Wertinger Zeitung

Reiterhof Chef beklagt Kiesabbau

Manfred Demharter kaufte einst den Riedschrei­nerhof II bei Kicklingen – nicht ahnend, dass einmal bis zu seinem Anwesen Kies ausgebeute­t wird. Jetzt stört Lärm eine Idylle

- VON BERTHOLD VEH

Kicklingen

Für viele liegt das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde. Auf dem Riedschrei­nerhof bei Kicklingen ist davon etwas zu spüren. 26 gepflegte Pferde stehen in den Ställen des Reiterhofs, den der Dillinger Manfred Demharter betreibt. Der Unternehme­r hat den landwirtsc­haftlichen Betrieb 2004 gekauft – in erster Linie für seine Tochter Kathrin, denn Manfred Demharter selbst reitet nicht. Seit wenigen Wochen trübt nun eine tief greifende Veränderun­g diese Idylle. „Unser Paradies wird zerstört“, sagt Kathrin Demharter, während sie das Pferd striegelt, das sie an diesem Morgen ausgeritte­n hat. Unmittelba­r neben der Straße zum Reiterhof hat inzwischen der umstritten­e Kiesabbau begonnen, den der Dillinger Stadtrat anfangs noch abgelehnt hatte. Und so dringt jetzt der Lärm, den Seilbagger, Radlader und die vielen Lastwagen verursache­n, zu den Pferden und Reitern auf dem Riedschrei­nerhof II herüber.

Manfred Demharter wehrt sich mit einer Klage beim Verwaltung­sgericht Augsburg gegen die Kiesausbeu­te. Er zeigt sich enttäuscht, dass das Dillinger Landratsam­t den Kiesabbau genehmigt hat und klagt deshalb gegen den Freistaat Bayern. Demharter hat ausgerechn­et, dass täglich mehr als 300 Lkw-Fahrten in der Zeit von 6 bis 22 Uhr vor seinem Reiterhof stattfinde­n werden. Der zulässige Grenzwert von 60 Dezibel werde oft überschrit­ten. Demharter zeigt auf sein Messgerät, das in diesem Moment 79 Dezibel anzeigt. Er hat ein Gutachten erstellen lassen. Dies zeige, dass die Pferde auf seinem Hof unter der Lärm- und Staubbelas­tung leiden. Als der Dillinger vor 14 Jahren den Hof kaufte, habe er bei seinen Erkundigun­gen im Vorfeld beim Wasserwirt­schaftsamt die Auskunft erhalten, dass in der Nachbarsch­aft niemals Kies abgebaut werde. „2007 wurden diese Flächen aber im Regionalpl­an zum Vorranggeb­iet für Kiesabbau“, sagt Demharter. Und damit waren die Würfel gefallen, denn hier sticht die höhere Ebene die untere. Die Firma Kiesa Quetschwer­k darf nun laut Planfestst­ellungsbes­chluss östlich der Staatsstra­ße Binswangen­Höchstädt in einem Zeitraum von fünf bis acht Jahren auf einer Fläche von 19,2 Hektar fast eine Million

Dillinger Stadtrat stimmte „zähneknirs­chend“zu

Kubikmeter Kiessand abbauen. Zwei Seen werden dabei entstehen.

2016 lehnte der Dillinger Stadtrat den Kiesabbau noch ab. Ein Jahr später stimmte das Gremium aber nach der Aufforderu­ng des Landratsam­ts „zähneknirs­chend“zu. Und am Montag beschäftig­te das Thema erneut den Stadtrat, denn Albrecht Witte (SPD) machte nach der offizielle­n Tagesordnu­ng darauf aufmerksam, dass Manfred Demharter den Räten einen Brief geschriebe­n hatte. Darin dankt der 67-Jährige den Stadträten für ihre Unterstütz­ung, „den Kiesabbau beim Riedschrei­nerhof so zu gestalten, dass er für alle zumutbar ist. Leider waren alle Anstrengun­gen vergebens.“In seinem Schreiben klagt der Unternehme­r, dessen Firma in Dillingen Ersatzteil­e für Roller und Quads vertreibt, auch über die Genehmigun­gsbehörde Landratsam­t. Trotz vielfacher Nachfrage sei es ihm nie gelungen, einen Termin bei Landrat Leo Schrell zu bekommen. Die Firma Kiesa habe innerhalb weniger Tage Fakten geschaffen. Demharter fordert jetzt, dass der Kies später nach Norden abtranspor­tiert werden soll. Die Zufahrt zu seinem Hof soll nach den Vorstellun­gen des Dillingers für den Kiestransp­ort gesperrt werden.

Oberbürger­meister Frank Kunz sagte, dass die Stadt Dillingen hier nichts tun könne. Er werde die Anfrage an das Dillinger Landratsam­t weiterreic­hen. Georg Schrenk (FW) forderte, die Stadt sollte den Antrag stellen, dass der Regionalpl­an überarbeit­et wird. Im Plenum war in den vorherigen Sitzungen Kritik über eine überdimens­ionierte Kiesausbeu­te im Donauried laut geworden.

Christa Marx leitet die Umweltabte­ilung am Dillinger Landratsam­t. Sie könne gut verstehen, dass Manfred Demharter der Kiesabbau missfalle. Rechtlich sei der Planfestst­ellungsbes­cheid aber völlig in Ordnung, betont die Regierungs­direktorin. Nach der Ankündigun­g der Klage habe das Unternehme­n Kiesa einen Antrag auf Sofortvoll­zug gestellt. Diesen habe das Landratsam­t genehmigt, weil der Bescheid für den Kiesabbau rechtmäßig sei. Der Regionalpl­an habe das Areal als Vorranggeb­iet für den Kiesabbau ausgewiese­n. Die Lärmund Staubbelas­tung liege unter den zulässigen Grenzwerte­n, sagt Marx. Ihrer Behörde sei gar nichts anderes übrig geblieben, als den Kiesabbau zu genehmigen. Ansonsten könnte das Unternehme­n Schadeners­atzforderu­ngen stellen. In einem Tekturplan habe Kiesa die Zufahrt zum Abbaugebie­t geändert, dies komme dem Reiterhof-Betreiber entgegen. Auch diesen Plan werde das Landratsam­t genehmigen. Es gebe keine rechtliche Möglichkei­t, dem Unternehme­n die Zufahrt auf dem bestehende­n Weg zu verbieten.

Manfred Demharter will nun erreichen, dass das Material später in Richtung Norden über einen Feldweg entlang der Staatsstra­ße abtranspor­tiert wird. Ob Kiesa den Wünschen des Reiterhof-Chefs entgegenko­mmen wird, ist offen. Das Unternehme­n war am Freitag nicht für eine Stellungna­hme erreichbar.

 ?? Foto: Berthold Veh ?? Der Kiesabbau am Riedschrei­nerhof bei Kicklingen schlägt Manfred Demharter und seiner Tochter Kathrin aufs Gemüt. Der Be treiber des Reiterhofs klagt beim Verwaltung­sgericht Augsburg gegen die Kiesausbeu­te.
Foto: Berthold Veh Der Kiesabbau am Riedschrei­nerhof bei Kicklingen schlägt Manfred Demharter und seiner Tochter Kathrin aufs Gemüt. Der Be treiber des Reiterhofs klagt beim Verwaltung­sgericht Augsburg gegen die Kiesausbeu­te.

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