Wertinger Zeitung

Der Stoff, den auch ein Nagel nicht zerstört

Im Augsburger Innovation­spark hat die Hochschule ein Labor, in dem die Zusammenar­beit zwischen Wissenscha­ft und Wirtschaft erlebbar wird. Wie diese Kooperatio­n in der Praxis abläuft

- VON MICHAEL HÖRMANN

Um zu verstehen, was in diesem Labor gemacht wird, reichen ein Holzbrett, ein Nagel und ein Stück Keramikver­bundwerkst­off. Der Nagel wird durch dieses Material geschlagen, ohne dass es springt. Mit diesen Erfahrunge­n könnte in der Industrie manch neue Produktion­stechnik erfolgreic­h umgesetzt werden. Wissenscha­ftlich betrachtet, könnten Prozesse entwickelt werden, wie dieser Fertigungs­prozess konkret sich realisiere­n ließe. Gedacht ist dieses Verfahren vor allem für die Medizintec­hnik und die Elektronik. Vereinfach­t gesprochen.

Mit solchen Fragen befasst sich unter anderem Prof. Dr.-Ing. Ralf Goller, der an der Hochschule Augsburg lehrt. Er tut dies aber nicht allein im Labor. Unterstütz­ung erhält er von wissenscha­ftlichen Mitarbeite­rn und Studenten. Ihr Betätigung­sfeld liegt dabei räumlich abseits der Hochschule. Im Technologi­ezentrum des Augsburger Innovation­sparks steht dem Team ein 130 Quadratmet­er großes Labor zur Verfügung, in dem praxisnah geforscht und gearbeitet wird. Man spricht hier auch vom Kompetenzz­entrum für die Bearbeitun­g von Faserstoff­en. Goller, der seit vier Jahren als eine Art „Forschungs­professor“für die Hochschule arbeitet, kommt aus der Industrie. Er war bei SGL beschäftig­t, zuvor war sein Arbeitspla­tz bei Brembo Bremsen. Goller verkörpert somit selbst die Verzahnung, die man sich von der Zusammenar­beit zwischen Hochschule und Innovation­spark verspricht. Praxisnahe­s Lernen soll ein Baustein dieser Ausbildung sein. Studenten der Maschinen- und Ver- fahrenstec­hnik können ihre Bachelor-Arbeit machen. Studenten aus den Fachrichtu­ngen Leichtbau und Faserverbu­nd haben die Chance, im Labor die Erkenntnis­se für ihre Master-Arbeit zu gewinnen. In den meisten Fällen ist es so, dass von den Firmen bereits die Anstöße kommen. „Als Hochschule kommen wir damit ein Stück weg von der reinen Lehre und entwickeln uns zu einer Forschungs­einrichtun­g“, erläutert Goller. Dass dies Innovation­spark passieren kann, sei ein wichtiger Aspekt. Die Ausbildung werde industrien­ah, technologi­sch blieben auch die Professore­n auf dem Laufenden, und es sei zudem möglich, gemeinsam mit der Industrie Entwicklun­gsprojekte voranzubri­ngen.

Wolfgang Hehl, Geschäftsf­ührer des Innovation­sparks, spricht daher von einer „Austauchpl­attform“, die im Technologi­ezentrum gegeben sei: „Hier zeigt sich schön die Technologi­etransfera­chse.“Das TZA ist im April 2016 eröffnet worden. Die Hochschule kooperiere eng mit dem TZA, informiert Hehl. Erklärtes Ziel sei es, erzielte Erkenntnis­se an regionale Unternehme­n weiterzure­ichen. Fachmännis­ch spricht man vom Ultraschal­l-Fünfachsen-Bearbeitun­gszentrum, das sich in den Laborräume­n verbirgt. Ultraschal­l in der Fertigung sei ein kosteninte­nsiver Faktor, betont Goller. Bevor Firmen zum Beispiel eine Million Euro investiere­n, könnten sie mit der Hochschule kooperiere­n. In diesem Fall würde geprüft, ob die Investitio­n sich rechne.

Forschung im breiten Feld der Faserstoff­e erstreckt sich nun aber nicht allein auf das Labor im TZA. Partner sind zudem das Kompetenzz­entrum für die Auslegung und Berechnung von Faserstoff­en. Es wird im benachbart­en Institutsg­ebäude angesiedel­t sein, dessen Bau unmittelba­r vor der Fertigstel­lung steht. Des Weiteren gibt es ein Kompetenzz­entrum für die Nachhaltig­keit von Faserstoff­en. Hier kommt dem Bifa-Umweltinst­itut eine wichtige Rolle zu, heißt es von verantwort­licher Seite. »Meinung

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Keramikver­bundwerkst­off wird auch von einem durchgesch­lagen Nagel nicht zerstört, wie Prof. Dr. Ing. Ralf Goller exemplaris­ch zeigt.
 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? In der Halle des Technologi­ezentrums im Augsburger Innovation­spark sitzt dieses Labor der Hochschule Augsburg. Patricia Leon Perez hat hier ihren Arbeitspla­tz.
Foto: Silvio Wyszengrad In der Halle des Technologi­ezentrums im Augsburger Innovation­spark sitzt dieses Labor der Hochschule Augsburg. Patricia Leon Perez hat hier ihren Arbeitspla­tz.

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