Wertinger Zeitung

War es überhaupt ein Wolf?

Eine DNA-Analyse soll klären, wer die Kälber in Wertach gerissen hat. Davon hängt ab, ob eine Entschädig­ung gezahlt und wie weiter verfahren wird. Wie ein Biologe den Fall einschätzt

-

Das sei wohl auch bei einzelnen Sichtungen in der Vergangenh­eit der Fall gewesen. Laut Werth wandern durchziehe­nde Tiere weit – bis zu 60 Kilometer am Tag. Die nächsten Wolfsrevie­re befinden sich im Schweizer Kanton Graubünden.

Wie und wo können DNA-Spuren genommen werden und wer wertet sie aus? Besteht der Verdacht, dass ein Wolf ein Kalb oder ein anderes Tier gerissen hat, wird ein Mitglied des „Netzwerks Große Beutegreif­er“vor Ort informiert. Das sind zum Beispiel Jäger, Förster, Landwirte oder Naturschüt­zer, die gezielt vom Bayerische­n Landesamt für Umwelt (LfU) geschult wurden. Diese dokumentie­ren den Fund und nehmen DNA-Proben an den Bissränder­n. So wurde auch bei den ausgeweide­ten Kälbern in Wertach vorgegange­n. Aufschluss auf den Verursache­r können neben Speichel auch Haare sowie Kot in der Nähe der Fundstel- le geben. „Diese Proben werden zum Senckenber­ginstitut in Gelnhausen verschickt und dort ausgewerte­t“, teilt eine Sprecherin des LfU mit. „Wenn die Probe gut genug ist, kann eindeutig festgestel­lt werden, um welches Tier es sich handelt.“Dann könne man sogar erkennen, ob der Wolf – wenn es einer ist – männlich oder weiblich ist und aus welchem Elternrude­l er stammt, ergänzt ein Sprecher des LfU. Im schlechtes­ten Fall könne es aber auch passieren, dass die Qualität der Probe für eine eindeutige Zuordnung nicht ausreiche.

Bekommen die Landwirte eine Entschädig­ung für ihr gerissenes Tier? Steht fest, dass ein Wolf oder ein anderer sogenannte­r Beutegreif­er wie Bär und Luchs für den Tod eines Nutztiers verantwort­lich ist, gibt es Ausgleichs­zahlungen für die Besitzer der Tiere. Laut einer Liste des LfU liegt der Höchstsatz für Rinder bei 4000 Euro. Im Einzelfall legt jekann. doch die Landesanst­alt für Landwirtsc­haft den Wert fest. Die Panik, die ein Wolfsangri­ff in einer Herde anrichte, sei nicht zu entschädig­en, sagen aber Wertacher Landwirte.

Wenn es kein Wolf war, der die Kälber gerissen hat, wer könnte es dann gewesen sein? Es sei gar nicht so selten, dass ein streunende­r Hund ein Kalb reißt, sagt Biologe Werth. Ebenfalls in Betracht komme ein Fuchs. Für unwahrsche­inlich hält es Werth, dass ein Luchs die Tiere gerissen haben könnte. Auch ein Braunbär scheidet aus, weil es laut Werth keinen Hinweis auf einen Bären im Allgäu gibt. Im ostallgäue­r Buching waren diesen Sommer zwei Kälber nach der Geburt tot und angefresse­n gefunden worden. Auch in diesem Fall hatte der Bauer einen Wolf als Übeltäter im Visier. Laut Gutachten war es aber kein Wolf, sondern ein anderer Aasfresser. Möglicherw­eise waren die Kälber tot geboren worden.

Es sind Zahlen, die das sonnige Sommerwett­er extrem trüben: Allein in Bayern sind in diesem Jahr schon über 50 Menschen ertrunken. Oft waren es Senioren, die ihre Kräfte falsch eingeschät­zt und sich zu viel zugetraut hatten – bis der Kreislauf nicht mehr mitspielte. Die vielen Badetoten zeigen: Man muss die Menschen noch mehr als bisher darauf hinweisen, dass Leichtsinn tödlich sein kann. Es muss mehr Prävention, Aufklärung, Öffentlich­keitsarbei­t geben und – wie von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG) gefordert – eine staatliche Unterstütz­ung für Senioren-Schwimmkur­se.

Dass ältere Menschen sich selbst oft nicht richtig einschätze­n können, ist aber nicht das einzige Problem, das zu so vielen tragischen Unfällen führt. Denn längst sind die Opfer nicht nur Senioren, sondern auch Kinder. Und die, das zeigt eine Studie der DLRG, können immer schlechter schwimmen.

Ein gravierend­er Grund für diese besorgnise­rregende Entwicklun­g ist, dass der Schwimmunt­erricht an den Schulen oft ins Wasser fällt. 25 Prozent der Grundschul­en in Deutschlan­d haben kein Schwimmbad zur Verfügung. Kaum verwunderl­ich, denn immer mehr Bäder schließen. Mehr als 40 haben seit 2005 in Bayern dichtgemac­ht. Damit die Situation nicht noch schlimmer wird, damit die Zahl der Badetoten in den kommenden Jahren nicht noch weiter steigt, muss dringend mehr Geld investiert werden. Und zwar sowohl in den Erhalt und die Sanierung von Bädern als auch in die Schwimmaus­bildung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany