„Kino ist mein Leben!“
Rosemarie Färber wird am Sonntag 80. Warum sie ihren Geburtstag in Wertingen feiert und Open-Air-Besucher im Schlossgraben eine Überraschung erleben dürfen
Wertingen Jeder kennt die agile Frau mit dem herzerfrischenden Lachen und der auffallenden Las-VegasSonnenbrille auf der Nase: Rosemarie Färber steht derzeit täglich an der Kasse zum Wertinger Schlossgraben und gibt Tickets für das Open-Air-Kino aus. Sie interessiert sich für ihre Besucher, die den Weg in die Zusamstadt gefunden haben. Sie lotst sie nicht nur zu den Kuschelsitzen für Pärchen – LoveChairs –, sondern fragt am Ende, wie der Film war. „Kommt‘s wieder, wenn es euch gefallen hat“, verabschiedet sie die Besucher dann gegen Mitternacht.
33 Kino-Abende wird Rosemarie Färber in diesem Jahr zusammen mit ihrer Tochter Prisca in Wertingen verbringen. So lange dauert das vierte Kino-Open-Air. Ein Kraftakt für eine Frau, die 80 wird und in Donauwörth mit dem Cinedrom ein zweites und größeres Kino unterhält – will man meinen. Für Rosemarie Färber ist es offenbar ein Leichtes: „Kino ist mein Leben“, sagt sie und breitet ihre Arme aus. Sie liebt es, wenn Menschen kommen und das Kino mit Leben erfüllen. Anders sie es gar nicht. „Ich bin in diese Branche hineingewachsen“, erzählt Färber. Schon als Kind schnupperte sie den Duft der großen weiten Welt, den die Filme in den Kinosaal wehten.
Rosemarie Färber entstammt einer Familie von Kinobetreibern, ihr Großvater baute und gründete vor über 80 Jahren das Wertinger Filmtheater. Ja, ein Kinobesuch war damals noch etwas ganz Besonderes. Anders als heute, wo die Leute mit Freizeitangeboten überhäuft würden. Rosemarie Färber erinnert sich an die Zeit zurück, als sonntags immer ein Bus Besucher aus dem Laugna- und Zusamtal zum Kino nach Wertingen brachte. „Das ist lange her.“
Weil die Eltern wegen des Kinobetriebs kaum Zeit für das Kind hatten, wurde Rosemarie ins Internat zu den Englischen Fräulein geschickt. Später volontierte sie bei verschiedenen Filmverleihern. So lernte Rosemarie Färber das Handwerk von der Pike auf.
Früher wuchtete die sportliche Frau schwere, hüfthohe Filmrollen auf den Projektor. Heute genügt ein Knopfdruck am Laptop. Alles geht inzwischen digital über einen Sur- fer. Sogar die Reservierung im Internet. Wer am Wochenende frei haben will und im Sommer drei Wochen Urlaub, dürfe nicht Kinobetreiber werden, sagt Rosemarie Färber. Sie selbst habe keinen Moment gezögert, als sie von den Eltern gefragt wurde, ob sie das Geschäft übernehmen wolle. Mittlerweile führt ihre Tochter Prisca die beiden Kinos.
Der 70. Geburtstag lag Rosemarie Färber schwer im Magen. Jetzt, zehn Jahre später, zuckt sie mit den Schultern. So, als wolle sie sagen: „Was soll‘s.“An´s Aufhören denkt sie deswegen noch lange nicht. „Mein Herz hängt am Kino und an Wertingen.“Obwohl sie in Donauwörth lebt und dort vor 20 Jahren in einen Kinoneubau zweieinhalb Millionen Euro investierte. Dass sie deswegen das Wertinger Filmtheater schließen musste, bedauert Färber heute ein wenig. Für die Wertinger Bürger war es ein Glück, dass der Verkauf des Hauses scheiterte.
Das „Remake“vor fast genau zehn Jahren scheint sich gelohnt zu haben, denn das Kino erfährt überregionale Aufmerksamkeit bei Filmverleihern und in den Medien. Zwei Faktoren bestimmen den Erkennt folg: moderne Dolby-DigitalSound-Technik gepaart mit nostalgischem Flair im historischen Kinosaal. Jetzt setzt die versierte Kinofrau mit dem „Wertinger Schlossflimmern“unter freiem Himmel noch eins drauf: „Ich will aus dem Begriff eine Marke machen.“
Die Konkurrenz macht ihr nicht bange. Viele Besucher kämen wieder zurück, weil die technische Anlage konkurrenzlos sei und die Atmosphäre stimme. Rosemarie Färber hat keinen Tag ihres Lebens bereut. „Wer einmal in der Branche arbeitet, bleibt meistens hängen.“Obwohl der Kinobetrieb keinen Ruhetag kennt. Zum Abschalten genügt Rosemarie Färber ab und zu ein verlängertes Wochenende mit ihrer Tochter. Doch dann geht es in die reale große weite Welt. Zum Beispiel nach Tarifa, in eine der bedeutendsten Welthauptstädte für Windsurfer.
Zum Geburtstag ihrer Mutter hat sich Prisca Färber etwas Besonderes einfallen lassen. Sie will es am morgigen Sonntag zur Feier richtig krachen lassen – mit einem großen Feuerwerk. Mamma Mia – was für ein Kino-Spektakel. Die Wertinger Zeitung gratuliert!