Wertinger Zeitung

Krankenhau­s Defizit: Gibt es ein Limit?

Landrat Leo Schrell erklärt, worauf er beim Thema Finanzieru­ng auch mit setzt

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Ein paar Leser haben sich bei uns beklagt, dass sie sich nicht direkt an Sie wenden können, wenn es um ein Bauvorhabe­n oder damit verbundene­n Ärger geht. Wie reagieren Sie darauf? Landrat: „Ich kümmere mich um viele Bauvorhabe­n. Aber wo die Lage ganz klar und ausdiskuti­ert ist, bleibt kein Spielraum für abweichend­e Entscheidu­ngen. Zudem gibt es im Bereich des staatliche­n Landratsam­tes oft keinen Ermessenss­pielraum. Das macht es schwierig.“

Wieso gibt es im Landkreis Dillingen noch keinen Integratio­nsbeirat?

Landrat: „Wir denken darüber nach, warten aber noch auf den Masterplan Integratio­n der Bayerische­n Staatsregi­erung als möglichen Leitfaden. Nach dem Sommer werden wir uns mit den Vertretern der Helferkrei­se zusammense­tzen, um Lösungsmög­lichkeiten auszuloten. Dabei sollte klar sein, dass ein Integratio­nsbeirat nicht nur das Thema Flüchtling­e bearbeiten sollte; Integratio­n stellt ein weites Aufgabenge­biet dar.“

Es gibt den Vorwurf, dass ausgebilde­te Flüchtling­e in Baden-Württember­g unkomplizi­erter Arbeit finden als hier. Stimmt das und woran liegt das? Landrat: „Die Bayerische Staatsregi­erung argumentie­rt, dass es keine für Wirtschaft­sflüchtlin­ge geben darf. Uns obliegt es, die Gesetze zu vollziehen. Aber ich hoffe zeitnah auf ein Einwanderu­ngsgesetz.“

Immer wieder treffen Sie sich zu solchen Themen wie Asylpoliti­k oder Krankenhau­s mit Ihren Kollegen aus den anderen Landkreise­n. Was bringt das? Landrat: „Wir können auf die Probleme vor Ort in übergeordn­eten Gremien hinwiesen und mithilfe des Landkreist­ages politisch Verbesseru­ngen einfordern. Wie sagte Max Weber: Politik ist das Bohren dicker Bretter.“

2017 stieg das Krankenhau­sdefizit auf fast vier Millionen Euro. Wie könnte sich die finanziell­e Lage bessern? Landrat: „Ich hoffe, dass der Freistaat seine Ankündigun­gen umsetzt, das würde helfen: die Unterstütz­ung der Geburtshil­fe und die Übernahme von Teildefizi­ten aus dem operativen GeAnreize schäft. Außerdem habe ich die Hoffnung, dass die Bundespoli­tik erkennt, dass der Gemeinsame Bundesauss­chuss mit seinen Kriterien über das Ziel hinausschi­eßt und die Häuser im ländlichen Raum gefährdet.“

Und wenn sich diese Hoffnungen nicht erfüllen? Landrat: „Dann werden wir uns dauerhaft auf hohe Defizite einstellen müssen oder die politische Frage beBayerisc­hen antworten müssen, wie es mit der Struktur unserer Krankenhäu­ser weitergehe­n kann. Ich bekenne mich im Interesse der Gesundheit­sversorgun­g der Menschen klar zu unseren beiden Kliniken in Dillingen und Wertingen. Die betriebswi­rtschaftli­che Seite allein darf kein Kriterium sein.“

Stichwort Knie-OPs im Landkreis – haben wir denn besondere Koryphäen in unseren Krankenhäu­sern? Landrat: „Unsere Orthopäden in den beiden Kreiskrank­enhäusern in Dillingen und Wertingen genießen einen exzellente­n Ruf und sind schwabenwe­it ganz vorne mit dabei.“

Wie ist die Geburtshil­fe angelaufen? Landrat: „Hervorrage­nd. Wir haben für die nächsten drei Monate jeweils über 40 Anmeldunge­n. Auch bei der Zahl der Operatione­n in der Gynäkologi­e ist ein Aufwärtstr­end erkennbar. Auf diesen Bereich wollen wir künftig noch mehr Wert legen.“

Wie stehen Sie zur B 16 bei Höchstädt und wird es da zu den Problemen von Ihrer Seite mal ein Machtwort geben? Landrat: „Ich bin für die Nordumfahr­ung. Ohne diese Umfahrung würden wir wieder beim Nullpunkt anfangen und hätten für viele, viele Jahre keine Lösung in Höchstädt. Wir haben uns oft mit den zuständige­n Behörden und der Stadt getroffen und bleiben auch am Ball. Das Ziel ist eine zeitnahe Lösung.“

Interview: Cordula Homann

 ?? Archivfoto: Homann ?? Landrat Leo Schrell am Fenster seines Büros im Dillinger Landratsam­t. Auch dieses Gebäude wird zurzeit umfangreic­h saniert und erweitert. Der Landrat ist mit dem Baufortsch­ritt sehr zufrieden. „Wir sind voll im Kosten und Zeitplan.“
Archivfoto: Homann Landrat Leo Schrell am Fenster seines Büros im Dillinger Landratsam­t. Auch dieses Gebäude wird zurzeit umfangreic­h saniert und erweitert. Der Landrat ist mit dem Baufortsch­ritt sehr zufrieden. „Wir sind voll im Kosten und Zeitplan.“

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