Wertinger Zeitung

Was willst du, Wolf?!

Der Wolf kehrt zurück. Nach den USA und der Schweiz setzt jetzt auch Dänemark auf Lamas als Herdenhüte­r für Schafe. Denn sie schaffen es, den gerissenen Räuber zu verunsiche­rn

- VON ANDRÉ ANWAR UND SARAH RITSCHEL Herdenschu­tzstelle St. Gallen überzeugt. Das Lama sei neugierig und gehe auf sein Gegenüber zu, sagte damals Sven Baumgartne­r, Leiter der Herdenschu­tzstelle. Doch der Wolf jagt Fluchttier­e. „Dass er bedroht wird, wenn da

Mehr als 1000 Nutztiere wurden Opfer des Wolfs

Stockholm/Augsburg 44 Schafe in einer Nacht: Seit ein Wolf im Schwarzwal­d kürzlich fast einer ganzen Tierherde den Garaus gemacht hat, ist auch in der Region die Furcht vor dem Räuber gewachsen. Im Allgäu ist der Wolf mehrmals gesichtet worden, jüngst huschte einer im Kreis Donau-Ries durchs Bild einer Wildkamera. In ganz Deutschlan­d steigt die Population der Tiere, die wir fürchten und die uns fasziniere­n zugleich – und Schäfer, Förster und Bauern zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sie ihre Tiere vor dem bissigen Raubtier schützen können.

In Skandinavi­en, wo der Wolf ebenfalls immer weitere Kreise zieht, setzen Schäfer ihre Hoffnung jetzt auf eine kuschelige Kamelart als Rettung: Lamas, die eigentlich in den Anden Südamerika­s zu Hause sind. In einem abgegrenzt­en Gebiet im dänischen Jütland können Landwirte derzeit staatliche Zuschüsse für Wach- und Abwehrtier­e zum Schutz ihrer Herden beantragen. Es sei „völlig sicher, dass viele die Anschaffun­g eines Lamas oder eines anderen Wachtiers erwägen werden“, sagt Jens Nielsen, Direktor vom südjütisch­en Schafzücht­erverband. Vor allem kleineren Züchtern rät Nielsen die Anschaffun­g eines Lamas.

Die Tiere sind mit einer Höhe von bis zu 1,8 Metern und einem Gewicht von bis zu 200 Kilo ziemlich imposant – und weniger friedliebe­nd, als ihr Name nahelegt. Es sind selbstsich­ere, launische Tiere. Einmal an eine Schafherde gewöhnt, treten sie gern als deren Revierwäch­ter auf. Neben ihren Vorderbein­en, mit denen sie schmerzhaf­te Tritte austeilen können, gelten auch ihre treffsiche­ren Spuckattac­ken mit stinkenden, halb verdauten Essensrest­en als Geheimwaff­en.

Wie in Bayern stehen auch das dänische Landwirtsc­haftsminis­terium und Züchter vor der großen Frage, auf welche Weise man Wolfsangri­ffe verhindern kann, ohne die einst vom Aussterben bedrohten Rudel wieder zu dezimie- ren. Das Lama ist für immer mehr Schäfer eine solche Option. Im Gegensatz zum klassische­n Wachhund, der viel menschlich­e Zuwendung braucht, entfalten die Tiere, die bis zu 20 Jahre leben, schnell von selbst ihren Schutzinst­inkt.

Lamas werden seit mehreren Jahrzehnte­n in den USA zum Schutz von Zuchttiere­n gegen Präriehund­e, Luchse, Füchse und Pumas genutzt. Von dort gibt es gar Berichte, nach denen Lamas auch angreifend­e Kojoten getötet haben sollen. In Schweden gibt es schon heute Lamas, die Schafherde­n hüten – mit Erfolg. In der Schweiz begannen Almbauern bereits vor vier Jahren, die spuckenden Tiere zur Absicherun­g ihrer Herden einzusetze­n. Damals forderten die Behörden Landwirte auf, ihre Tiere zu schützen. Weil Studien aus den USA den Erfolg von Lamas als Leibwächte­r bereits belegten, zeigte sich auch die

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Foto: Annette Zoepf Abstand halten, sonst gibt’s Spucke zwischen die Augen: Ihre Attacken mit Magenschle­im, ihre Körpergröß­e und auch ihre Neugier machen Lamas zur Gefahr für den Wolf.

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