Das neue, lange Landratsamt
Im Gremium gibt es ein neues Mitglied. Und ein Referent fordert mehr Stolz
Dillingen Auch in der Kreistagssitzung am Freitag erinnerte Landrat Leo Schrell noch einmal an Wolfgang Schenk, Bürgermeister von Lauingen und seit zehn Jahren im Kreistag. Vor drei Wochen war der SPD-Politiker überraschend gestorben. In der Sitzung erinnerten ein Foto und ein Blumenstrauß an Schenk. Außerdem rückte ein neues Kreistagsmitglied nach: Viktor Merenda, zweiter Bürgermeister in Gundelfingen. Einstimmig wurde er in das Gremium gewählt und im Anschluss von Landrat Leo Schrell vereidigt. Schrell erinnerte an die Berichterstattung in unserer Zeitung über erkrankte Bürgermeister. Das Amt sei extrem fordernd. Manche Auseinandersetzung könne man sich deswegen vielleicht sparen.
Auch die Besetzung von Ausschüssen und Räten ändert sich auf Vorschlag der SPD-Fraktion wie folgt: Jürgen Hartshauser ist jetzt Mitglied des Kreisausschusses, Merenda sein erster Stellvertreter. Merenda wird Mitglied im Ausschuss für Kreisentwicklung. Reinhold Sing wird in den Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens des Landkreises, KDL, berufen, Merenda ist sein Stellvertreter. Das Gleiche gilt für die Verbandsversammlung des AWV.
Im Anschluss daran stellte Lothar Kempfle von Donautal-aktiv einige Projekte vor. Der Geschäftsführer erklärte, dass der Verein in drei Teams agiert: Regionalentwicklung, Natur- und Landschaft sowie Tourismus und Naherholung. Das erste Team beschäftigt sich unter anderem mit den Ökoflächen in Buttenwiesen. Zusammen mit der Landwirtschaft vor Ort wird dort versucht, umfangreiche Flächen zu renaturieren. Unter anderem wird feuchtes Mähgut naher Wiesen geerntet und auf dem neuen Gelände ausgebracht. Auf drei Hektar hat das binnen weniger Monaten bereits hervorragend funktioniert. Christian Knapp (CSU), zweiter Bürgermeister der Gemeinde, bedankte sich bei Donautal-aktiv für die gute Partnerschaft. Nach einem Jahr Arbeit zeigen sich laut Kempfle bei Kiebitz und Großer Brachvogel bereits erste Erfolge. Peter Seefried (REP) fragte, was aus dem aufwendig gepflegten Gebiet wird, wenn der Flutpolder kommt. Laut Kempfle seien auch die Naturschützer dagegen, dass aufwendig gepflegte Flächen dann unter Wasser stehen. Die Diskussion über die Flutpolder sei aber noch nicht abgeschlossen. Seefried erkundigte sich zudem nach der Gefahr, dass bei Hochwasser Schwermetall aus der Donau ausgeschwemmt wird. Das sei laut Kempfle das geringste Problem. Denn die Wasserqualität der Donau sei wesentlich besser als früher. Thomas Demel (CSU) beklagte, dass seit der Schließung des Dillinger Convicts Übernachtungsmöglichkeiten für Geschäftsreisende ebenso wie für Touristen in Dillingen fehlen. Das Problem wird sich laut Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz jedoch bald lösen: 70 Betten werde es binnen zwei, drei Monaten im ehemaligen Kaufhaus Paul geben. Das neue Hotel biete nicht nur WLAN und Klimatisierung, sondern auch besondere Angebote für Radtouristen. „Ich hoffe, dass damit auch die Übernachtungszahlen wieder steigen“, sagte Kunz. In diesem Zusammenhang wies Kempfle darauf hin, dass 85 Prozent aller privaten Anbieter von Übernachtungsmöglichkeiten in den Landkreisen Dillingen und Günzburg zertifiziert sind. „Das Allgäu hat 55 Prozent. Wir sind in dem Bereich führend, warum sagen wir es nicht?“Kempfle appellierte, endlich einen Stolz für die Dinge zu entwickeln, die getan werden. Über Förderprojekte würden Millionen Euro in die Region fließen, worauf andere neidisch wären – „nur hier hat das dann keiner gemerkt. Wenn wir das nicht besser hinbekommen, werden wir keinen Erfolg haben.“
Georg Winter (CSU) bemängelte, man sollte erst einiges besser machen. Er meinte damit die Punkte Beschilderung – etwa von einem Bahnhof zum Radweg – und die Verkehrssicherheit. Das Thema müsse ernster genommen werden. Für Schilder seien insgesamt fast eine Million Euro ausgegeben worden, betonte Erhard Friegel (FW), Vorsitzender des Vereins Dillinger Land. Was inzwischen in der Region bewegt worden sei, darauf könne man durchaus stolz sein. Laut Schrell sind es oft die gleichen Stellen, wo Schilder verschwinden. Reinhold Sing (SPD) hat dagegen völlig andere Prioritäten. Da die Region beim Klimaschutz nicht vorankäme, sollten zwei Dinge nicht übersehen werden: Die Erderwärmung und die Völkerwanderungsbewegung. „Das wird dramatisch werden.“Sing war es auch, der eingangs darum gebeten hatte, im Kreistag über wichtige Projekte, wie etwa den Um- und Anbau des Landratsamts vor Baubeginn zu sprechen.
Just auf diese Baustelle ging es dann im Anschluss an die Sitzung. Im November soll der Neubau (im Bild der weiße Teil) fertig sein. Dann werden die Mitarbeiter aus dem Altbau dorthin wechseln, bis dieser energetisch saniert wurde. Danach werden das Gesundheitsund Jugend- sowie Teile des Sozialamts in den Neubau einziehen und die Gebäude, die dafür bislang angemietet wurden, aufgegeben, teilte Landrat Leo Schrell mit. Dreifachverglasung, eine Komplettverschattung und eine sogenannte Betonkerntemperierung sollen dafür sorgen, dass es im Sommer nicht so heiß wird, erklärte Planer Elmar Bäuml den Kreisräten am Freitag. Kosten und Fortschritt liegen nach Auskunft seines Kollegen Johann Weißbecker im Plan.