Eine Besonderheit im Kreis Dillingen
Die Weinweichsel gerät in Vergessenheit. Doch es gibt Gegenmaßnahmen
Gundelfingen Ganzkörpereinsatz ist gefragt, wenn man den Kern weit spucken will. Tief einatmen und eine Katapultbewegung mit dem Körper ausführen, den Kern mit viel Druck ausstoßen. Vorher muss er während des Anlaufs zwischen Zunge und Gaumen eingeklemmt werden. Dabei sollte der Kern möglichst weit vorne auf der Zunge liegen. Wenn dann beim Spucken die Flugkurve stimmt, fliegt er einige Meter. „Der Gewinner bei den Erwachsenen schaffte 8,65 Meter. Bei den Kindern war das weiteste 4,10 Meter“, berichtet Roswitha Stöpfel vom Landeinkauf Gundelfingen. Wie bereits vor zwei Jahren veranstaltet sie den Weitspuck- und Nudelbackwettbewerb. Verwendet werden dafür ausschließlich schwäbische Weinweichseln.
„Dank ihres besonderen Aromas und der Säure eignen sie sich gut zum Einlegen, für Liköre, Gelees und Rumtöpfe“, erklärt die Betreiberin des Landeinkaufs in Gundelfingen. Dabei sei allerdings das Entfernen der Kerne eine große Schwierigkeit. Deshalb werden die meist auch mitverarbeitet. „Wir bieten jetzt aber eine Maschine zum Entkernen an.“
Für den Sieg beim Backwettbewerb gibt es ganz besondere Kriterien. Neben dem Aussehen und der dunkelbraunen Färbung spielen auch der Geruch und Geschmack eine wichtige Rolle. Die Jury setzt sich neben Roswitha Stöpfel und ihrer Mutter als Vertreterin der älteren Generation aus Mitarbeitern der Bäckerei Hurler zusammen. Der Betrieb hat bereits zum dritten Mal den bayrischen Staatsehrenpreis in Sachen Brotqualität gewonnen. Für die musikalische Umrahmung sorgt der Gitarrist Frank Wieprecht aus Esslingen. Mit diesem Veranstaltungswochenende verfolgt Roswitha Stöpfel ein weiteres Ziel: Sie will auf die schwäbische Weinweichsel aufmerksam machen. „Sie stammt aus Dillingen, wie die TU München bestätigt. Damit könnte sie den Landkreis repräsentieren, wie der Käse das Allgäu.“Dafür müsse die Weinweichsel wieder bekannter werden. Viele Gartenbauvereine pflegen die Bäume und pflanzen sie an. Denn der saure Boden und der viele Wind böten eine gute Grundlage für die Weichselbäume. Roswitha Stöpfel selbst bietet Einmachkurse, um die Jugend anzuregen. „Gerade die junge Generation versteht sich nicht auf das Einmachen der Früchte“, bedauert sie. Deshalb seien solche Angebote besonders wichtig.