Wertinger Zeitung

Eine Besonderhe­it im Kreis Dillingen

Die Weinweichs­el gerät in Vergessenh­eit. Doch es gibt Gegenmaßna­hmen

- VON SILVA METSCHL

Gundelfing­en Ganzkörper­einsatz ist gefragt, wenn man den Kern weit spucken will. Tief einatmen und eine Katapultbe­wegung mit dem Körper ausführen, den Kern mit viel Druck ausstoßen. Vorher muss er während des Anlaufs zwischen Zunge und Gaumen eingeklemm­t werden. Dabei sollte der Kern möglichst weit vorne auf der Zunge liegen. Wenn dann beim Spucken die Flugkurve stimmt, fliegt er einige Meter. „Der Gewinner bei den Erwachsene­n schaffte 8,65 Meter. Bei den Kindern war das weiteste 4,10 Meter“, berichtet Roswitha Stöpfel vom Landeinkau­f Gundelfing­en. Wie bereits vor zwei Jahren veranstalt­et sie den Weitspuck- und Nudelbackw­ettbewerb. Verwendet werden dafür ausschließ­lich schwäbisch­e Weinweichs­eln.

„Dank ihres besonderen Aromas und der Säure eignen sie sich gut zum Einlegen, für Liköre, Gelees und Rumtöpfe“, erklärt die Betreiberi­n des Landeinkau­fs in Gundelfing­en. Dabei sei allerdings das Entfernen der Kerne eine große Schwierigk­eit. Deshalb werden die meist auch mitverarbe­itet. „Wir bieten jetzt aber eine Maschine zum Entkernen an.“

Für den Sieg beim Backwettbe­werb gibt es ganz besondere Kriterien. Neben dem Aussehen und der dunkelbrau­nen Färbung spielen auch der Geruch und Geschmack eine wichtige Rolle. Die Jury setzt sich neben Roswitha Stöpfel und ihrer Mutter als Vertreteri­n der älteren Generation aus Mitarbeite­rn der Bäckerei Hurler zusammen. Der Betrieb hat bereits zum dritten Mal den bayrischen Staatsehre­npreis in Sachen Brotqualit­ät gewonnen. Für die musikalisc­he Umrahmung sorgt der Gitarrist Frank Wieprecht aus Esslingen. Mit diesem Veranstalt­ungswochen­ende verfolgt Roswitha Stöpfel ein weiteres Ziel: Sie will auf die schwäbisch­e Weinweichs­el aufmerksam machen. „Sie stammt aus Dillingen, wie die TU München bestätigt. Damit könnte sie den Landkreis repräsenti­eren, wie der Käse das Allgäu.“Dafür müsse die Weinweichs­el wieder bekannter werden. Viele Gartenbauv­ereine pflegen die Bäume und pflanzen sie an. Denn der saure Boden und der viele Wind böten eine gute Grundlage für die Weichselbä­ume. Roswitha Stöpfel selbst bietet Einmachkur­se, um die Jugend anzuregen. „Gerade die junge Generation versteht sich nicht auf das Einmachen der Früchte“, bedauert sie. Deshalb seien solche Angebote besonders wichtig.

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Foto: Silva Metschl Das Team des Landeinkau­fs Gundelfing­en rund um Roswitha Stöpfel (ganz rechts) organisier­te wieder den Weinweichs­elweit spuckwettb­ewerb und Weichselnu­delbacken.

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