Perlach Sanierung wird eine Herausforderung
Ab kommendem Jahr sollen die Bauarbeiter am 75 Meter hohen Turm anrücken. Für den 80 Meter hohen Kran muss eigens ein Fundament betoniert werden. Auch das Rathaus wird bald zur Dauerbaustelle
Augsburg Die Planungen für die seit einigen Jahren anstehende Sanierung des Augsburger Perlachturms werden konkreter. Demnach sollen die Bauarbeiter im kommenden Jahr anrücken und erste Vorarbeiten schon dieses Jahr stattfinden. Voraussichtlich werden die Bauarbeiter zwei Jahre zugange sein.
Die Sanierung werde eine „riesige Herausforderung“, sagt Baureferent Gerd Merkle (CSU): Laut Planungen wird der obere Teil des Turms mit Zwiebeldach und Glockenspiel komplett heruntergehoben, Teile der obersten Stockwerke demontiert und der Turm oben geöffnet. Durch die Öffnung sollen dann mit einem 80 Meter hohen Kran die marode Innentreppe herausgehoben und die neue Stahltreppe eingefädelt werden.
Wie berichtet ist das 75 Meter hohe Wahrzeichen sanierungsbedürftig. Zum einen ist die Betontreppe im Mittelteil des Turms aus den 50er Jahren so marode, dass sie erneuert werden muss. Zum anderen hat sich der oberste Teil des Turms aus Naturstein mit Aussichtsplattform und dem darunterliegenden Raum für den Turmwärter zur Problemstelle entwickelt. Weil die in den Säulen und Mauern eingebauten Stahlelemente rosten und sich dadurch ausdehnen, platzen Teile des Natursteins ab.
Aus diesem Grund muss der obere Teil des Turmes komplett erneuert werden. Die heruntergehobenen Steinteile sollen auf dem Fischmarkt, also dem Platz zwischen Rathaus und Perlach, von Steinmetzen in einer Bauhütte restauriert werden.
Nach der aktuellen Planung der Architekten Jasarevic/Bachhuber muss ein 80 Meter hoher Kran auf den Fischmarkt gestellt werden. Weil das für die Krandimensionen nötige Fundament von zehn mal zehn Metern zu groß für den kleinen Platz wäre, muss wohl eine Fundamentplatte in den Boden betoniert werden, auf der der Kran später befestigt wird. Ihre Pfeiler reichen 14 Meter tief ins Erdreich. Die Untersuchungen sollen noch in den Sommerferien stattfinden.
Zudem muss für die Fassadensanierung der Turm komplett eingerüstet werden. Denkbar wäre es, eine bedruckte Folie an der Außenseite des Gerüsts anzubringen. Anders als bei der Fassadensanierung des Rathauses sei eine Abbildung des Gebäudes beim Perlachturm aber nicht möglich, sagen die Architekten. Grund ist, dass das Gerüst ganz oben wegen des Windes ohne Folie bleiben muss und die Proportionen aufgrund der durch das Gerüst vergrößerten Silhouette nicht mehr stimmen würden.
Denkbar wäre, die Plane mit einem Aufdruck von Elias Holls Holzmodell zu versehen, das den Turmbau mit Gerüst zeigt. Während das Gerüst steht, ist auch die Turamichele-Aufführung nicht möglich. Die Stadt denkt darüber nach, ein Ersatzschauspiel mit echten Schauspielern auf dem Rathausplatz zu organisieren. Eine solche Lösung hatte es auch nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben, als der Turm kriegsbedingt beschädigt war.
Die Treppe im Turm, der von 40 000 Besuchern pro Jahr bestiegen wird, soll neu konstruiert werden. Die Architekten wollen auf Zwischengeschosse verzichten, um den 30 Meter hohen Mittelteil des Turms samt seinen Fenstern besser erlebbar zu machen. Auf der teils diagonal im Turm verlaufenden stählernen Treppe sind Zwischenpodeste vorgesehen, damit sich aufund absteigende Besucher nicht in die Quere kommen. Auch der Eingangsbereich wird neu gestaltet. Möglicherweise soll hier der bisherige Rathaus-Shop unterkommen, der aus Gründen des Brandschutzes im Frühjahr aufgegeben wurde.
Die Kosten für die Sanierung des Perlachturms sollen bis zum Herbst ermittelt werden. In ersten Untersuchungen war die Stadt von 2,1 Millionen Euro ausgegangen, wobei darin die marode Innentreppe noch nicht enthalten war. Auch die Verkürzung der Bauzeit von zunächst drei auf jetzt zwei Jahren dürfte das Projekt teurer machen. Auch im benachbarten Rathaus stehen Sanierungen an. Nachdem die West-Fassade schon vor zwei Jahren erneuert wurde, sollen mittelfristig das Dach erneuert und die Ost-Fassade in Angriff genommen werden.
Demnächst startet eine Brandschutzsanierung (wir berichteten). Ab 2021 sollen zudem der Obere Fletz, in dem der Stadtrat tagt, und das noch nicht rekonstruierte dritte Fürstenzimmer in Angriff genommen werden. Dafür wird das Rathaus 14 Monate komplett geschlossen werden.
Hintergrund der Maßnahme ist auch, dass im Bereich des Oberen Fletzes an mehreren Stellen Asbest gefunden wurde. Momentan, so das Hochbauamt, seien die Grenzwerte in der Raumluft deutlich unterschritten. Im Zuge der Sanierung wird auch der Sitzungssaal des Stadtrats neu gestaltet und möbliert. Die Kosten werden auf 3,9 Millionen Euro für den Oberen Fletz und 4,9 Millionen Euro für Fürstenzimmer III und IV geschätzt.