Ein leises Konzert zum Meditieren
„A Glezele Vayn“schmeckte dem Publikum gut. Warum Applaus erst am Ende des Abends erbeten war
Binswangen Mein Gott, war das schön. Wer ein Klezmer-Konzert von der üblichen Art erwartet hatte, war zunächst ganz schön irritiert. Doch wer die Band „A Glezele Vayn“etwas länger in der Alten Synagoge spielen hörte, den nahm diese vierköpfige Gruppe plötzlich für sich ein. Musiker unterschiedlichen Temperaments mit Kontrabass, Akkordeon, Gitarre und Klarinette bescherten dem leider sehr übersichtlichen Publikumskreis Klezmer mit vorwiegend meditativem Charakter. Aber auch Alpenländisches blitzte in sparsamen Sequenzen auf.
Achim Rinderle, ein typischer Allgäuer, für die Zurückhaltung die höchste Form der Leidenschaft ist, bat das Auditorium, sich auf eine besondere Reise einzulassen, ohne Applaus nach den einzelnen musikalischen Beiträgen. „Es wäre schön, wenn erst am Schluss der durchaus erwünschte Beifall käme“, so der Klarinettist zum Staunen der Zuhörer. Im Verlauf des Abends wurden von ihm kleine heitere Gedichte zwischen die Melodien gestreut, reduzierte fröhliche Texte – einfach so zum Freuen.
Die Protagonisten der Konzertveranstaltung sind stark authentisch und voller innerem Feuer für die Klezmer-Musik und ihren besonderen Charakter. Sie halten mit ihrer Intention das Erinnern an jüdische Mitmenschen wach, die in der deutschen Geschichte Leid, Tod und Vertreibung ausgesetzt waren. Eine Botschaft voller Verantwortungsbewusstsein und unaufdringlichem Charakter. Dass sie ihre Musik in einer Synagoge präsentieren durften, empfanden die Gäste als Geschenk. Die Bandmitglieder schwärmten auch von der guten Akustik des ehemaligen jüdischen Gotteshauses.
Wer sich einließ auf die stilleren Stücke der Klezmer-Musik, der schloss gerne, wie übrigens auch der Gitarrist und Percussionist Thiele, bei einem Solo von Klarinettist Rinderle die Augen und genoss einfach die Klänge voller Sehnsucht, Melancholie und jüdischer Heiterkeit. Solistische Leistungen durften auch die interessante Akkordeonistin Szilvia Csaranko und der gelassene Mann am Kontrabass, Johannes Keller, beweisen. Allesamt leidenschaftliche Interpreten der Klezmer-Musik mit Schwerpunkten auf dem Balkan und überhaupt dem osteuropäischen Raum.
Am Ende gibt es einen Schlenker auf die vielerorts präsentierte fröhliche Musik der Klezmer, die diese beim Herumreisen anlässlich von Hochzeiten so gerne spielten. Da hält es das Publikum nicht mehr, und es wird doch zwischen zwei Liedern heftig applaudiert. Welcher Künstler hört das nicht gerne. Es klingt einfach wie Musik in den Ohren der Musikanten. Und da stellt die Gruppe „A Glezele Vayn“sicher keine Ausnahme dar.