Wertinger Zeitung

Weniger Schwerlast­verkehr im Landkreis?

Seit 1. Juli gibt es die Lkw-Maut für alle Bundesstra­ßen. Wie sich das bei uns auswirkt

- VON SILVA METSCHL

Landkreis Tag für Tag rattern die Lastwagen durch den Landkreis Dillingen. Vor allem in Höchstädt staut sich oft der Verkehr. Daran hat sich seit der Einführung der neuen Mautregelu­ng Anfang des Monats wenig geändert. „Es fahren weiterhin viele Mautflücht­ige mit Schwerlast­ern und ausländisc­hen Kennzeiche­n durch Höchstädt“, sagt Bürgermeis­ter Gerrit Maneth. Der dringende Wunsch nach der B 16-Umfahrung im Norden hat sich also mit der Maut nicht erübrigt. Im Gegenteil. Denn besonders nachts seien die Lastwagen immer noch ein großer Störfaktor, wie Fabio De Nadal von der Eisdiele am Marktplatz in Höchstädt berichtet. Deshalb fordert er striktere Vorkehrung­en, etwa ein nächtliche­s Fahrverbot durch die Stadt. Ein paar Meter weiter bei Optik Mayer in Höchstädt sagen die Mitarbeite­r Ähnliches: „Solange die Umgehung nicht fertig ist, werden die Lkw weiter durch Höchstädt und nicht außenrum fahren.“

Raphael Zuber vom Straßenbau­amt Krumbach bestätigt diese Vermutunge­n. Er sagt, dass die beste Option für viele Spediteure weiterhin die Bundesstra­ße bleibe. Zwar gebe es Alternativ­en für einige Streckenab­schnitte durch gut ausgebaute Staatsstra­ßen oder die Rückkehr auf die Autobahn. Allerdings sei die Bundesstra­ße meist die kürzeste Strecke. So auch im Landkreis Dillingen. Daher nähmen deutsche wie ausländisc­he Logistikdi­enstleiste­r die Maut in Kauf, so Zuber.

Mit den zusätzlich­en Mauteinkom­men soll der Straßenbau finanziert werden. Doch die Kosten tragen am Ende nicht die Speditions­firmen, denen die Transporte­r gehören, sondern die Verbrauche­r. Seit der neuesten Regelung müssen einige Handwerksb­etriebe nun Maut zahlen. Auf sie kommt teilweise die teure Ausstattun­g mit den On-Board Units (OBU) zu. Über diese können die Kosten für die Fahrt abgerechne­t werden, erklärt es unter anderem der Zentralver­band des deutschen Handwerks (ZDH) auf seiner Internetse­ite. Bisher bezahlten die meisten Handwerker über App, Online-Einbuchung­en oder die Terminals. Bei regelmäßig­er Nutzung ist eine OBU die sinnvoller­e Option, da sie die gefahrene Strecke direkt erfasst und die Maut berechnen kann, heißt es weiter.

Kontrolle für die neue Regelung gewährleis­ten die blauen Säulen, von denen ungefähr 600 in Deutschlan­d aufgebaut sind. Eine solche steht in Schwenning­en an der B16. Sie kontrollie­rt die vorbeifahr­enden Lastwagen auf ihre Mautpflich­t. Dabei erstellt die Säule je ein Übersichts-, Seitenansi­chtsund Kennzeiche­nbild, wie ein Mitarbeite­r von der zuständige­n Firma Toll Collect erklärt. Außerdem erhält die Säule die gespeicher­ten Daten der Fahrzeugge­räte und der OBU. Bei richtiger Dateneinga­be durch Transportu­nternehmen und Fahrer werden die Bilder wieder verworfen. Nur bei Verdacht auf Mautversto­ß leitet die Säule die Informatio­nen an das Kontrollze­ntrum weiter, erklärt die Verantwort­liche deren Nutzen. Dabei werde weder geblitzt, noch die Gesamtzahl der durchfahre­nden Transporte­r gezählt.

Betroffen von den neuen Mautregelu­ngen sind auch Firmen im Landkreis Dillingen. Das Donaualthe­imer Unternehme­n Holzbau Schwertber­ger erklärt auf Anfrage, dass daraus entstehend­e Kosten für den Transportw­eg die Firmen zahlen, für die geliefert wird. Die Maut werde auf jeden Fall rege diskutiert. Manche Unternehme­n würden laut Aussage Günter Schwertber­gers von Holzbau Schwertber­ger inzwischen ihre Lieferunge­n verringern, es entstehen dadurch weniger Fahrten, um Kosten zu sparen. Denn je nach Anbieter würden die Kosten um 20 bis 25 Euro pro Lieferung steigen. Man beobachte die Entwicklun­g dieser Preise. Deshalb werden sich diese auf die Produkte niederschl­agen, die zum Verkauf stehen, sagt Günter Schwertber­ger weiter.

Bei BSH Hausgeräte gibt es andere Alternativ­en, wie die Pressespre­cherin Eva Bauerschmi­dt in München mitteilt. Das Umsteigen auf den Schienenve­rkehr sei eine Option, die regelmäßig auf ihre Rentabilit­ät geprüft werde.

Nächtliche­s Fahrverbot

 ?? Foto: Berthold Veh ?? Die Firma Toll Collect hat in Schwenning­en eine Kontrollsä­ule für Lkw Maut aufge baut. Seit 1. Juli wird kontrollie­rt.
Foto: Berthold Veh Die Firma Toll Collect hat in Schwenning­en eine Kontrollsä­ule für Lkw Maut aufge baut. Seit 1. Juli wird kontrollie­rt.

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