zahlreichen Erfahrungsberichte von Patienten, die lange auf notwendige Termine warten müssen, sollten trotzdem gehört und ernst genommen werden. Ein Problem für eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema ist dabei der Mangel an belastbaren Tatsachen. Als Beispiel sei hier der Versorgungsgrad genannt, der von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) ausgegeben wird. Der liegt hier bei 94,1 Prozent. Allerdings für den Bereich Dillingen an der Donau, zu dem auch Wertingen und Buttenwiesen sowie etwa Glött und Höchstädt gerechnet werden.
Ein solcher Gemeinschaftswert hilft wenig, um vor Ort die Situation zu beurteilen. Ärztliche Versorgung muss nah geschehen, denn oft genug sind Patienten ja immobil, weil sie eben zum Arzt müssen. Eine Zusammenfassung Wertingens und Dillingens in einer Betrachtung macht sie somit schon oberflächlich. Klar ist aber auch, dass eine Vereinigung wie die KVB keine beliebig kleinteilige Betrachtung für jede Kleinstadt in Bayern leisten kann. Zumindest besser kann das die Stadtverwaltung.
Hier können die Kommunen ansetzen, und das direkte Gespräch mit den Verantwortlichen suchen, um vielleicht gemeinsam noch mehr Ärzte in die Region zu bekommen. Denn jeder Patient, der mit großen Schmerzen – wie die Binswanger Rentnerin Ruth Kohler – auf adäquate Hilfe warten muss, ist ein Patient zu viel.