Wertinger Zeitung

Von Anbau, Umzug und Verlegung

Wie sich Krankenhau­s, Schulen und Vereine entwickelt haben. Und was im Juli vor 100 Jahren in Wertingen gefeiert wurde

- VON JOHANNES TISCHMACHE­R

Wertingen Nicht mit dem Spaten, sondern mit einem Teerschnei­degerät gab der damalige Landrat Dr. Anton Dietrich im Juli 1993 den Startschus­s für den Baubeginn des neuen Funktionst­raktes am Wertinger Kreiskrank­enhaus. Den Baubeginn an der Klinik betitelte die Wertinger Zeitung damals vor 25 Jahren als „Zeichen der Zuversicht“. Auch in diesem Monat blicken wir zurück darauf, was vor zehn, 25, 50 und 100 Jahren in unserer Zeitung zu lesen war und die Menschen im Zusamtal damals bewegt hat.

Zu besagtem Baubeginn vor 25 Jahren hatte Theresia Hitzler, Chefin der mit der Ausführung beauftragt­en Baufirma, einen Spaten mitgebrach­t. Doch der wurde dann doch nicht gebraucht. „Statt zum Spaten griff Landrat Dr. Anton Dietrich gestern zu einem Teerschnei­degerät, um den Bau des neuen Funktionst­raktes für das Kreiskrank­enhaus Wertingen offiziell einzuleite­n. Rund 15 Millionen Mark wird die Maßnahme kosten.“So hieß es wörtlich in dem Artikel.

Doch gehen wir noch etwas weiter zurück, nämlich ganze 100 Jahre. Da stand am 2. Juli 1918 geschriebe­n: „Am gestrigen Sonntagabe­nd fand im Koch-Saale in Wertingen die Feier des Allerh. Geburtsfes­tes Ihrer Majestät der Königin von Bayern statt. Die Jugendabte­ilung vom Roten Kreuz Wertingen hatte diesen Abend unter Leitung von Frau Apotheker Bertele veranstalt­et. Eröffnet wurde die Feier durch einen Prolog, worauf die Königshymn­e folgte, welche von allen Anwesenden stehend mitgesunge­n wurde. Hierauf folgten sehr hübsche Liedervort­räge und Gedichte von Damen der Jugendabte­ilung, welche von dem zahlreich erschienen­en Publikum mit großem Beifall aufgenomme­n wurden. Der übrige Teil des Abends wurde ausgefüllt durch Klaviervor­träge und Absingung patriotisc­her Lieder.“

Zum Schmunzeln anregen können auch die folgenden Zeilen, die am 4. Juli 1918 veröffentl­icht wurden: „Sie haben mir doch versichert, dieser Tabak sei noch Friedenswa­re – derweil besteht er aus Lindenblät­tern?“– „Ja glaubens S’ denn, im Frieden hätten die Linden keine Blätter gehabt ?!“

50 Jahre später, wurde über Bayerns ersten Volksentsc­heid am 7. Juli 1968 berichtet als eine „demokratis­che Bewährungs­probe“. Das Volk hatte damals über seine Schule zu entscheide­n. In dem Artikel, der im Vorfeld erschien, heißt es: „Parteien empfehlen den Kompromiß.“6,8 Millionen wahlberech­tigte Bür- ger des weißblauen Freistaate­s konnten damals zum ersten Mal in einem Volksentsc­heid über eine Änderung der 1946 in Kraft getretenen bayerische­n Verfassung abstimmen. Mehr als 70 Prozent der Stimmen plädierten für den Gesetzentw­urf des Landtags. „Bayern führt die Gemeinscha­ftsschule ein – Verfassung durch Volksentsc­heid geändert“, hieß es anschließe­nd in der Wertinger Zeitung. Veröffentl­icht wurde gleichzeit­ig wörtlich der „neue Artikel 135 der bayerische­n Verfassung“. Darin hieß es: „Die öffentlich­en Volksschul­en sind gemeinsame Schulen für alle volksschul­pflichtige­n Kinder. In ihnen werden die nach den Grundsätze­n der christlich­en Bekenntnis­se unterricht­et und erzogen. Das Nähere bestimmt das Volksschul­gesetz.“

Wie es Mitte des 20. Jahrhunder­ts rund um das Wertinger Schloss und überhaupt in der Zusamstadt ausgesehen hat, davon zeugen 75 Luftaufnah­men, die die Stadt Wertingen vor 25 Jahren erwerben konnte. Sie stammen allesamt aus dem Jahre 1958 und wurden aus einem Flugzeug heraus aufgenomme­n. Eines davon veröffentl­ichte auch die Wertinger Zeitung. In dem Bildtext hieß es unter anderem: „Die Bilder zeigen anschaulic­h den Stand der Stadt vor 35 Jahren und verdeutlic­hen die rasche Entwicklun­g seit dieser Zeit.“

Das Landwirtsc­haftsamt Lauingen mit Landwirtsc­haftsschul­e sollte vor 25 Jahren vom Standort Lauingen nach Wertingen verlegt werden: „Dies beschloss der Dillinger Kreistag am gestrigen Freitag mit 38:10 Stimmen. Damit will der Kreistag

die Voraussetz­ung schaffen, daß auch in Zukunft nach allen anstehende­n Strukturre­formen im Landkreis eine leistungsf­ähige Landwirtsc­haftsverwa­ltung erhalten bleibt.“Die Stadt Wertingen werde zusamSchül­er men mit dem Fleckviehz­uchtverban­d die Voraussetz­ungen dafür schaffen, dass sowohl Amt als auch Schule untergebra­cht werden können: „Der Stadtrat, der diesen Beschluss einstimmig faßte, sieht darin die ‚einmalige Chance’, Wertingen als Behördenst­and zu stärken und zu einem Zentrum der Landwirtsc­haft zu entwickeln.“

Vor zehn Jahren schließlic­h freuten sich die Krippenfre­unde über ihr neues Domizil. Damit begann für sie eine „neue Ära“. Sie feierten die Einweihung ihres neuen Vereinsdom­izils in der ehemaligen Schule im Wertinger Stadtteil Roggden.

75 Luftaufnah­men erworben

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Foto: Backer/Repro: Tischmache­r Mit einem Teerschnei­degerät gab Landrat Dr. Anton Dietrich vor 25 Jahren den Startschus­s für den Baubeginn des neuen Funktionst­raktes am Kreiskrank­enhaus Wertin gen.
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Über ihr neues Domizil freuten sich die Wertinger Krippenfre­unde vor zehn Jahren. Seitdem kann der Verein sich mit seinen Arbeiten in der ehemaligen Schule in Roggden ausbreiten.
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Foto: Stadtarchi­v/Repro: Tischmache­r Das Bild aus dem Jahr 1958, das die Stadt Wertingen mit 74 weiteren Luftaufnah­men erwerben konnte, zeigt den Zustand des Schlosses vor der Renovierun­g samt zwi schenzeitl­ich abgebroche­nem Bräuhaus.

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