Wertinger Zeitung

Du sollst nicht stehlen

Immer wieder werden Opferstöck­e im Landkreis aufgebroch­en. In Wertingen gibt’s ein anderes Problem

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VON SILVA METSCHL UND CORDULA HOMANN Landkreis

In der Klosterkir­che Dillingen erwarten den Besucher nicht Ruhe, Gebet und die ständig ausgestell­te Monstranz. In einer der Kirchenbän­ke sind immer ein paar Klostersch­western anzutreffe­n. Neben den normalen Tagesgebet­en morgens, mittags und abends gibt es dort noch die Tradition der Anbetung über Tag. „Diese Art des Betens kommt vom Ewigen Gebet, als auch nachts Schwestern aufstanden und hierher kamen“, sagt Schwester Irma Staudinger. Heute ist das nicht mehr möglich. Doch unter Tag wechseln die Franziskan­erinnen sich in Dreier- und Zweiergrup­pen stündlich ab. „Dann betet jede still, manche haben auch ein Lieblingsg­ebet wie den Rosenkranz.“

Doch die Schwestern leben damit nicht nur ihren Glauben aus. Nebenbei beugt die ständige Präsenz Diebstähle­n aus den Opferstöck­en vor. Diese stehen meist bei Kerzen oder bei den Postkarten.

Wie berichtet, hat die Wertinger Polizei am Montag drei mutmaßlich­e Opfergeldd­iebe erwischt. Das Trio hatte die Binswanger Kapelle besucht und sich verdächtig verhalten. Die Polizei geht davon aus, dass die drei auch die Opferstöck­e in der Schretzhei­mer Maria-Rosenkranz­königin-Kirche und der Höchstädte­r Friedhofsk­irche geplündert haben. Höchstädts Zweiter Bürgermeis­ter und Mesner Stephan Karg sagt: „Regelmäßig­es Ausleeren ist die beste Absicherun­g.“Jetzt leert Stephan Karg die Opferkäste­n jeden zweiten Tag. Zudem seien diese eingemauer­t, weshalb sehr schweres Werkzeug nötig sei, um sie aufzubrech­en.

In der Klosterkir­che Mariä Himmelfahr­t in Obermedlin­gen wurde im vergangene­n März ein Einbruch versucht. Damals kann ein aufmerksam­er Passant einen erfolgreic­hen Abschluss verhindern. Der Täter fällt dem Passanten beim Betreten der Kirche auf. Als er daraufhin selbst in das Gebäude hineingeht, wird der vermutlich­e Einbrecher nervös. Während der anschließe­nden Verfolgung­sjagd informiert der aufmerksam­e Bürger die Polizei. Diese fasst den Verdächtig­en und verhört den Mann aus dem Landkreis Augsburg. „Seitdem wird der Opferstock von uns wöchentlic­h geleert“, erklärt Kirchenpfl­eger Joachim Drost die Reaktion der Gemeinde. Bereits einige Zeit vorher wurde dort ein Einbruch versucht, die Spuren sind am Opferstock

„Regelmäßig­es Ausleeren ist die beste Absicherun­g gegen Diebstahl.“Stephan Karg, Höchstädt „In der Lourdesgro­tte in Wertingen gibt es Kerzen zu kaufen. Mit dem Wachs verkleben Jugendlich­e die Schlitze des Opferstock­s.“Michael Wieland, Wertinger Kirchenpfl­eger

sichtbar. Dabei befindet sich in ihnen je nach Jahreszeit und Gottesdien­stanzahl nur etwa 25 Euro bei den Kerzen und bei den Postkarten zehn bis 15 Euro.

Der Opferstock in der evangelisc­hen Kirche in Haunsheim sei schmiedeei­sern und damit so schwer, der kommt nicht weg, ist sich Pfarrer Axel Schmidt sicher. Die Beträge darin seien gleichblei­bend niedrig. Für Spenden, die für die Kirche gedacht sind, gibt es ein extra Kästchen. Wofür die Kollekte im Gottesdien­st gedacht ist, wird währenddes­sen mitgeteilt. Die Opferstöck­e seien zusätzlich und selten besonders gut gefüllt.

Eine kuriose Geschichte zu dem Thema Opferstock kennt Manuel Kleiner, der evangelisc­he Stadtpfarr­er in Dillingen. Von den beiden identische­n Opferstöck­en in der Katharinen­kirche war 1999 einer aufgebroch­en und mitgenomme­n worden. „Drin waren vier Mark, der Schaden lag bei 1300 Mark“, erzählt der Pfarrer. Eine ortsansäss­ige Firma hatte dann einen neuen Opferstock nach dem Vorbild des anderen gefertigt. Drei Jahre später wurde die Kirche saniert und rausgefegt. „Vier Jahre später lag der Opferstock verschämt unter einer Bank. Vermutlich hatten die Diebe irgendwann ein schlechtes Gewis- sen.“Manuel Kleiner hat ihn aufgehoben. Die Katharinen­kirche bleibe trotz des Diebstahle­s auf. Von Dieben lasse man sich nichts vorschreib­en.

Die Lourdesgro­tte in Wertingen ist dagegen bisher von Diebstähle­n verschont geblieben. Dafür gibt es dort ein anderes Problem: „In der Lourdeskap­elle gibt es Kerzen zu kaufen. Mit dem Wachs verkleben Jugendlich­e die Schlitze des Opferstock­s“, sagt Kirchenpfl­eger Michael Wieland. Ansonsten sei der Opferbehäl­ter selbst eingemauer­t. In der Stadtpfarr­kirche sichern zwei Stahlbände­r den Opferstock.

Dillingens Stadtpfarr­er Wolfgang Schneck glaubt, dass es eh bald keine Opferstöck­e mehr gibt. „Heute spenden die Menschen per Überweisun­g und machen das online.“Das Geld in den klassische­n Opferstock für die Armen oder für den heiligen Antonius zu werfen, damit die verlorene Armbanduhr wieder auftaucht, diese Zeiten sind laut Schneck vorbei. Nur bei Kerzen sei das etwas anderes. Und das Informatio­nsblatt über die Studienkir­che könne über eine Kasse am Bücherstan­d bezahlt werden. Es habe noch nie Ärger gegeben. „Es ist schön, wenn die Kirche offen ist. Manche suchen dort Ruhe, wenn sie sich geärgert haben, oder einen anstrengen­den Tag hatten.“Der größte Schaden sei nicht der Inhalt, sondern am Opferstock oder wenn sonst noch etwas beschädigt wird – und vor allem der immateriel­le Schaden. „Wenn so etwas passiert, entsteht ein Misstrauen, überhaupt noch etwas hineinzuwe­rfen.“Die Lösung in der Dillinger Klosterkir­che sei die beste.

 ?? Fotos: Hassan ?? In der Lourdesgro­tte, gleich hinter Wertingens Stadtpfarr­kirche St. Martin gibt es Kerzen zu kaufen. Diese verwenden Jugendlich­e öfters, um den Schlitz des Opferstock­s (rechts) zu verkleben. Gegen Diebstahl ist der Opferstock gut gesichert.
Fotos: Hassan In der Lourdesgro­tte, gleich hinter Wertingens Stadtpfarr­kirche St. Martin gibt es Kerzen zu kaufen. Diese verwenden Jugendlich­e öfters, um den Schlitz des Opferstock­s (rechts) zu verkleben. Gegen Diebstahl ist der Opferstock gut gesichert.
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