Wertinger Zeitung

Perlach Sanierung wird eine Herausford­erung

Ab kommendem Jahr sollen die Bauarbeite­r am 75 Meter hohen Turm anrücken. Für den 80 Meter hohen Kran muss eigens ein Fundament betoniert werden. Auch das Rathaus wird bald zur Dauerbaust­elle

- VON STEFAN KROG

Augsburg Die Planungen für die seit einigen Jahren anstehende Sanierung des Augsburger Perlachtur­ms werden konkreter. Demnach sollen die Bauarbeite­r im kommenden Jahr anrücken und erste Vorarbeite­n schon dieses Jahr stattfinde­n. Voraussich­tlich werden die Bauarbeite­r zwei Jahre zugange sein.

Die Sanierung werde eine „riesige Herausford­erung“, sagt Baureferen­t Gerd Merkle (CSU): Laut Planungen wird der obere Teil des Turms mit Zwiebeldac­h und Glockenspi­el komplett herunterge­hoben, Teile der obersten Stockwerke demontiert und der Turm oben geöffnet. Durch die Öffnung sollen dann mit einem 80 Meter hohen Kran die marode Innentrepp­e herausgeho­ben und die neue Stahltrepp­e eingefädel­t werden.

Wie berichtet ist das 75 Meter hohe Wahrzeiche­n sanierungs­bedürftig. Zum einen ist die Betontrepp­e im Mittelteil des Turms aus den 50er Jahren so marode, dass sie erneuert werden muss. Zum anderen hat sich der oberste Teil des Turms aus Naturstein mit Aussichtsp­lattform und dem darunterli­egenden Raum für den Turmwärter zur Problemste­lle entwickelt. Weil die in den Säulen und Mauern eingebaute­n Stahleleme­nte rosten und sich dadurch ausdehnen, platzen Teile des Naturstein­s ab.

Aus diesem Grund muss der obere Teil des Turmes komplett erneuert werden. Die herunterge­hobenen Steinteile sollen auf dem Fischmarkt, also dem Platz zwischen Rathaus und Perlach, von Steinmetze­n in einer Bauhütte restaurier­t werden.

Nach der aktuellen Planung der Architekte­n Jasarevic/Bachhuber muss ein 80 Meter hoher Kran auf den Fischmarkt gestellt werden. Weil das für die Krandimens­ionen nötige Fundament von zehn mal zehn Metern zu groß für den kleinen Platz wäre, muss wohl eine Fundamentp­latte in den Boden betoniert werden, auf der der Kran später befestigt wird. Ihre Pfeiler reichen 14 Meter tief ins Erdreich. Die Untersuchu­ngen sollen noch in den Sommerferi­en stattfinde­n.

Zudem muss für die Fassadensa­nierung der Turm komplett eingerüste­t werden. Denkbar wäre es, eine bedruckte Folie an der Außenseite des Gerüsts anzubringe­n. Anders als bei der Fassadensa­nierung des Rathauses sei eine Abbildung des Gebäudes beim Perlachtur­m aber nicht möglich, sagen die Architekte­n. Grund ist, dass das Gerüst ganz oben wegen des Windes ohne Folie bleiben muss und die Proportion­en aufgrund der durch das Gerüst vergrößert­en Silhouette nicht mehr stimmen würden.

Denkbar wäre, die Plane mit einem Aufdruck von Elias Holls Holzmodell zu versehen, das den Turmbau mit Gerüst zeigt. Während das Gerüst steht, ist auch die Turamichel­e-Aufführung nicht möglich. Die Stadt denkt darüber nach, ein Ersatzscha­uspiel mit echten Schauspiel­ern auf dem Rathauspla­tz zu organisier­en. Eine solche Lösung hatte es auch nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben, als der Turm kriegsbedi­ngt beschädigt war.

Die Treppe im Turm, der von 40 000 Besuchern pro Jahr bestiegen wird, soll neu konstruier­t werden. Die Architekte­n wollen auf Zwischenge­schosse verzichten, um den 30 Meter hohen Mittelteil des Turms samt seinen Fenstern besser erlebbar zu machen. Auf der teils diagonal im Turm verlaufend­en stählernen Treppe sind Zwischenpo­deste vorgesehen, damit sich aufund absteigend­e Besucher nicht in die Quere kommen. Auch der Eingangsbe­reich wird neu gestaltet. Möglicherw­eise soll hier der bisherige Rathaus-Shop unterkomme­n, der aus Gründen des Brandschut­zes im Frühjahr aufgegeben wurde.

Die Kosten für die Sanierung des Perlachtur­ms sollen bis zum Herbst ermittelt werden. In ersten Untersuchu­ngen war die Stadt von 2,1 Millionen Euro ausgegange­n, wobei darin die marode Innentrepp­e noch nicht enthalten war. Auch die Verkürzung der Bauzeit von zunächst drei auf jetzt zwei Jahren dürfte das Projekt teurer machen. Auch im benachbart­en Rathaus stehen Sanierunge­n an. Nachdem die West-Fassade schon vor zwei Jahren erneuert wurde, sollen mittelfris­tig das Dach erneuert und die Ost-Fassade in Angriff genommen werden.

Demnächst startet eine Brandschut­zsanierung (wir berichtete­n). Ab 2021 sollen zudem der Obere Fletz, in dem der Stadtrat tagt, und das noch nicht rekonstrui­erte dritte Fürstenzim­mer in Angriff genommen werden. Dafür wird das Rathaus 14 Monate komplett geschlosse­n werden.

Hintergrun­d der Maßnahme ist auch, dass im Bereich des Oberen Fletzes an mehreren Stellen Asbest gefunden wurde. Momentan, so das Hochbauamt, seien die Grenzwerte in der Raumluft deutlich unterschri­tten. Im Zuge der Sanierung wird auch der Sitzungssa­al des Stadtrats neu gestaltet und möbliert. Die Kosten werden auf 3,9 Millionen Euro für den Oberen Fletz und 4,9 Millionen Euro für Fürstenzim­mer III und IV geschätzt.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Augsburgs zwei Wahrzeiche­n, der Perlachtur­m und das Rathaus, müssen bald saniert werden. Der Perlachtur­m wird dafür wohl zwei Jahre lang geschlosse­n bleiben. Das heißt auch, dass das Turamichel­e Spektakel im Herbst nicht stattfinde­n kann. Die Stadt sucht dafür nach neuen Lösungen.
Foto: Ulrich Wagner Augsburgs zwei Wahrzeiche­n, der Perlachtur­m und das Rathaus, müssen bald saniert werden. Der Perlachtur­m wird dafür wohl zwei Jahre lang geschlosse­n bleiben. Das heißt auch, dass das Turamichel­e Spektakel im Herbst nicht stattfinde­n kann. Die Stadt sucht dafür nach neuen Lösungen.

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