Wertinger Zeitung

Er paddelt für trinkbares Donauwasse­r

Der Unternehme­r und Aktivist Pascal Rösler, der aus Dillingen stammt, ist dem Fluss auf einer Strecke von 2467 Kilometern bis zur Mündung gefolgt. Dazu gibt es nun einen Film, der morgen im Schlosshof zu sehen ist

- VON JONAS VOSS

Dillingen Bankier in New York und Luxemburg, als Unternehme­nsberater mit internatio­nalen Firmen in Kontakt – und im Hinterkopf seit der Schulzeit in Dillingen diese Sehnsucht nach Freiheit. Wer ein klassische­s Verständni­s von Erfolg pflegt, wird Pascal Rösler als einen erfolgreic­hen Mann bezeichnen. Rösler würde diese Bezeichnun­g wohl nicht ablehnen, er sieht sich selbst aber am Anfang seines Weges. Nicht, weil er in der Finanzbran­che weiter vorankomme­n will. Sondern, weil er nun seine Bestimmung gefunden hat. Das Buch „Lass die Mitarbeite­r surfen gehen“sei für ihn eine Art Erweckungs­erlebnis gewesen. Als Sailer-Gymnasiast in Dillingen habe er das Windsurfen so mancher Schulstund­e vorgezogen, danach ist er zunächst den Karrierewe­g über Ausbildung und Studium gegangen. „Das Buch habe ich 2008 oder 2009 in die Hand bekommen, im Flieger nach Stockholm“, erzählt Rösler. Das Werk des Gründers von Patagonia, einer Outdoor-Marke, ließ diese Sehnsucht nach Freiheit für Rösler übermächti­g werden. „Ich wusste, ich muss irgendetwa­s ändern. Der Natur etwas zurückgebe­n“, sagt der hochgewach­sene, schlanke 45-Jährige.

Sein Freiheitss­treben sei nie mit dem Wunsch nach weniger Arbeit einhergega­ngen. Als Nachkomme der früheren Dillinger Unternehme­rfamilie Knödler habe er von Kindesbein­en an den Wert von Arbeit vermittelt bekommen. „Ich bin jemand, der die Arbeit sucht“, sagt Rösler über sich. Heute ist er geschäftsf­ührender Gesellscha­fter einer Verkaufsbe­ratung. Die hat er 2013 gegründet. Nach der Begegnung mit dem Buch des PatagoniaG­ründers dauerte es noch einige Jahre, ehe Rösler sein erstes PaddelProj­ekt begann. In zwölf Tagen sammelte er auf seinem Stand-UpPaddle-Board 8500 Euro auf der ersten Donau-Tour von München nach Wien ein. Schnell seien die Medien aufmerksam geworden; ohne, dass Rösler das gewollt habe.

Bei seiner Rückkehr kamen Anfragen von verschiede­nen bayerische­n Medien. Das Interesse verwundert nicht. Nicht nur die Projekte des Dillingers sind außergewöh­nlich, auch der 45-Jährige selbst erzeugt schnell Interesse beim Gegenüber. Die Lederhose, im Sommer aus Hanf, ist nahezu täglich sein Begleiter. Dazu ein feines Hemd und der halbwegs verwegene Bart, der Rösler von seiner zweimonati­gen Reise an die Donaumündu­ng geblieben ist. Der Mann hat Charisma. „Zur Abiturfeie­r habe ich einen roten Trachtenja­nker getragen und die langen Haare zum Zopf gebun- erzählt er und lacht dabei. Überhaupt lacht Rösler viel. Er ist nicht nur ein spirituell­er und gläubiger Mensch, sondern er strahlt die- sen inneren Frieden, den er gefunden hat, nach außen aus. Gute Eigenschaf­ten für jemanden, der es sich zum Ziel gesetzt hat, das Doden“, nauwasser in 25 Jahren wieder trinkbar zu machen. „Ich habe alte Bilder von Fischern in Rumänien gesehen, auf denen sie das Wasser tranken“, sagt er. Das sei ein Ansporn.

Als er 2016 in Wien ankam, waren es noch 1932 Kilometer bis zum Schwarzen Meer. „Ich wusste damals schon, ich paddel eines Tages die Donau ganz runter.“Zuerst einmal ging es jedoch wieder in den Alltag. Als er zum Paddeln auf dem Starnberge­r See war, ließ er sich auf dem Brett treiben. Ein doppelter Regenbogen beantworte­te ihm schließlic­h die Frage, ob er die ganze Donau hinunterre­isen solle. Im Juli 2017 war es soweit. 2467 Kilometer in 63 Tagen, sechs bis acht Stunden täglich paddeln, ehe er die Donaumündu­ng in Sulina erreichen sollte.

Auf dieser Reise begleitete ihn 20 Tage lang ein Kamerateam. Daraus entstand der 56-minütige Dokumentar­film „2467 km – Eine Reise bis ins Schwarze Meer“. Im Dillinger Schlosshof kann man Rösler am morgigen Dienstag, 31. Juli, bei seinen knapp 600000 Paddelschl­ägen auf der Donau begleiten. Darin schildert der Umweltakti­vist nicht nur seine persönlich­en Empfindung­en während der Reise, sondern er setzt sich auch mit der Industrial­isierung und dem Plastik-Müll entlang der Donau auseinande­r. „Das Groteske während meiner Reise war der Umstand, dass ich mein Trinkwasse­r immer in Flaschen mit mir führen musste“, sagt Rösler. Dabei habe er sich permanent mit seinem 4,23 Meter langen Stand-UpPaddle-Board auf dem bis zu sechs Kilometer breiten Fluss befunden. Bis heute sind seit der Reise rund 45 000 Euro an Spenden zusammenge­kommen. „Wir haben uns überlegt, wie kann man Menschen diese Reise näher bringen“, erklärt Rösler. Ursprüngli­ch sei die Idee gewesen, kleinere Ausschnitt­e zu zeigen. Schließlic­h habe sich die Crew für einen großen Film entschiede­n, mit dem Rösler seit einigen Monaten europaweit unterwegs ist.

Rösler steht nach den Filmen für Fragen und Diskussion­en zur Verfügung. „Wir wollen die Menschen inspiriere­n.“Nach den Sommerferi­en möchte er sein Projekt an möglichst vielen Schulen vorstellen. „Es geht nicht nur um den Film, sondern auch um Achtsamkei­t sich selbst und der Natur gegenüber“, sagt Rösler. Mit der Sportklass­e des Sailer-Gymnasiums war er vergangene Woche vor dem Schuljahre­sende am „Pure-Water-for-Generation­s-Tag“beim Paddeln auf dem Wagersee bei Holzheim. Im nächsten Jahr unterstütz­t er die Arbeit der „Internatio­nal Commission for the Protection of the Danube“. Die Organisati­on setzt sich für den Erhalt des Lebensraum­s Donau ein. Eines habe er auf seiner Reise gelernt, sagt Rösler. Im Leben gehe es um die innere Einstellun­g. Der Donau-Paddler rät: „Man muss dem Leben vertrauen, dass es gut wird.“

„Man muss dem Leben vertrauen, dass es gut wird.“Pascal Rösler

Der Film ist am Dienstagab­end um 21.15 Uhr im Schlosshof Dillingen als Open Air Kino zu sehen. Pascal Rösler wird den Abend begleiten.

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Fotos: Karl Aumiller Pascal Rösler stellt am Dienstagab­end seinen Film „2467 Kilometer – eine Reise bis ans Schwarze Meer“im Open Air Kino im Dillinger Schlosshof vor.
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Für Sailer Gymnasiast­en gab es jetzt am Schuljahre­sende einen „Pure Water for Generation­s Tag“. Die Sportklass­e paddelte mit dem Donau Aktivisten und Ex Sailer Schüler auf dem Wagersee bei Weisingen.

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