Wertinger Zeitung

Ein Mädchen auf besonderen Wegen

Myriam Egenter aus Syrgenstei­n geht auf Reise. In Ohio erwartet die 18-Jährige eine Familie auf Zeit

- VON SILVA METSCHL

Du gehst als Au-pair in die USA. Wie kam dir diese Idee? Myriam Egenter: Das war mir seit der achten Klasse klar. Ich arbeite gern mit Kindern und hier habe ich einfach nicht die Möglichkei­ten dazu. Außerdem wollte ich ins Ausland, um mein Englisch zu verbessern.

Was sind deine Aufgaben? Myriam: Vor allem die Kinderbetr­euung. Natürlich werde ich auch mal einkaufen gehen oder Wäsche waschen.

Kennst du deine Gasteltern schon? Myriam: Wir haben seit Februar Kontakt. Sie wohnen in Ohio und haben zwei Kinder im Schulalter und einen Hund.

Wie hast du dich beworben? Myriam: Ich habe mich über eine Agentur beworben. Das bedeutet zwar mehr Aufwand, aber ich habe immer einen Ansprechpa­rtner. Vorher musste ich Referenzen zu Kinderbetr­euung und Charakter vorlegen, Online-Fragebögen ausfüllen, zum Medizinche­ck und ein Video drehen. Das war komisch, dafür kann ich jetzt Videos schneiden!

Wirst du für deine Arbeit bezahlt? Myriam: Ich bekomme 195 Dollar pro Woche. Dazu wohne ich kostenlos bei meiner Gastfamili­e und kann da auch essen. Aber mit dem Geld werde ich meine Reisen bezahlen, da bleibt nicht viel übrig.

Wie sieht deine Freizeit aus? Myriam: Da die Kinder zur Schule gehen, werde ich morgens vor der Schule und abends, wenn sie wieder daheim sind, arbeiten. Dazwischen muss ich College-Kurse besuchen und Dinge wie Wäsche waschen er- ledigen. Aber ansonsten zuerst die Gegend erkunden und Freunde treffen beziehungs­weise finden.

Welche Erwartunge­n und Hoffnungen hast du? Myriam: Erwartunge­n keine, ich lass das alles auf mich zukommen. Sonst werde ich leichter enttäuscht. Ich hoffe auf gute Beziehunge­n, besonders zu den Kindern. Und möglichst viel von Amerika zu sehen, Spaß zu haben und Freunde zu finden.

Wie lange wirst du in Amerika sein? Myriam: Ich habe einen einjährige­n Vertrag und werde anschließe­nd noch einen Monat reisen.

Das ist eine lange Zeit. Was fühlst du bei dem Gedanken? Myriam: Vor allem Vorfreude. Natürlich werde ich vor allem an Weihnachte­n und Geburtstag­en Heimweh haben, wenn ich viele Kilometer weg bin von Familie und Freunden. Aber ich freue mich darauf, selbststän­diger zu werden und denke, dass mir der Abstand guttun wird.

Was sagen deine Eltern dazu? Myriam: Sie hatten wenig Mitsprache­recht. Aber sie denken, dass es das Beste ist für mich ist, gerade wegen den Kindern und dem Reisen. Ich hoffe und glaube dennoch, sie werden mich auch vermissen.

Bringst du deiner Gastfamili­e etwas mit? Myriam: Deutschlan­dtrikots und typisch Deutsches wie Süßigkeite­n und Lebkuchen. Außerdem ein Koch- und Märchenbuc­h und Spiele. Vielleicht noch etwas von Steiff, weil das hier in der Nähe ist.

Passt das alles in deinen Koffer? Myriam: Ich muss natürlich den größtmögli­chen Koffer und Hand- gepäck mitnehmen. Aber gerade Wintersach­en werde ich hauptsächl­ich in Amerika kaufen.

Anschließe­nd beantworte­n ihre Eltern Brigitte und Armin Egenter noch eine Frage. Wie fühlen Sie sich dabei, Ihre Tochter ein Jahr lang nicht zu sehen? Brigitte Egenter: Für sie ist es genau das Richtige. Deshalb unterstütz­e ich sie, obwohl es mir schwer fällt loszulasse­n. Und ich hoffe, dass sie sich wohlfühlt in der Familie. Armin Egenter: Es ist ein intensiver Weg in die Selbststän­digkeit. Frei nach Kant braucht souveränes Leben Lebenserfa­hrung. Ein Jahr als Au-pair bietet die Möglichkei­t zur Horizonter­weiterung. Deshalb freue ich mich für sie.

 ?? Foto: Silva Metschl ?? Myriam Egenter aus Syrgenstei­n traut sich mit 18 Jahren in die große, weite Welt. Aber nicht, um eine Rucksackre­ise zu machen. Myriam wird ein Jahr als Au pair in Ohio arbeiten.
Foto: Silva Metschl Myriam Egenter aus Syrgenstei­n traut sich mit 18 Jahren in die große, weite Welt. Aber nicht, um eine Rucksackre­ise zu machen. Myriam wird ein Jahr als Au pair in Ohio arbeiten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany