Ess Kastanien wachsen auch bei uns
Baum des Jahres In der Nähe des Wortelstettener Sportplatzes sind diese Bäume zu finden. Doch bis sie Früchte tragen, dauert es sehr lange
Maronen sind für viele ein leckerer Snack am Weihnachtsmarkt. Doch bald könnten die Früchte bei uns oft genossen werden.
Buttenwiesen Wortelstetten Zeitsprung ins Jahr 2040: Während das Fußballspiel am Wortelstettener Sportplatz läuft, machen sich Kinder auf den Weg in den Wald. Gleich hinter dem Sportgelände können sie es im frühen Herbst kaum erwarten, dass die ersten Ess-Kastanien herunterfallen und sie ihre Beute aufessen können. Auch auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Buttenwiesener Rathausplatz sind die selbst hergestellten heißen Maronen aus dem eigenen Wald die Spezialitäten schlechthin, die immer als Erstes ausverkauft sind.
Als Baum des Jahres steht die EssKastanie 2018 im Blick der Öffentlichkeit. Vor rund 15 Jahren, sagt Marc Koch, Bereichsleiter am Wertinger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, hat die Gemeinde Buttenwiesen auf diesem Waldstück die Ess-Kastanienbäume gepflanzt, die sonst eher in mediterranen Gefilden zu finden sind. Zwölf Reihen mit jeweils zehn Bäumen. Die Fichten, die vorher auf diesem trockenen Boden standen, einer ehemaligen Sandausbeute, fielen dem Käfer und Windwurf zum Opfer. Mit Blick auf den Klimawandel kam der damalige Förster Manfred Richter auf die Idee und „Forstdirektor Reber meinte: ‚Probier’s halt!’“Auch die Schwarznuss sollte hier wachsen, aber soweit Manfred Richter weiß, sind die Pflanzen in der Zwischenzeit alle erfroren.
Den Ess-Kastanien geht es gut, sie sind nun um die zehn Meter hoch. Marc Koch erklärt: „Es dauert rund 30 Jahre, bis sie erste Früchte tragen.“Das ist bei einigen Bäumen im Fugger’schen Stiftungswald schon der Fall. Forstdirektor Hartmut Dauner hat 1991, nach dem Sturm Wiebke, einen klei- nen Bestand angepflanzt. Wenn der Baum dann Ende April/Anfang Mai schön blüht, lässt das auf reiche Ernte hoffen. Die Frucht wird immer dicker, bis sie im September, spätestens Oktober so schwer wird, dass sie herunterfällt. Wie das auch bei der Rosskastanie der Fall ist, deren Früchte immer wieder bei Kindern begehrt sind. Die schmecken zwar nicht, sind aber prima zum Basteln. Nicht einmal verwandt sind die zwei Baumarten miteinander. Während die Rosskastanie im 16. Jahrhundert von Diplomaten mitgebracht wurden, haben die Römer die Ess-Kastanien vor rund 2000 Jahren über die Alpen gebracht. Aber bronzezeitliche Funde lassen vermuten, dass es sie schon früher in Süddeutschland gegeben hat.
Im Gegensatz zur dicken fleischigen Hülle der Rosskastanien, umschließt eine dünne Haut mit Stacheln, wie Igel sie haben, jeweils zwei Kastanien. „Kinder langen die nicht gern an“, weiß der 44-jährige Vater von zwei Buben.
Der Geschmack der Früchte ist nussig, nicht mehlig, sie können gut gelagert und im Winter gegessen werden. Im Gegensatz zu den gefiederten Rosskastanien-Blättern, hat die Ess-Kastanie einzelne gesägte Blätter. Die Bäume können bis zu 1000 Jahre alt und über 35 Meter hoch werden. Einen klaren Vorteil in der heutigen Zeit, wo der Klimawandel in aller Munde ist, nennt Koch: Diese Baumart kann auch nach einer Erwärmung in 100 bis 200 Jahren immer noch bestehen. Wenn der Waldbesitzer die etwa zwei Jahre alten Pflanzen in der Baumschule kauft, ist jedoch wichtig, dass er sie von Unkraut freihält, damit sie nicht beispielsweise von Brombeeren und Himbeeren überwuchert werden. Auch vor Verbiss und Fegeschäden sollten die Pflanzen im frühen Stadium geschützt werden. Dann können sich der Waldbesitzer und die Passanten auf einen stabilen Baumbestand mit wunderschönen Blüten im Frühjahr und wohlschmeckenden Früchten im Herbst freuen.