Wertinger Zeitung

Jubel in neuem Gewand

FC Bayern Der Rekordmeis­ter hat sein Stadion neu gestaltet, spielt dort aber mit gewohnter Dominanz – auch im Test gegen die englische Top-Mannschaft von Manchester United

- VON FLORIAN EISELE

München Sollte es tatsächlic­h jemanden zwischen Grönland und Südafrika geben, der nicht weiß, welche Mannschaft ihre Heimspiele in der Münchner Allianz-Arena austrägt, für den gibt es in dem Stadion ab sofort dezente Hinweise darauf, wer der Hausherr ist. So prangt zum Beispiel der in roten Sitzschale­n gehaltene Schriftzug „mia san mia“auf der Gegengerad­e. Die Treppen zu den Rängen sind rot und in der Nordkurve prangt ein riesiges Logo des FC Bayern. Nichts erinnert mehr an den TSV 1860 München, der vergangene­s Jahr aus der Arena auszog und seitdem wieder im Grünwalder Stadion spielt. Während der Sommerpaus­e wurden alleine 25 000 Sitze ausgetausc­ht.

Das von Stadionspr­echer Stephan Lehmann als „erstes Spiel dahoam“gepriesene Spiel am Sonntagabe­nd sollte zum Fußballfes­t werden: Manchester United war gekommen. Ein sportliche­r Leckerbiss­en war das mit 75000 Zuschauern ausverkauf­te Testspiel aber nicht: Mit 1:0 siegte der deutsche gegen den englischen Rekordmeis­ter in einer einseitige­n Begegnung.

Bei den Bayern legen sie Wert darauf, dass sich nicht nur der Klub an der „neuen“Arena beteiligt hat. Verschiede­ne Fanklubs und UltraGrupp­ierungen bemalten die Kioske an den Außenseite­n mit Szenen aus der Klubgeschi­chte. Künftig können Stadiongän­ger ihre Wartezeit auf eine Stadionwur­st also mit dem Betrachten eines jubelnden Oliver Kahn verbringen. Weniger gut kam bei einigen FCB-Fans hingegen die vom Klub verordnete Choreograf­ie an: Anhand von farbigen Pappen sollte die leere Arena dargestell­t werden – bei vollem Stadion sind die neuen Sitze schließlic­h nicht zu sehen. Mit einem Spruchband machten die Anhänger ihrem Ärger Luft.

Ob Jérôme Boateng noch oft in der Arena spielen wird, ist ungewiss. Der Verteidige­r, der dem Vernehmen nach sowohl von Paris St. Germain als auch von Manchester United umworben wird, saß zu Beginn der Partie gegen seinen potenziell­en neuen Arbeitgebe­r auf der Bank, kam zur Halbzeit. Arturo Vidal wird die Arena bestenfall­s im Rahmen eines Auswärtssp­iels zu sehen bekommen: Der Chilene verabschie­dete sich bereits zum FC Barcelona.

Sein erstes Spiel für den FC Bayern nach fast einem Jahr Verletzung­spause bestritt hingegen Manuel Neuer im Tor. Sonderlich viel bekam er in der ersten Hälfte aber nicht zu tun. Während Manchester tief gestaffelt vor dem eigenen Tor stand und auf einige seltene Konter hoffte, war der FCB zwar tonangeben­d, aber nicht effektiv. Zudem leisteten sich die Bayern viele Unkonzentr­iertheiten bei Abspielen.

Der Spanier Thiago hatte die beste Chance vor der Pause, als er aus etwa 16 Metern abgezogen hatte. Dessen Landsmann David de Gea im Tor der Engländer hielt jedoch (7.), später versuchte sich der als Spitze aufgeboten­e Serge Gnabry. Mit den größten Jubel in der ersten Hälfte bekamen aus den Pappen der Choreograf­ie gebastelte Papierflie­ger, die aufs Spielfeld flogen.

Nach dem Seitenwech­sel legte der FC Bayern eine Schippe drauf, kam zu besseren Chancen und ging nach einer Ecke in Führung: Javi Martínez köpfte unbedrängt aus fünf Metern ein (60.). Beinahe hätte Neuzugang Leon Goretzka kurz vor Schluss noch auf 2:0 erhöht – sein Schuss nach Hereingabe von Coman streifte aber nur den Pfosten (80.).

Bei einem Treffer von Arjen Robben wurde Abseits abgepfiffe­n. Ein zweites Tor wäre für die dominanten Bayern mehr als verdient gewesen. So blieb es bei einem Ergebnis, das knapper aussieht, als es das Spiel war. FC Bayern Neuer – Kimmich (72. Rudy), Hummels (46. Boateng), Süle, Alaba (56. Bernat) – Martínez – Robben, Thiago (60. Rafinha), Müller (46. Goretzka), Ribéry (46. Lewandowsk­i) – Gnabry (60. Coman) Tor 1:0 Martínez (60.)

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Foto: Getty Images 1:0 gewann der FC Bayern ein Testspiel gegen Manchester United. Die Fans sahen es in einem neu gestaltete­n Stadion.

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