Wertinger Zeitung

Was der Juncker-Deal der Börse bringt

- VON ROBERT HALVER rat@augsburger allgemeine.de

Donald Trump spielt den Rächer der handelspol­itisch Enterbten in Amerika schon zu lange, um eine Wende ohne Gesichtsve­rlust zu machen. Gott mag nachgeben, Donald Trump aber nie. Also braucht es etwas, das er als seinen Erfolg verkaufen kann. Und hier hat die EU in Person ihres Kommission­schefs Juncker beim Treffen mit dem US-Präsidente­n viel schlitzohr­iges Geschick bewiesen: Die EU wird den Amerikaner­n Sojabohnen abnehmen. Der Unmut der Trump-treuen Farmer angesichts der sich verschließ­enden chinesisch­en Importtüre­n wird sich damit legen. Daneben wird Europa zukünftig auch mit US-Flüssiggas beheizt. Wenn Trump das nicht als seinen großartige­n und fantastisc­hen Erfolg preisen kann, was dann? Gönnen wir ihm diesen Triumph. Hauptsache, wir haben eine handelspol­itische Feuerpause und die Exportmärk­te in den USA bleiben für die EU offen. Ansonsten würde ein munteres Zoll-Wettrüsten zu Exporteinb­rüchen führen. Die Kurse deutscher Exportakti­en würden schmelzen wie Eis beim aktuellen Supersomme­r.

Für Handelsnai­vität ist aber sicher kein Platz. Aus dem Saulus Trump wird nicht plötzlich ein Paulus. Bislang ist die Lebensdaue­r von Trumps Aussagen geringer als die einer Eintagsfli­ege. Der Autohandel soll ohnehin nicht Bestandtei­l eines Handelsabk­ommens sein. Und die Landwirtsc­haft gilt hüben wie drüben als so heilig.

Dennoch, solange verhandelt wird, wird nicht geschossen, auch nicht im Handelskri­eg. Die stabilen, vor allem exportlast­igen Aktienmärk­te signalisie­ren Entspannun­g. Wie lautet doch das feste Glaubensbe­kenntnis der Börsen: Die Märkte haben immer recht. Die Handelskuh ist noch nicht vom Eis. Aber das Seil hat man ihr immerhin um den Hals gelegt.

Robert Halver ist Leiter des Bereichs Kapitalmar­kt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexpe­rten.

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